Christian Suntinger ist good at Ruhe bewahren.

Christian Suntinger begann seine berufliche Laufbahn bei Jung von Matt, einer renommierten Werbeagentur. Nach anspruchsvollen Jahren erkannte er die Notwendigkeit, einen besseren Umgang mit Stress zu erlernen. Diese Erkenntnis fĂŒhrte ihn zur Meditation und Achtsamkeit. Nach Jahren intensiver Praxis absolvierte er erfolgreich die MBSR- und MSC-Ausbildungen. In unserem Interview gewĂ€hrt er uns tiefe Einblicke in seine persönliche Praxis und teilt seine Erfahrungen darĂŒber, welchen positiven Einfluss Achtsamkeit auf unser Leben haben kann.

Christian Suntinger

Lieber Christian, danke, dass du dir die Zeit nimmst. Magst du mal erzÀhlen zum Einstieg (wir kennen uns ja noch von JvM, du als Texter damals, ich AD), was dich damals zum Texten bzw. in die Agentur oder Kreativbranche gebracht hat?

Ich habe wĂ€hrend meines Germanistik-Studiums ein Buch von Wolf Haas gelesen. Im Klappentext stand, dass er frĂŒher als Werbetexter gearbeitet hat. Bis dahin wusste ich gar nichts von der Existenz dieses Berufs. Ich wollte schon lĂ€nger selbst schreiben, aber ein ganzes Buch habe ich mir nicht zugetraut. FĂŒr ein paar gute SĂ€tze könnte es reichen, dachte ich mir, also habe ich mich fĂŒr die Texterschmiede in Hamburg beworben.

Na schau, so schnell kann’s gehen 😉 Was muss sich deiner Meinung nach Ă€ndern bzw. was hat dich damals dazu bewogen, nicht mehr in Agenturen arbeiten zu wollen? Und wie kam es dann zu deiner persönlichen Entwicklung hin zum Coach fĂŒr Achtsamkeit und Meditation?

Ich hatte das GlĂŒck, mit richtig guten Leuten zusammenzuarbeiten, von denen ich viel gelernt habe. Das hat natĂŒrlich auch bedeutet, dass viel von mir verlangt wurde. Zudem hatte ich sehr hohe AnsprĂŒche an mich selbst und mich zusĂ€tzlich unter Druck gesetzt. Nach ein paar aufregenden, aber auch wirklich fordernden Jahren war mir klar, dass ich einen Weg finden musste, besser mit Stress umzugehen, und so bin ich auf Meditation und Achtsamkeit gekommen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir schon ein paar Minuten Meditation pro Tag dabei geholfen haben, in stressigen Situationen gelassener zu bleiben. Nach mehreren Jahren intensiver Praxis hab ich mich dazu entschlossen, die Lehrer*innen-Ausbildung fĂŒr MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) und spĂ€ter auch MSC (Mindful Self-Compassion) zu machen. Jetzt versuche ich das, was ich ĂŒber den Umgang mit Stress gelernt habe, an Unternehmen weiterzugeben, in denen das auch ein Thema ist. Ich bin Scholz & Friends Wien und We Make Stories fĂŒr die Offenheit dankbar, sich auf das einzulassen!

Super, finde ich auch! Dein Angebot mit https://www.gleichmut.at/ ist ja sehr spannend. Du gibst angeleitete Meditationen und Achtsamkeits-Seminare. Wie helfen diese in Unternehmen? Wie können wir auch als Individuelle davon profitieren? Und was ist deine Vision fĂŒr die Zukunft?

Mit meinen angeleiteten Meditationen starte ich ĂŒblicherweise schon vor Beginn der regulĂ€ren Arbeitszeit. Es fĂ€llt nicht allen Teilnehmer*innen leicht, dafĂŒr noch eine halbe Stunde frĂŒher aufzustehen, aber ich höre immer wieder, wie positiv sich die Meditation auf den Arbeitsalltag auswirkt: Man geht mit einem klareren Kopf an seine Aufgaben heran und fĂŒhlt sich dank mehr innerer Ruhe weniger schnell ĂŒberfordert. NatĂŒrlich macht man trotzdem Fehler – Meditation ist ja kein Allheilmittel. Deshalb geht es bei meinen gefĂŒhrten Meditationen immer auch um Freundlichkeit, sich selbst und anderen gegenĂŒber. Das Üben kann dabei helfen, auch in angespannten Situationen respektvoll mit seinen Kolleg*innen umzugehen. Dass sich das positiv auf die ArbeitsatmosphĂ€re auswirkt, liegt auf der Hand.

„Achtsam zu sein bedeutet, den Stress erst einmal bewusst wahrzunehmen, ohne sofort darauf zu reagieren.“

Absolut, da hast du recht. StressbewĂ€ltigung im Alltag ist ja generell ein Thema, sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. Wir sind ja auch immer mehr EinflĂŒssen ausgesetzt, es fĂ€llt zunehmend schwer sich abzugrenzen. Welche Tools gibt es, um damit besser umzugehen?

