Anja Abicht ist good at Zukunftsgestaltung.

Anja Abicht, Gründerin und Geschäftsführerin der Tomorrow Academy, unterstützt Unternehmen und Agenturen dabei, den ständigen Wandel der Kreativbranche zu bewältigen. Dafür werden Experten eingeladen, die mit den Teilnehmern die wichtigsten Skills trainieren und zukunftsweisendes Wissen vermitteln. Im Interview erläutert sie das Konzept der Tomorrow Academy und für wen diese geeignet ist. Ebenso spricht sie mit uns über Herausforderungen, für die sich Unternehmen zukünftig wappnen müssen, und wie es ihnen gelingen kann.

Anja Abicht

Liebe Anja, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst! Erzähl doch mal zu Beginn ein bisschen von dir und deinem Lebensweg. Was hat dich am Thema Weiterbildung fasziniert und wie ist es dann zur Tomorrow Academy gekommen?

Zunächst mal: Ich komme aus einer Pädagogen-Familie. Sowohl meine Oma und meine Mama waren Lehrerinnen, mein Papa hat ein Bildungsforschungsinstitut geleitet. Trotzdem wollte ich selber niemals Lehrerin werden – vielleicht war ich abgeschreckt durch zu viel Insider-Wissen 😉 Ich wollte immer in die Werbung, bin dann aber durch Zufall beim Fortbildungszweig des Art Directors Clubs in Berlin gelandet.
Dort habe ich festgestellt, dass es eigentlich eine wunderschöne Tätigkeit ist, Leuten etwas beizubringen. Sie gehen meistens viel beschwingter, motivierter und inspirierter aus einer Fortbildung wieder raus, als sie reingekommen sind. Das hat mir dann doch gefallen – und im Gegensatz zu einer normalen Schule kommen meine TeilnehmerInnen ja auch freiwillig zu mir 😉
Die Tomorrow Academy ist dann entstanden, weil ich aus privaten Gründen nach Wien gekommen bin und hier als frische Mama beruflich noch einmal neu anfangen musste oder durfte. Mit meinen ganzen Erfahrungen aus Berlin habe ich dann überlegt: Wie müsste ein Weiterbildungsinstitut aussehen, wenn ich es selbst erfinden könnte? Wie soll es sich anfühlen, dort dabei zu sein, sowohl für TeilnehmerInnen als auch für DozentInnen? Das habe ich dann umgesetzt.

„Welche Skills brauchen die TeilnehmerInnen morgen und übermorgen? Dieses Kristallkugel-Lesen ist gerade in Zeiten von AI eine sehr ungenaue Wissenschaft.“

Was bietet die Tomorrow Academy alles an und für wen ist sie geeignet?

Als Provider von Lerninhalten muss man zwangsläufig in die Zukunft schauen: Welche Skills brauchen die TeilnehmerInnen morgen und übermorgen? Dieses Kristallkugel-Lesen ist gerade in Zeiten von AI eine sehr ungenaue Wissenschaft. Daher bietet die Tomorrow Academy zwar handfestes Wissen und Fertigkeiten wir UX Design, Storytelling, Innovationsstrategien, Texten, Kampagnenstrategie und natürlich jede Menge KI-Zähmung als Workshop-Themen an. Aber wir versuchen darüber hinaus auch immer, das kreative Mindset unserer TeilnehmerInnen anzusprechen und ihnen aus fast philosophischer (oder auch mal therapeutischer) Sicht den Rücken zu stärken: Wie kann ich heute in AI-Zeiten noch kreativ sein? Wie kann ich meine Kreativität erhalten? Wie begegne ich Frust? Warum darf ich öfter mal auf meine Intuition hören? Gerade der Austausch hier ist ungemein wertvoll, von Fachwissen und Skills unabhängig und bleibt den TeilnehmerInnen auch noch lange Zeit nach dem Seminar.
Die Tomorrow Academy sehe ich heute als Safe Space, in dem kreative Köpfe neues Wissen erwerben, Handwerkstechniken erlernen, jede Menge ausprobieren und sich nach ihren Bedürfnissen weiterentwickeln können – um dann wieder gestärkt und voller neuer Ideen im eigenen Arbeitsumfeld Veränderungen voranzutreiben.

