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Christian Ursnik ist good at Letterpress.

Christian Ursnik, gelernter Grafiker, begann seine Karriere im Bereich Print-Grafik. Sein eigenes Letterpress-Studio startete mit einem Heidelberger Tiegel, den er über Ebay ersteigert hat. Das Handwerk lernte er von zwei erfahrenen Meistern, als Letterpress bereits fast in Vergessenheit geraten war. Im Interview spricht Christian über die Faszination dieses traditionellen Handwerks und warum es gerade heute wieder so beliebt ist wie lange nicht mehr.

Christian Ursnik

Servus lieber Christian! Lass uns gleich mal rein starten! Du bist ja der Drucker unseres Vertrauens (auf Tipp von der grandiosen Lisa Freidl!), bin ein großer Fan eures Handwerks! Erzähl doch mal ein bisschen von deinem Werdegang. Du kommst ja ursprünglich auch aus der Werbung …

Vielen Dank! Ja, genau, eher Grafik-Design als Werbung. Es gab da eine Agentur namens Onomato in Graz, an der ich beteiligt war, die hauptsächlich Print-Grafik gemacht hat. Also hatte ich schon damals viel mit Druckereien zu tun und immer Freude dran, wenn ich zum Andruck musste. Das eigene Letterpress-Studio hat mit einem Heidelberger Tiegel, sprich einer alten Druckmaschine aus den 60ern begonnen, die ich mir auf ebay gekauft habe. Das Drucken haben mir ein paar ältere Herren beigebracht, die sich gefreut haben, dass ich mich dafür interessiere – weil der Buchdruck (Letterpress) als Massen-Druckverfahren ja schon längst ausgestorben war.

„Es ist jedes Mal eine Freude so was zu produzieren.“

Was fasziniert dich an diesem speziellen Handwerk?

Dieses alte Druckverfahren ist dermaßen simpel und unmittelbar – man druckt auf Gußeisernen uralten Ungetümen – es riecht, es schnauft, man wird dabei richtig schmutzig, und trotzdem kann man damit die feinsten Materialien bzw. Papiersorten bedrucken, prägen, stanzen, etc. und einfach schöne Produkte erzeugen.

Worauf legt ihr bei IF besonders wert?

Das Wichtigste ist für uns zuerst die Beratung und der gemeinsame Prozess mit den Kunden, mit denen wir die effizienteste Umsetzungsvariante erarbeiten. Das ist aus technischen Gründen oft etwas ganz Anderes, als der Kunde sich ursprünglich vorgestellt hat. Anschließend die höchstmögliche Qualität zu liefern, versteht sich von selbst. Wir sind da oft sehr kritisch bei kleinen Fehlern. Aber das muss einfach unser Anspruch sein.

Was war die größte Herausforderung, was einen Auftrag angeht? Woran wärst du fast verzweifelt?

Als unerfahrene Drucker haben wir ganz zu Beginn vor 12 Jahren teilweise Aufträge angenommen, von denen wir besser die Finger gelassen hätten. Wir konnten die erwünschte Qualität unter Zeitdruck einfach aus mangelnder Erfahrung nicht liefern. Da steht man schon mal spät in der Nacht an der Druckmaschine und weiss nicht mehr weiter, holt noch alte Druckermeister aus dem Bett und treibt selbst diese an den Rand der Verzweiflung.

„Etwas mit den Fingern zu berühren und zu erfahren entschleunigt gleich mal ordentlich, weil das eine gewisse Zeit beansprucht.“
Fotos © Afloat Studio

Welche Drucktechnik macht dir am meisten Spaß?

Reliefschnittprägungen, also quasi erhabene Heissfolienprägungen werden – richtig eingesetzt – wirklich wunderschön. Es ist jedesmal eine Freude, sowas zu produzieren.

Stellst du gewisse Trends fest? Was wird mehr, was wird weniger als früher angefragt?

Trends kann man schon feststellen – auf Instagram & Co. werden die Dinge verbreitet und man merkt dann schon, wenn bestimmte Dinge häufiger angefragt werden. Trotzdem erfreut sich klassisches Letterpress noch immer großer Beliebtheit und ist bei uns die Basis von allem. Komplexere Veredelungen, wie Hochprägungen und Reliefschnittprägungen, sind zurzeit hoch im Kurs, gut fotografiert macht das auch wirklich was her.

Geht es dir/euch auch so, dass man inzwischen eine Art Gegenbewegung zum ganzen KI, digital, remote usw merkt? Ich hab das Gefühl, vielen Menschen fehlt die Haptik, die Beziehung, der Kontakt…die Personen, mit denen ich zu tun habe, freuen sich richtig, wenn ich ihnen unsere (von euch so schön gemachten) Visitenkarten gebe, am meisten bei der ganz Goldenen 😉 deckt sich das mit deinen Erfahrungen?

100%ig. Ich glaube das ist genau der Grund warum diese Dinge beliebter sind, denn je. Es gibt da prinzipiell sicher eine große Sehnsucht, etwas auch mit den Händen und Fingern zu fühlen, etwas zu anzuriechen, und nicht nur ständig – wie sonst fast ausschließlich am Smartphone – visuellen und auditiven Reizen ausgesetzt zu sein, und das noch dazu in diesem unglaublichen Tempo. Etwas mit den Fingern zu berühren und zu erfahren entschleunigt gleich mal ordentlich, weil das eine gewisse Zeit beansprucht. Ich beobachte das sehr oft bei Kundengesprächen. Das läuft sehr unbewusst ab, ist aber ein nettes Schauspiel, wenn man drauf achtet, wie jemand mit einer schön geprägten Visitenkarte spielt.

Fotos © Infinitive Factory

Vielen Dank für das Gespräch!

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