Lieber Andreas, schön, dass wir die Zeit gefunden haben, heute uÌber diverse Themen zu Sprechen. Beginnen wir mit deiner Arbeit. Wie hast du denn zu deiner Leidenschaft gefunden? Das Visuelle, Retusche, Fotografie und generell Design?
Kunst und Design in jeglicher Form hat mich schon als Jugendlicher begeistert. Ich habe mich relativ fruÌh mit Lithographie und Bildbearbeitung beschĂ€ftigt. Damals noch mit Systemen, die extrem reduziert und bei Weitem nicht so vielfĂ€ltig waren, wie die heutigen Programme. Die kreative und damals vor allem âhandwerklicheâ Herausforderung, hat mich immer neugieriger, erfinderischer und ideenreicher gemacht. Immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. Dadurch bekam meine Vision, das Erstellen visueller Konzepte und Bildwelten, auch zusammen mit anderen Kreativen, immer mehr an Bedeutung.
Nach dieser Vision strebst du nun doch schon einige Jahre. Was gilt dabei deiner gröĂten Leidenschaft, was macht dir am meisten SpaĂ an deinem Job?
Das faszinierende an meinem Job ist es, dass jeder Auftrag immer vollkommen eigenstĂ€ndig und meist auch kreativ herausfordernd ist. Egal ob Bildwelten erarbeitet werden oder bestehende Dinge verĂ€ndert, verbessert und manchmal auch âgerettetâ werden. AuĂerdem macht mir die Zusammenarbeit mit anderen Kreativen groĂen Spass und ist natuÌrlich auch eine Bereicherung fuÌr mich und hoffentlich auch umgekehrt.
Das kann ich aus Erfahrung bestĂ€tigen. Deine Leidenschaft zur KreativitĂ€t hat dich auch zur UnternehmensgrĂŒndung gebracht. Wie ging es dir damit und wie war es fĂŒr dich in diesem Bereich selbststĂ€ndig zu sein? Gibt es Zukunftsvisionen, die ihr mit Rotfilter anstrebt?
FuÌr mich war immer schon klar, etwas Eigenes machen zu wollen. Die GruÌndung unseres Unternehmens war sehr spannend, nicht zuletzt, weil wir genau am 11.9.2001 unseren ersten Arbeitstag hatten. Ich kann mich auch noch an den ersten Auftrag erinnern, das war einfach WOW. Da sich das kreative Spektrum immer mehr verĂ€ndert und die Anforderungen steigen, decken wir immer mehr Bereiche ab, z.B. mit KI, 3D, Bewegtbild oder auch Animationen. Dadurch sehen wir uns zunehmend als âkreative Plattformâ bzw. als Ort, wo verschiedenste Ideen kreiert und umgesetzt werden. Die Bereiche werden immer vielfĂ€ltiger und es ist schön, an den neuen Aufgaben gemeinsam zu wachsen.
„Durch den wöchentlichen âBreakâ gibt es nicht nur die Möglichkeit seine Freizeit besser zu planen und gestalten, sondern auch seinen Kopf wieder frei zu bekommen.“
Ein schöner Gedanke, denn ihr da verfolgt! Damit schafft ihr einen tollen Ort fĂŒr kreative Arbeit. Ihr habt ebenso sehr fruÌh auf eine 4-Tage-Woche umgestellt, schon vor der Pandemie. Welche Learnings ziehst du daraus? Hast du das GefuÌhl es verĂ€ndert den Output, weil die Menschen etwas ausgeruhter und effektiver sind?
Absolut! Die Umstellung hat mir gezeigt um wieviel mehr die Zufriedenheit unserer Kollegen und Kolleginnen steigt. Durch den wöchentlichen âBreakâ, das heiĂt, jeder hat einen unterschiedlichen Wochentag frei, gibt es nicht nur die Möglichkeit seine Freizeit besser zu planen und gestalten, sondern auch seinen Kopf wieder frei zu bekommen. Das fördert natuÌrlich den kreativen Prozess und Ideen und kann deshalb nur gut sein. Ăbrigens, ich arbeite fuÌnf Tage. Weil es SpaĂ macht đ
Sehr gut! Der Spaà sollte niemals verloren gehen! Wenn wir auf die Branche im Generellen schauen, wie wird sich diese deiner Meinung nach entwickeln? Wie siehst du das AgenturgeschÀft, auch aus Sicht eines Dienstleisters, der sowohl mit Direktkunden als auch mit Agenturen zusammenarbeitet?
