Hallo Alexandra, schön, dass du dir Zeit nimmst, mit uns zu sprechen!
Du hast ja eine faszinierende Entwicklung hingelegt, hast mehrere Unternehmen gegrĂŒndet und scheinst generell sehr umtriebig! đ ErzĂ€hl doch mal ein bisschen, wie es dazu kam und was dich daran gereizt hat!
Hello Patrik, danke fĂŒr die Einladung, dieses GesprĂ€ch mit dir zu fĂŒhren.
Umtriebig trifft es ganz gut.
Das liegt daran, dass ich wahnsinnig neugierig bin, einen Riesen SpaĂ daran, neue Dinge zu lernen und dabei eine ziemlich geringe Risiko-Angst habe. Und da ist es auf bayrisch Wurscht, ob es darum geht, ein relaxing GetrĂ€nk mit Cannabis auf den Markt zu bringen, mit dem Ocean Cleanup Projekt ĂŒber den Pazifik zu segeln, meine Rolle als unverheiratete, kinderlose Frau zu definieren, oder darum, wie ich mit meiner Solutions Beratung meine Kunden helfe, ihre Zielgruppen besser verstehen und ansprechen können. Ich lasse mich sehr einfach fĂŒr fast alles begeistern, mein Hirn braucht stĂ€ndig Input und es macht mich glĂŒcklich, komplexe Themen zu entschlĂŒsseln und neue Wege zu gehen.
Das klingt sehr spannend und voller Leben! Vor deiner TĂ€tigkeit warst du ja selber in diversen Unternehmen angestellt. Was ist fĂŒr dich der gröĂte Unterschied zwischen dem angestellt sein und dem Unternehmer:innen-tum? Braucht es dafĂŒr besondere Skills, oder kommt es vor allem auf das Thema an, deiner Meinung nach? Ob man dafĂŒr brennt?
Meine Erfahrungen mit regulÀrem Angestellten-Dasein ist sehr begrenzt. Ich war nur 2 mal 6 Monate lang angestellt und bin beide Male daran gescheitert, dass es bei der Umsetzung von Projekten und Ideen im Konzernumfeld oft nicht um die Sache an sich ging, sondern um Politik und Befindlichkeiten einzelner Akteure. Das ist nicht meins, das kann ich einfach nicht, das ist in meinen Augen vergeudete Zeit. Ich arbeite zu gern mit Menschen zusammen, die wirklich etwas verÀndern und weiterbringen wollen.
Denkst du, dass die âFemale Leaderâ die besseren sind? Wenn ja, warum?
Aus Erfahrung am eigenen Leib kann ich hier wenig beitragen, da ich selbst nie eine Frau als Boss hatte. Wenn ich aber ĂŒber die Zukunft meiner beiden Firmen nachdenke, denke ich eher an Kooperationen mit Frauen. Und zwar aus einem einfachen Grund: ich bin ĂŒber 40, habe einiges erlebt und gesehen und erwarte mir eine empathische, respektvolle, entspannte Zusammenarbeit auf Augenhöhe – eine, in der Ego und Macht so gut wie keine Rolle spielen. Generell gilt fĂŒr mich folgendes: Ich bevorzuge die Zusammenarbeit mit Menschen, die ich interessant finde. Die Grundlage fĂŒr eine Kooperation ist die gegenseitige AttraktivitĂ€t. Wir arbeiten zusammen, weil wir einander schĂ€tzen, nicht weil uns eine Hierarchie oder irgendwelche nicht das Business und unseren Lebensstil betreffenden Agenden dazu zwingen. Das bedeutet, dass jeder von uns sich bemĂŒht, ein wertvoller Arbeitspartner fĂŒr die anderen zu sein.
„Um ein Unternehmen auf die Beine zu stellen, muss man vor allem Bock drauf haben, eine gute Idee haben, seine Vision verfolgen wollen.“
Das finde ich ein super Credo. Schauen wir uns deine Unternemen mal an! Kannst du mal kurz erlÀutern, was deine Vision mit FIRA Soda ist? Und wie lÀuft das?
Meine Vision mit FIRA ist es, unser aller Feierabend zu verbessern, indem die FIRA Soda GmbH âGegenmittel fĂŒr eine gestresste Weltâ liefert. Bis jetzt haben wir das mit CBD-haltigen GetrĂ€nken versucht. WĂ€hrend einer Pandemie ohne Investoren-Gelder, eine nagelneue Produkt-Kategorie – Relaxing Beverages – in der legalen Grauzone hochzuziehen, war ein Ă€uĂerst ehrgeiziges, aber auch schier unmögliches Unterfangen. Nachdem wir gerade letzte Woche der Justiz von der Schippe gesprungen sind, bin ich derzeit dabei, das Ganze neu auszurichten. Das Tolle ist, die Zeit und die Needs der Verbraucher arbeiten fĂŒr FIRA (ĂŒbrigens das altdeutsche Wort fĂŒr Feierabend) – das Thema Stress-Relief und funktionale Wellbeing-Produkte sind weltweit auf dem Vormarsch.
Stark! All in – und gewonnen đ Wie ist es eigentlich ein Unternehmen von Grund auf aufzubauen? War es schwieriger oder leichter als gedacht?
