Good At Kolumne: Anja Teßmann

Anja Teßmann von SISTERHOOD Berlin, einer KI-First Digitalagentur mit Sitz in Berlin und Wien, steht als UX/UI-Designerin und KI-Expertin täglich an der Schnittstelle zwischen kreativer Gestaltung und technologischer Innovation. Ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von KI in Design und Marketing fließen nicht nur in das Tagesgeschäft ein, sondern auch in den wöchentlich von SISTERHOOD herausgegebenen KI-Marketing Boost (dem KI-Newsletter für Marketing People), KI-Workshops für Marketing-Teams und den Online-Kurs „KI im Marketing” an der konsultori Academy. In ihrer Kolumne teilt Anja ihre Sicht auf die Veränderungen der Designbranche durch KI.
„Künstliche Intelligenz nimmt uns nicht die Kreativität ab. Aber sie kann uns inspirieren und bei Routineaufgaben unterstützen.“

Als im Jahr 2023 ein Raunen durch die Kreativszene ging, stand eine Frage im Mittelpunkt, die Designerinnen und Designer weltweit in Atem hielt: Wird Künstliche Intelligenz (KI) unsere Arbeit übernehmen?

Ich erinnere mich noch gut an diese Zeit im Frühsommer 2023. Die Nachrichten überschlugen sich gefühlt stündlich mit den neuesten Meldungen darüber, was KI bald noch alles kann. KI-Tools und selbsternannte KI-Expert*innen schossen wie Pilze aus dem Boden und überboten sich gegenseitig. Wir bei SISTERHOOD waren neugierig, hatten Gänsehaut, ein wenig Angst vor einer möglichen Auftragsflaute und auf der anderen Seite richtig Lust mitzumischen. Der frische Wind fühlte sich gut an.

Nun, viele KI-Tools später, die wir bei SISTERHOOD ausprobiert, verworfen, aber auch in unseren Workflow als KI-First Digitalagentur implementiert haben, kann ich sagen: Künstliche Intelligenz nimmt uns nicht die Kreativität. Aber sie kann uns inspirieren und bei Routineaufgaben unterstützen.

Generative KI, die Basis vieler kreativer Tools, die wir heute nutzen, kann selbst nicht kreativ sein. Sie analysiert Daten und Muster, lernt daraus und wendet dieses Wissen an, um Inhalte zu generieren, die oft überraschend und inspirierend sind. Doch ohne die Führung und Vision von uns Gestalter*innen, ohne den Funken, der eine Idee zum Leben erweckt, bleiben die Ergebnisse oft seelenlos. Wir sind es, die aus der Vielfalt der Möglichkeiten auswählen, verfeinern und der Kreation einen Sinn geben.

In meiner eigenen Praxis hat mir KI geholfen, schneller zu iterieren, Ideen zu visualisieren, auf die ich allein vielleicht nie gekommen wäre, und letztendlich meine eigene Kreativität zu erweitern und Konzepte schnell auf die Straße zu bringen, um sie zu testen. KI hat auch dazu beigetragen, meine Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten – für mich als Mutter und Unternehmerin ist das natürlich der absolute Jackpot. Durch den Einsatz von KI-Tools erlebe ich eine Bereicherung meiner Gestaltungsmöglichkeiten, quasi einen kreativen Werkzeugkasten mit eingebautem Turbo.

Dennoch dürfen wir nicht ignorieren, dass die Integration von KI in den Designprozess auch Herausforderungen mit sich bringt. Eine davon ist mit Sicherheit die Frage nach dem Verlust von Arbeitsplätzen. Ich sehe hier vor allem den Wegfall von Routineaufgaben (die oft von Berufsanfänger*innen übernommen werden). Aber auch für diejenigen, die sich nur zögerlich mit neuen Technologien und Trends auseinandersetzen – eine Gruppe, in der Frauen leider überproportional vertreten sind – könnte die Umstellung eine Herausforderung und damit ein beruflicher Nachteil sein. Denn schon heute ist die Fähigkeit, mit künstlicher Intelligenz zu arbeiten, genauso wichtig, wie es die Beherrschung von Photoshop oder Illustrator noch vor drei Jahren war.

Zusammenfassend möchte ich betonen, dass ich die Zukunft des Designs nicht im Wettbewerb zwischen Mensch und Maschine sehe, sondern in der Synergie zwischen beiden. KI wird die Welt des Designs nicht überflüssig machen, aber sie wird uns dazu bringen, unsere Rolle als Designer*innen ggf. neu zu definieren – nicht als bloße Produzent*innen von Inhalten, sondern als Visionär*innen, die die Technologie nutzen, um das Unmögliche möglich zu machen. Als Designer*innen könnten wir zum Beispiel durch unseren Blick für Diversität dazu beitragen, dass Bias in der KI und damit auch in der Gesellschaft abgebaut werden.

Fotos: Jana Mack

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