Worauf liegt dein Fokus und was ist dir besonders wichtig an deiner Arbeit?

Ich bin ein großer Fan der Kreativbranche – es sind hier nicht nur sehr kreative, sondern oft auch sehr schlaue Menschen am Werk, die sich blitzschnell in unterschiedlichste Problemstellungen hineindenken können. Gerade diese wachen Geister leiden darunter, wenn sie sich nicht entfalten können und immer gleiche Abläufe und Aufgaben haben. Mit der Tomorrow Academy möchte ich ihnen einen Ort bieten, wo sie wieder zu dem zurückkehren können, was sie dazu gebracht hat, diesen Beruf zu ergreifen: frei gestalten zu können. Unser Ziel ist es, dass die TeilnehmerInnen die Beziehung zu ihren kreativen Fähigkeiten erneuern, auf ein neues Level heben und den Glauben an ihre kreative Kraft stärken. Damit sie motiviert und inspiriert in ihren Arbeitsalltag zurückkehren können.

Welchen Stellenwert hat die Weiterbildung in deinem eigenen Umfeld? Gibt es Skills, die in der Zukunft besonders wichtig werden?

Ich selbst lerne natürlich jede Menge Details in unseren eigenen Workshops, weil ich so viel wie möglich selbst mit dabei bin. Perspektivisch versuche ich aber vor allem, den sperrigen Begriff Nachhaltigkeit mit der Kreativbranche zu verknüpfen. Das ist Wissen, an dem in Zukunft kein Weg vorbeiführt, weil Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Zukunft Hygienefaktoren sein werden, kein USP mehr. Deswegen habe ich selbst vor 10 Jahren schon einen MBA in Sustainability Management gemacht und jetzt bei der Klimaschutzakademie einen Lehrgang mitgemacht, um mein Wissen wieder aufzufrischen und zu erweitern. Aktuell sehen wir extrem viele Marketingaktivitäten in Richtung Nachhaltigkeit – dahinter steht aber oft kaum wirkliche Substanz. Der letzte Schritt, nämlich die Kommunikation von Nachhaltigkeit, wird lange vor dem ersten gemacht – dem eigentlichen Umbau des Unternehmens. Das ist ein Denkfehler. Es wird extrem wichtig werden, dass Agenturen auf diesem Gebiet fit werden, um ihre Kunden gut zu beraten. Ansonsten passiert einfach jede Menge Greenwashing, das in Zukunft auch wesentlich stärker geahndet werden wird als heute. Aus diesem Grund bietet die Tomorrow Academy neben einem 4-teiligen Workshop auch oft kostenlose Kurz-Sessions an, die Themen wie „New Green Rules“ und „Greenwashing“ aufgreifen und das Wissen in die Breite tragen.

„Die große Herausforderung wird sein, die Rollenverteilung zwischen Menschen und AI neu auszuhandeln und dabei die Menschen nicht zu verlieren.“

Was sind für dich aktuell die größten Herausforderungen für die Kreativbranche?

Ich sehe die AI Revolution als absoluten Game Changer für die Kreativbranche. Anfang 2023 hatte man das Gefühl, dass die Branche in einer Art Schockstarre gefangen war, weil die Kreativschaffenden große Angst hatten, von Maschinen abgeschafft zu werden. Diese Panik scheint sich zu Recht etwas gelegt zu haben. Trotzdem wird die große Herausforderung sein, die Rollenverteilung zwischen Menschen und AI neu auszuhandeln und dabei die Menschen nicht zu verlieren. Denn die Möglichkeiten, durch AI schneller zu werden oder ständig höhere Qualität zu produzieren, können auch sehr belastend sein. Die Aufgaben, die für Menschen „übrig“ bleiben, sind wahrscheinlich oft nicht die, weswegen jemand ursprünglich diesen Beruf gewählt hat. Es wird also sehr viel Wandel geben, sowohl innerhalb der Tätigkeiten als auch in den Strukturen der Branche. Gerade Agenturen werden noch besser argumentieren müssen, warum sie und ihre Leistungen weiterhin so wichtig sind, wo eine schnelle Lösung aus Kundensicht doch vielleicht nur einen Prompt entfernt liegt.

