Servus lieber Christian! Lass uns gleich mal rein starten! Du bist ja der Drucker unseres Vertrauens (auf Tipp von der grandiosen Lisa Freidl!), bin ein groĂer Fan eures Handwerks! ErzĂ€hl doch mal ein bisschen von deinem Werdegang. Du kommst ja ursprĂŒnglich auch aus der Werbung âŠ
Vielen Dank! Ja, genau, eher Grafik-Design als Werbung. Es gab da eine Agentur namens Onomato in Graz, an der ich beteiligt war, die hauptsĂ€chlich Print-Grafik gemacht hat. Also hatte ich schon damals viel mit Druckereien zu tun und immer Freude dran, wenn ich zum Andruck musste. Das eigene Letterpress-Studio hat mit einem Heidelberger Tiegel, sprich einer alten Druckmaschine aus den 60ern begonnen, die ich mir auf ebay gekauft habe. Das Drucken haben mir ein paar Ă€ltere Herren beigebracht, die sich gefreut haben, dass ich mich dafĂŒr interessiere – weil der Buchdruck (Letterpress) als Massen-Druckverfahren ja schon lĂ€ngst ausgestorben war.
„Es ist jedes Mal eine Freude so was zu produzieren.“
Was fasziniert dich an diesem speziellen Handwerk?
Dieses alte Druckverfahren ist dermaĂen simpel und unmittelbar – man druckt auf GuĂeisernen uralten UngetĂŒmen – es riecht, es schnauft, man wird dabei richtig schmutzig, und trotzdem kann man damit die feinsten Materialien bzw. Papiersorten bedrucken, prĂ€gen, stanzen, etc. und einfach schöne Produkte erzeugen.
Worauf legt ihr bei IF besonders wert?
Das Wichtigste ist fĂŒr uns zuerst die Beratung und der gemeinsame Prozess mit den Kunden, mit denen wir die effizienteste Umsetzungsvariante erarbeiten. Das ist aus technischen GrĂŒnden oft etwas ganz Anderes, als der Kunde sich ursprĂŒnglich vorgestellt hat. AnschlieĂend die höchstmögliche QualitĂ€t zu liefern, versteht sich von selbst. Wir sind da oft sehr kritisch bei kleinen Fehlern. Aber das muss einfach unser Anspruch sein.
Was war die gröĂte Herausforderung, was einen Auftrag angeht? Woran wĂ€rst du fast verzweifelt?
Als unerfahrene Drucker haben wir ganz zu Beginn vor 12 Jahren teilweise AuftrĂ€ge angenommen, von denen wir besser die Finger gelassen hĂ€tten. Wir konnten die erwĂŒnschte QualitĂ€t unter Zeitdruck einfach aus mangelnder Erfahrung nicht liefern. Da steht man schon mal spĂ€t in der Nacht an der Druckmaschine und weiss nicht mehr weiter, holt noch alte Druckermeister aus dem Bett und treibt selbst diese an den Rand der Verzweiflung.
„Etwas mit den Fingern zu berĂŒhren und zu erfahren entschleunigt gleich mal ordentlich, weil das eine gewisse Zeit beansprucht.“
Welche Drucktechnik macht dir am meisten SpaĂ?
ReliefschnittprĂ€gungen, also quasi erhabene HeissfolienprĂ€gungen werden – richtig eingesetzt – wirklich wunderschön. Es ist jedesmal eine Freude, sowas zu produzieren.
Stellst du gewisse Trends fest? Was wird mehr, was wird weniger als frĂŒher angefragt?
Trends kann man schon feststellen – auf Instagram & Co. werden die Dinge verbreitet und man merkt dann schon, wenn bestimmte Dinge hĂ€ufiger angefragt werden. Trotzdem erfreut sich klassisches Letterpress noch immer groĂer Beliebtheit und ist bei uns die Basis von allem. Komplexere Veredelungen, wie HochprĂ€gungen und ReliefschnittprĂ€gungen, sind zurzeit hoch im Kurs, gut fotografiert macht das auch wirklich was her.
Geht es dir/euch auch so, dass man inzwischen eine Art Gegenbewegung zum ganzen KI, digital, remote usw merkt? Ich hab das GefĂŒhl, vielen Menschen fehlt die Haptik, die Beziehung, der KontaktâŠdie Personen, mit denen ich zu tun habe, freuen sich richtig, wenn ich ihnen unsere (von euch so schön gemachten) Visitenkarten gebe, am meisten bei der ganz Goldenen đ deckt sich das mit deinen Erfahrungen?
100%ig. Ich glaube das ist genau der Grund warum diese Dinge beliebter sind, denn je. Es gibt da prinzipiell sicher eine groĂe Sehnsucht, etwas auch mit den HĂ€nden und Fingern zu fĂŒhlen, etwas zu anzuriechen, und nicht nur stĂ€ndig – wie sonst fast ausschlieĂlich am Smartphone – visuellen und auditiven Reizen ausgesetzt zu sein, und das noch dazu in diesem unglaublichen Tempo. Etwas mit den Fingern zu berĂŒhren und zu erfahren entschleunigt gleich mal ordentlich, weil das eine gewisse Zeit beansprucht. Ich beobachte das sehr oft bei KundengesprĂ€chen. Das lĂ€uft sehr unbewusst ab, ist aber ein nettes Schauspiel, wenn man drauf achtet, wie jemand mit einer schön geprĂ€gten Visitenkarte spielt.