Wir haben nach wie vor einen gut funktionierenden Agentur- und Direktkundenstamm. Allgemein ist ja bekannt, dass nicht nur Agenturen diverse Jobs intern abwickeln, auch Direktkunden produzieren immer mehr inhouse oder wenden sich direkt an diverse Dienstleister – sie haben ja im Laufe der Jahre sehr viel von den Agenturen gelernt. Durch die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit und das dadurch entstandene Vertrauen bleibt immer noch genug fuÌr uns uÌber, vor allem die aufwĂ€ndigen oder heikleren Aufgaben. Wie auch schon vorhin erwĂ€hnt, werden wir auch schon oft im Vorfeld in den kreativen Prozess eingebunden. Das freut mich natuÌrlich sehr.
Ich bin gespannt, wohin die Reise noch geht. Das Thema KI spielt zurzeit ebenso eine groĂe Rolle, aber sie kann auch in eurem Bereich ein Gamechanger sein. Du hast dich damit auch schon beschĂ€ftigt, wie stehst du momentan dazu?
Ich habe bereits einige VortrĂ€ge und Workshops hinter mir und beschĂ€ftige mich intensiv mit der Materie. Man sollte davor keine Angst haben. Ganz im Gegenteil â fuÌr mich ist es ein tolles, weiteres Werkzeug in der Toolbox und es macht SpaĂ, damit zu arbeiten. Im Moment verwenden wir KI, wenn wir sie nutzen, nur fuÌr einzelne Teile von gröĂeren, aufwĂ€ndigeren Artworks. Wir arbeiten auch mit keinen rein generierten Bildern, dazu ist die QualitĂ€t noch lange nicht dort, wo wir sie gerne sehen wuÌrden. Sehr zeitaufwĂ€ndig und kaum umzusetzen ist es, wenn man ein genaues Bildkonzept mit mehreren Sujets verfolgt. Das haben wir gerade aktuell getestet und sind dann doch wieder bei der guten, alten Fotografie gelandet. KI ist in der Bildgenerierung â zumindest bis jetzt noch â ein Zufallsgenerator. Ein wichtiger Aspekt sind auch die Copyrights â es gibt noch keine wirkliche KlĂ€rung betreffend der Rechtslage. Ich kann oder will mir nicht vorstellen, dass z.B. die klassische Fotografie deshalb aussterben wird. In anderen Bereichen wird man wahrscheinlich umdenken und sein Spektrum erweitern muÌssen.
„KI ist in der Bildgenerierung â zumindest bis jetzt noch â ein Zufallsgenerator.“
Ein spannender Weg, der hier vor uns liegt. Man darf gespannt sein. Wenn wir schon dabei sind: Wohin tendiert deiner Meinung nach die Entwicklung, was sind die Chancen, was die Risiken? Wird das aus deiner Sicht wirklich alles so heiĂ gegessen, wie es gekocht wird?
Wir verwenden ja alle eigentlich schon lange KI, in diversen Programmen unterstuÌtzt sie uns schon seit Jahren. Dennoch denke ich, dass sich speziell in der Kreativbranche vieles verĂ€ndern wird. Zum Positiven wie auch zum Negativen. Neue Jobs werden entstehen, manche werden sich verĂ€ndern und manche werden aussterben. Der momentane Hype ist verstĂ€ndlich, da innerhalb kuÌrzester Zeit eine enorme Entwicklung voranschreitet. Es starten ja auch tĂ€glich neue Unternehmen, die AI-Dienste anbieten. Auch das kennen wir schon aus der Vergangenheit. Aber letztendlich kochen wir alle nur mit Wasser.