Wenn wir unter Stress stehen, reagieren wir oft impulsiv und sagen oder tun Dinge, die wir spĂ€ter bereuen. Achtsam zu sein bedeutet, den Stress erst einmal bewusst wahrzunehmen, ohne sofort darauf zu reagieren. Ich mag die Zeilen von Wilhelm Busch: „Bist du wĂŒtend, zĂ€hl bis vier, hilft das nicht, dann explodier.“ Achtsamkeit verlĂ€ngert sozusagen die ZĂŒndschnur. Und dieses bisschen mehr Zeit, das einem dadurch bleibt, anders auf die Situation zu antworten, ist ein erstaunlicher Freiheitsgewinn.

Es nehmen sich ja inzwischen immer mehr Menschen die Zeit zu meditieren. Das Feedback bekomme ich auch aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Im Alltag bedarf es oft nicht mehr als 15 – 30 Minuten fĂŒr die Übungen. Die Mehrheit denkt aber immer noch “So viel Zeit habe ich nicht, das stresst mich nur zusĂ€tzlich” glaube ich 
 ist das nicht ironisch? Wie reagierst du darauf und ist deine Methode anders bzw. geht anders auf diese Menschen ein?

Mir ist total bewusst, dass z.B. eine halbe Stunde gar nicht wenig ist und viele einen so vollgestopften Kalender haben, dass oft gar kein Platz mehr dafĂŒr ist. Ich empfehle meistens, mit kurzen Einheiten – nur ein paar Minuten pro Tag – zu starten und die Dauer in kleinen Schritten zu erhöhen. In dieser Hinsicht ist Meditation auch mit anderen Arten des Trainings zu vergleichen. Wenn man die positiven Effekte, die das Meditieren hat, zu schĂ€tzen gelernt hat, ist man oft eher bereit, andere AktivitĂ€ten, die einem nicht so guttun, zu reduzieren, und schon hat man sich eine halbe Stunde pro Tag fĂŒrs Sitzen freigeschaufelt!

„Der Geist lĂ€sst sich nicht auf Knopfdruck bĂ€ndigen, sondern springt wie ein Affe von einem Objekt zum nĂ€chsten.“

Stimmt, babysteps! Aber halt anfangen, gell! Kann jeder meditieren, lernen oder muss man dafĂŒr eine Begabung haben?

Im Grunde ist Meditation sehr einfach: Man richtet die Aufmerksamkeit auf ein Objekt wie beispielsweise den Atem, und wenn man bemerkt, dass man abgeschweift ist, kehrt man wieder dorthin zurĂŒck. Wer das einmal ausprobiert hat, merkt aber schnell, dass es alles andere als leicht ist. Der Geist lĂ€sst sich nicht auf Knopfdruck bĂ€ndigen, sondern springt wie ein Affe von einem Objekt zum nĂ€chsten. Das kann fĂŒr AnfĂ€nger*innen sehr frustrierend sein. Deshalb finde ich das gemeinsame Meditieren und den Austausch darĂŒber so wertvoll: Man merkt, dass man mit den Schwierigkeiten nicht allein ist und diese werden dadurch normalisiert. Ich halte mich wirklich nicht fĂŒr einen begabten Meditierenden – monkey mind kommt regelmĂ€ĂŸig zu Besuch –, aber vielleicht ist mein Talent, dass es mir gelingt, auch in Zeiten, in denen mir die Praxis nicht leicht fĂ€llt, dranzubleiben.

Vom 20. bis 22. Oktober findet im MĂŒhlviertel das Seminar „Freundschaft schließen mit sich selbst“. Mehr Infos ganz unten!

Du hast ja bald eine sehr schöne Veranstaltung geplant, mit einer Kollegin zusammen. Magst du uns kurz erzÀhlen, worum es da geht? Gibt es noch freie PlÀtze?

Sehr gern! Die wunderbare Psychotherapeutin Marion Weiss-Döring und ich leiten vom 20. bis 22. Oktober im MĂŒhlviertel das Seminar „Freundschaft schließen mit sich selbst“. Wir wollen mit unterschiedlichen Meditationen und ReflexionsĂŒbungen Ressourcen aufbauen, um uns auch in herausfordernden Zeiten mit Wohlwollen zu begegnen. Es wird auf jeden Fall auch genug Gelegenheit geben, beim Yoga und bewusstem Gehen in der Natur zu entspannen – die Gegend ist wirklich richtig schön! Ein paar PlĂ€tze gibt es noch, und es sind auch Menschen ohne Meditationserfahrung herzlich willkommen!

Alle Infos findet man hier: https://www.gleichmut.at/aktuelles-seminar/

Klingt toll, ich wĂŒnsch’ euch viel Erfolg!
Vielen Dank fĂŒr das schöne GesprĂ€ch, lieber Christian, und weiterhin viel Erfolg! Find’ ich super, was du da machst!

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