Ich habe 2007 meine erste GmbH gegrĂŒndet – VEEQU war so etwas wie Etsy, eine Plattform fĂŒr Designer von Accessoires. Eine super Idee, die in der Umsetzung scheiterte. Ich habe Kunst studiert und keine Ahnung von Wirtschaft gehabt. 2015 co-foundete ich die From A GmbH und die Plattform fromaustria.com, deren Anteile ich 2015 verkauft habe. In Berlin wurde 2019 die Se Han GmbH, eine Solution Agency, geboren und 2020 kam die spannende The Feierabend Company mit Fira Soda dazu. Ich habe also ganz offensichtlich Freude daran, zu grĂŒnden. Ich denke, um ein Unternehmen auf die Beine zu stellen, muss man vor allem Bock drauf haben, eine gute Idee haben, seine Vision verfolgen wollen. Einfach ist es nicht, auch, wenn man wie ich impulsiv ist und nach dem Leitsatz âweâll deal with it when we get thereâ lebt. Was mir persönlich schwerfĂ€llt, ist mir einzugestehen, dass etwas nicht so gut lĂ€uft – sei es das Business oder ich selbst. Und zwar nicht, weil ich selbst damit ein Problem damit habe, sondern weil ich mich ganz einfach dafĂŒr schĂ€me. Und dann muss man in so einer Scham-Situation auch noch um Hilfe fragen – fĂŒrchterlich schwierig. Aber ich lerne dazu und ein paar richtig harte Zeiten haben mir gezeigt, dass Partnerschaften mit fĂ€higen Menschen fĂŒr mich der Way to Go sind.
Find ich ne gute Ausrichtung. Hast du in deiner Zeit, wĂ€hrend der GrĂŒndung, auch vor Schwierigkeiten gestanden, mit denen du nicht gerechnet hast? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen?
Ich habe 2 Wochen vor Corona im Februar 2020 die Fira Soda GmbH gegrĂŒndet und das mit einem Partner, der mich bereits nach ein paar Monaten sitzen lieĂ. Das war hart in dem Zusammenhang: das fĂŒr mich erste Lebensmittel mit Haltbarkeitsdatum und zahlreichen neuen Regeln zu entwickeln, kaum finanzielle Sicherheit, mitten in einer Zeit, in der kein Stein mehr auf dem anderen stand. Dazu kamen regulatorische Themen, da ich etwas gestartet habe, was in einer legalen Grauzone lag. RĂŒckblickend gesehen habe ich selten in einer so kurzen Zeit so viel ĂŒber mich selbst gelernt, ĂŒber Lebensmittel, First Mover-Dasein, Durchhaltevermögen und Ehrlichkeit zu mir selbst. Die Gewissheit, dass ich meine Beratungs-AktivitĂ€ten im Innovations-Bereich sofort wieder aufnehmen konnte, hat mich in schwierigen Momenten ĂŒber Wasser gehalten.
„Dinge zu starten, etwas zu bewegen, Neues auszuprobieren, erfĂŒllt mich mit groĂer Zufriedenheit.“
Wie habt ihr euch in der Welt der bereits unzÀhligen GetrÀnke etabliert? Was macht euch interessanter als die anderen?
Wir sind noch nicht da, wo wir sein könnten, vor allem wegen der schleppenden Legalisierung von Cannabis. Das hatte ich anders eingeschĂ€tzt. Es gilt jetzt fĂŒr mich, andere, entspannende Zutaten in FIRA zu mischen und das Business-Modell sogar etwas zu pivoten. Feierabend ist ein Thema mit sehr viel Inhalt und voller Möglichkeiten. Ich will hier noch nicht zu viel verraten, aber wir machen gerade eine Pause, um uns neu aufzustellen. Ich spreche mit Partnern, die sich mit Lebensmitteln gut auskennen und mir im Bereich Produktion, Vertrieb und Eintritt in den LEH helfen können.
Zu dir persönlich: Wie hast du dein Selbstbewusstsein als Unternehmerin gefunden?
Ich bin ein kreativer Mensch und spĂŒre eine bestimmte Dringlichkeit, so viel wie möglich zu (er)leben. Dinge zu starten, etwas zu bewegen, Neues auszuprobieren und Ideen zu verwirklichen, sie zum Laufen zu bringen, erfĂŒllt mich mit groĂer Zufriedenheit. Das ist bei mir in allen Lebensbereichen so. Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod und will mir, wenn es so weit ist, sagen können, dass ich alles, was ich wollte, zumindest versucht, mein Talent genutzt habe und mich nicht von Angst vor Niederlagen bremsen lieĂ.
Welchen Tipp möchtest du allen mit auf den Weg geben, die auch davor sind ein Unternehmen zu grĂŒnden? Was sind die Fehler, die man TUNLICHST vermeiden sollte? Oder gerade machen muss? đ (Weil man ja nur so lernt.)
Ăberlege, welche QualitĂ€ten du hast – bist du eher der Innenminister fĂŒrs âKleingedruckteâ oder der AuĂenminister fĂŒrs âGrobeâ? Suche dir Partner, oder âTelefon Jokerâ, die bestimmte Dinge viel besser können, als du. Finde heraus, was dein Kunde will. Vertrete deine Dienstleistung oder dein Produkt zu 100 %, sowohl vor Partnern als auch Kunden. Sei ehrlich, vor allem, wenn es nicht so gut lĂ€uft. Recherchiere, sei offen, schau genau hin, frage nach.
