CreativeMornings gibt es seit 2014 auch in Wien und ist mittlerweile fester Bestandteil der Wiener Kreativszene. Was ist das besondere an dem Format und was unterscheidet euch von herkömmlichen Events und Konferenzen?
SU: Das Besondere an den monatlichen Events ist sicherlich der Facettenreichtum sowohl in der Thematik, der Locationauswahl als auch bei den Speaker:innen. Wir bespielen die ganze Stadt von Theatern, über Studios, Museen, Universitäten, Co-Working-Spaces, mit den unterschiedlichsten Vortragenden und wechselnden Formaten – von Vortrag über Diskussion bis zu Lesungen.
JW: Eine weitere Besonderheit ist sicher auch die Community- zu uns kommen Selbstständige, Medien- und Agenturleute und mittlerweile auch Mitarbeiter:innen aus Unternehmen, die ihre Leute auf unsere Events schicken. Das Spannende ist, dass wir immer 50 % neue Besucher:innen haben und so das Netzwerken auf jedem Event spannend bleibt.
SU: CreativeMornings ist barrierefrei, der Eintritt ist gratis, die Tickets kann man sich ab jedem Montag vor dem Event auf unserer Website sichern. Wir haben seit Jahren Ausgewogenheit bei männlichen und weiblichen Speaker:innen.
JW: Außerdem sind wir ein gemeinnütziger Verein, der aus 10 Teammitgliedern besteht, die alle aus unterschiedlichen Disziplinen kommen und das alles ehrenamtlich auf die Beine stellen.

„Eine der wichtigsten Grundlagen ist aus meiner Sicht einen wachen und neugierigen Geist zu haben.“

Was ist euer persönlicher Zugang zu CreativeMornings – was macht ihr beruflich und warum engagiert ihr euch?
JW: Das Besondere an CreativeMornings ist die lockere Atmosphäre, die auch Raum für Networking und den Austausch von Ideen und Projekten bietet. Und: jede und jeder ist willkommen, nicht nur Kreativschaffende. Ich selbst bin zum Beispiel auch nicht kreativ tätig, sondern arbeite als Produkt- und Projektmanagerin bei WienTourismus und bin dort z.b. für diverse Kooperationen und Projekte mit Stakeholder:innen aus der Wiener Kunst-, Kultur- und Tourismusbranche zuständig. Während meiner Zeit davor bei designaustria, war CreativeMornings regelmäßig im designforum im MuseumsQuartier zu Gast – ich war damals also in der Rolle des Locationhosts. Die offene und fröhliche Atmosphäre und die spannenden Talks haben mir als Zuhörerin immer einen besonders kraftvollen Start in den Freitag gegeben. Vor fast drei Jahren wollte ich mich dann auch aktiv für das Projekt engagieren und bin seitdem Teil des Organisationsteams von CreativeMornings Vienna – ich finde es sehr bereichernd, für talentierte Menschen eine “Bühne zu bauen”, auf der sie ihre Inputs teilen können.
SU: Ich habe den Verein 2019 übernommen, kurz nachdem ich mit zwei Partnerinnen das OFFF Festival in Wien gemacht habe – für mich ist ein starker Pull- Faktor Menschen zu vernetzen und selber mit spannenden Menschen in Kontakt zu kommen und sich auszutauschen und weiterzuentwickeln. Ich bin Beraterin bei Jung von Matt Donau und eine der wichtigsten Grundlagen ist aus meiner Sicht einen wachen und neugierigen Geist zu haben, um Herausforderungen mit Besonnenheit und Weitsicht bewältigen zu können. Deshalb ist CreativeMornings nach wie vor eine gute Ergänzung zu meiner Arbeit und es ergeben sich viele Synergien.

