„FĂĽhren und fĂĽhren lassen.“
People Management.
Nicht fĂĽr jeden gemacht, aber von jedem erwartet.
Ob schon immer angestrebt oder einfach „rein befördert“, je höher die Hierarchiestufe, desto größer die Verantwortung. Ăśber Unausgesprochenes und Verbindlichkeit in einer unverbindlichen Welt.
Der Weg nach oben ist nicht immer glatt asphaltiert. Je höher und weiter, desto größer die Verantwortung. Nichts überraschendes, aber überraschend zeitintensives. People Management – ein Begriff, der es schon sagt, was mit Menschen zu tun hat. Management möglichst ohne Micro, Pragmatismus in der Planung der Ressource und dazwischen ganz viel Balsam. Nicht für den Lead, dafür mehr für andere. Verbindlichkeiten, in einer unverbindlichen Welt.
Automatismus beim empathischen Autodidakten
Was gern in den Job-Beschreibungen in einem Nebensatz ausformuliert ist, mündet in der Realität in eine Zusatzposition. Einfinden ohne Einarbeiten. Machen nach Gusto. Wovor viele Firmen die Augen verschließen: Beförderung allein macht keine gute Führungskraft. Viele hoffen auf einen Automatismus beim empathischen Autodidakten. Während diese nebenbei ihren eigentlichen Job ohne Abstriche bedienen müssen. Denn da war ja noch was, das Tagesgeschäft, die Kunden und nicht zuletzt der eigene Anspruch. Kollision vorprogrammiert.
Zur Erwartungshaltung der Geschäftsführung gesellt sich die des Teams an den neuen Lead. Persönliche Befindlichkeiten nehmen mehr Raum ein, als Projekte und Zeit. Alle wollen gesehen werden, obwohl der People Manager selbst schon lange nicht mehr durchblickt.
Ein Teufelskreis aus Unzufriedenheit
Doch anstatt das eigentliche Problem an der Wurzel zu packen, begnügten sich Agenturen nicht selten mit einer neuen Position, die die Misere kaschieren sollte: die Geburtsstunde des Creative Principals. Eine zusätzliche Hierarchiestufe, der Lead ohne Personalverantwortung und People Management Aufgaben. Dem Einen der Spaß, dem CD die Pflicht und dennoch allen das Tagesgeschäft. Wer sich hier nicht auf die Füße trat, dem sei mein Applaus gewiss.
Für die Principals sollte es spätestens beim Agenturwechsel den Reality Check geben: Denn welches starre Konstrukt ist flexibel genug für Leads ohne Teamverantwortung. So kennt man ihn vielerorts heute unter Associate Creative Director oder den Junior CD. Einen Zusatz, den kaum einer nochmal in seiner Vita haben möchte. Das Gefühl, nochmal von Neuem anzufangen. Und so ist es für viele auch.
Ein Teufelskreis aus Unzufriedenheit:
Das Team klagt über fehlende Führung, der Director über die eigentliche Arbeit, die auf der Strecke bleibt. Wo ist sie geblieben, die Kreativität des Directors, der Grund, warum er da ist, sein sollte. Eben neben der Sache mit den Menschen.
Wer nun nach einem Allheilmittel ruft, den muss ich enttäuschen. Es ist vielmehr ein Wunsch nach Reflexion, verlorengegangener Ehrlichkeit. Zu sich, anderen und nicht zuletzt der Agenturen gegenüber ihrer Leads. Denn wer hier Transparenz vorlebt und klar vorgibt, wie Führung auszusehen hat, geht mit mehr als bloß gutem Beispiel voran. People Management auf GF-Ebene beginnt mit der Kommunikation der Erwartungshaltung und endet mit einem regelmäßigen Austausch. Getreu dem Credo: gemeinsam, statt gegeneinander. Als Team agieren und gegebenenfalls rechtzeitig nachjustieren, statt am Projektende saloppe Bemerkungen wie “hätte besser laufen können” zu servieren.
FĂĽr mehr Miteinander auch auf Lead Ebene
Natürlich ist es auch am Lead selbst, sich der wachsenden Verantwortung anzupassen und Teambelange persönlicher Natur in seinen Alltag unterzubringen. Wenn dies nicht gelingt, wird gern auf ein Mangel an Empathie geschlossen, aber oft ist es eben der Mangel an Zeit. Zu viele Meetings, noch mehr Menschen. Und das eigentliche Projekt ganz klein am Horizont. Ein paar Leads haben es, dieses Gen, die Kunst des Zuhörens, immer helfen Wollens, für jeden da sein. Aber selbst die Mütter Teresas der Branche haben es nicht, dieses unerschöpfliche Kontingent an Lebensstunden.
FĂĽr mehr Miteinander auch auf Lead Ebene. Auf dass am Ende auch das bleibt, was einst wichtig war: der Job, fĂĽr den wir so sehr brannten, bevor wir ausgebrannt waren.