Wie denkst du, kann man als Erwachsene Person noch sein Potenzial finden und entfalten?

Auch wenn es nach Plattitüde klingt: Ich denke, das Wichtigste ist, immer neugierig zu bleiben. Nie zu denken „diese Entwicklung mache ich nicht mehr mit, dazu bin ich schon zu alt.“ Viele verschiedene, auch total verrückte und abstruse (Privat-)Interessen zu haben und in jeden Bereich davon ein bisschen mehr als oberflächlich einzusteigen, kann helfen, Verbindungen zu sehen, die selten jemand sonst erkennt. Kombinationen aus Fähigkeiten, die zuerst nicht viel miteinander zu tun zu haben scheinen, ist oft eine fantastische Stärke. Es ist dann auch nicht nötig, in jedem einzelnen dieser Bereiche der oder die Beste zu sein, sondern schlichtweg eigene Leidenschaft mitzubringen und Themen sinnvoll vernetzen zu können. Manchmal muss die Zeit für solche Connections erst kommen: Ich beschäftige mich auch schon seit 15 Jahren mit Werbung und Nachhaltigkeit, aber einen richtigen Need für diese Cross-Expertise gibt es erst jetzt. Meine Empfehlung wäre also, öfter mal Erich Kästner zu lesen, der gesagt hat: „Ich setze mich sehr gerne zwischen Stühle“

Hast du noch Tipps wie Unternehmen auch Innovationen der Zukunft auf die eigene Branche anpassen können und so ganz allgemein welche Veränderungen siehst du noch in der Zukunft der Kreativbranche? Wie siehst du persönlich das Thema KI?

Innovationen haben ja die unangenehme Eigenschaft, dass ihr Erfolg sich nicht wirklich planbar verhält. Mein Tipp wäre also vor allem, immer viele verschiedene Bälle in der Luft zu haben – eine ganze Menge davon wird auf jeden Fall herunterfallen. Es hilft auf jeden Fall auch sehr, die Scheuklappen abzunehmen und sich nicht nur mit der eigenen Branche zu beschäftigen, sondern auch mal in fremden Branchen auf die Suche nach Innovationsstrategien zu gehen, die sich auf den eigenen Bereich umlegen lassen. Gerade auch in großen Konzernen wären abteilungsübergreifende Teams sicher sinnvoll, was durch Design Thinking auch institutionalisiert versucht wird. Trotzdem gibt es da immer noch viel „Gegeneinander“ zwischen den Bereichen, die die Einführung von Innovationen schwieriger machen, als es sein müsste.
Das Thema KI ruft bei mir gemischte Gefühle hervor. Ich finde die Möglichkeiten schon sehr spannend, bin aber auch ein großer Fan menschlicher Kreativität und des kreativen Handwerks. Die kreativen Tätigkeiten werden sich wohl viel stärker zur Konzeption, Bewertung und Verbesserung von KI-Outputs hin wandeln – das ist sicherlich auch nicht für alle ein möglicher oder akzeptabler Weg, die einmal einen Kreativberuf gewählt haben. Wenn sich KI weiterhin so schnell oder vermutlich noch schneller als jetzt entwickelt, ist es relativ unmöglich, vorherzusehen, wo wir in 5 Jahren stehen werden. Ich denke aber, es wäre für Kreative durchaus sinnvoll, nicht nur KI Anwender zu sein, sondern sich eher mit dem Hintergrund zu beschäftigen und KI-Tools für verschiedenste Anwendungsfälle anpassen zu lernen.

Vielen Dank für das Gespräch! Hier noch die Kontaktdaten und der Link zu den Terminen:

Tomorrow Academy
info@tomorrowacademy.org
+43 699 19971600

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