Ihr habt in jeder Veranstaltung ein bestimmtes Monatsthema. Wie werden diese Themen ausgewählt, und wie beeinflussen sie eure Speaker:innen?
JW: Die Themen werden jedes Jahr in New York ausgewählt – sie sind sehr abstrakt und jeder Standort ist frei in der Interpretation und Umsetzung dieser Themen.
SU: Wir laden nur Menschen ein, die wir im Team selber spannend finden und manchmal kommen wir vom Thema zum/r Speaker:in und manchmal ist es auch andersrum. Manchmal bekommen wir auch tolle Tipps aus der Community – z.B. von dir. Die Wunschliste ist lang und reicht noch für viele inspirierende Events.
Die CreativeMornings-Community lebt von Austausch und Begegnung. Wie erlebt ihr die Community vor Ort? Gibt es besondere Momente, die euch in Erinnerung geblieben sind?
JW: Das Schöne an den Events ist, dass es wirklich ein offener Raum für alle ist, geprägt von einer sehr freundlichen und wohlwollenden Atmosphäre. Sowohl diejenigen, die auf der Suche nach Austausch und Networking sind, werden fündig, als auch die, die z.b. allein vorbeischauen, um einfach nur den Vortrag zu hören. Mittlerweile gibt es natürlich ein paar “Fixstarter:innen”, die regelmäßig zu den Events kommen. Aber es ist auch toll, dass jedes Mal einige neue Besucher:innen den Weg zu uns finden. Besonders freut es mich immer, wenn sich unter den Teilnehmer:innen dann auch Kooperationen und Zusammenarbeiten ergeben – das wollen wir als Plattform ermöglichen.
SU: Für mich haben die Events etwas sehr intimes – das liegt daran, dass die Menschen rund um CreativeMornings sehr zugewandt und offen sind und einem das Gefühl von Geborgenheit geben. Das spiegeln uns sowohl Speaker:innen als auch Besucher:innen immer wieder.
„Das Schöne an den Events ist, dass es wirklich ein offener Raum für alle ist.“

Was war eine besonders inspirierende oder überraschende Veranstaltung für euch persönlich?
JW: Da gibt es einige. Spannend wird es immer dann, wenn der Vortrag über eine reine Werkschau hinausgeht, wenn das Monatsthema aufgegriffen wird und der/die Speaker:in es dann schafft, Inspiration, kreativen Input und Persönliches zu verknüpfen. Mir persönlich sind aus den letzten Jahren z.B. die Talks von Kathi Maun, Christian Cervantes, und – ja, auch von dir 😉 – Patrik Sünwoldt im Gedächtnis geblieben.
SU: Wir hatten viele sehr einprägsame Events auch aufgrund ihrer Diversität – von der letzten Generation bis zu Ö3 waren sehr viele Momente dabei, an die ich mich gerne erinnere und ich kann da keinen explizit herausheben.
Welche Herausforderungen bringt die Organisation von CreativeMornings mit sich?
SU: Wie jede erfolgreiche Organisation haben auch wir uns mit dem Thema Wachstum auseinandergesetzt und CreativeMornings personell und thematisch breiter aufgestellt. Wir haben klare Verantwortlichkeiten etabliert und gleichzeitig sehr viel Raum für Teammitglieder gegeben und das hat zu einer Fluktuation von 0 % in den letzten 2 Jahren geführt. Gleichzeitig haben wir uns thematisch weiter ausdifferenziert und haben eine begleitende Videoaufnahme bei den Events, einen Podcast, umfangreiche Newsletter, ein Interview-Format und seit Neuestem auch einen eigenen Buchklub. Das Team ist sehr eingespielt und agiert weitestgehend autark und trotz unserer fordernden Jobs ist die Motivation und der Antrieb, das Format voranzutreiben,
ungebrochen. Wir haben außerdem gute Partner:innen, die uns finanziell und mit Sachleistungen unterstützen – ohne sie wäre das Format nicht möglich.

Wie können sich interessierte Menschen bei CreativeMornings engagieren oder selbst Teil der Community werden?
JW: Man kann sich jederzeit bei uns bewerben und auch einbringen. Eigene Projekte und Anliegen können bei Lightning Pitches vorgestellt werden.
Zum Abschluss: Gibt es eine besondere Botschaft oder einen Gedanken, den ihr unseren Leser:innen mit auf den Weg geben möchtet?
SU: Eines meiner Learnings in sechs Jahren CreativeMornings ist, was für ein großer Hebel sinnhaftes Schaffen ist. Wenn die Belohnung der Tätigkeit durch die Tätigkeit selbst erfolgt und nicht mit Geld kompensiert werden muss, ist das ein unfassbarer Gewinn. Das können Organisationen und Agenturen von uns lernen.
Vielen Dank euch für das spannende Gespräch!
Mehr über CreativeMornings und die nächsten Events findet ihr hier.