„Die Kunst des selektiven Teilens erweist sich als notwendige Ăśberlebensstrategie.“
Einsame Kreativität in der Community.
In der Welt der Fotografie und Videografie, wo jeder Frame eine Geschichte erzählt und jede Aufnahme ein Stück des eigenen Ichs repräsentiert, wird das Teilen der Kontrolle oft zu einem inneren Konflikt. Als kreativer Mensch, der harte Arbeit als Grundpfeiler seines Schaffens betrachtet, steht man oft vor der Realitätsbombe „Ab hier kann ich das nicht mehr alleine tun.“
Das Ringen um die Kontrolle über meine kreativen Werke war für mich stets ein zentrales Dilemma. Jede Aufnahme, jeder Schnitt, jede Idee und deren Umsetzung, sie sind wie ein Teil meiner Seele. Meiner Ansicht nach war es, für mich persönlich, immer die bessere Herangehensweise, Dinge alleine zu tun – JA, es war 3x so schwer, kompliziert und zeitraubend, aber daraus zog ich immer die größten Lehren und konnte Fehler schneller begehen. Im Stillen.
Eine Zusammenarbeit, die über meine persönlichen Grenzen hinausging, wurde zu einem lebendigen Spielplatz der Ideen. Der Austausch wurde zu einer Quelle Inspiration, bei der jeder Input wie ein Funke war, der meine kreative Leidenschaft entfachte. Oder – oftmals diente derselbe Funke auch als Maß der Dinge, die einem Ausschlussverfahren zum Opfer fielen.
Es erfordert Vertrauen, das nur langsam wächst, aber ich beginne zu verstehen, dass es nicht nur um die Arbeit selbst geht, sondern auch um die kollektive Kreativität, die entsteht, wenn verschiedene Perspektiven aufeinandertreffen. Das gab mir die Idee, den Versuch einer eigenen Community zu starten. “Creatives Collaboration Club” soll der Filmclub für moderne Kreative aus Österreich werden. Aus demselben Bestreben wurde auch der “Creatives Hour Club” Podcast von Kreativen für Kreative Anfang 2023 ins Leben gerufen. Die Moderatoren sind keine Experten aus der Ferne, sondern Menschen, die die Herausforderungen und Höhepunkte des kreativen Lebens aus erster Hand kennen. Es ist, als würde man sich mit Freunden in einem Kreativstudio treffen, Ideen austauschen und sich gegenseitig unterstützen.
Die Kehrseite der Medaille wird besonders deutlich, wenn der harte Markt und die Realitäten des Geschäfts ins Spiel kommen. Der Druck, nicht nur kreativ, sondern auch wirtschaftlich zu überleben, führt dazu, dass einige die Qualität des Preises vernachlässigen. Das Teilen von Ideen wird zu einem Glücksspiel, denn Misstrauen und Konkurrenz können die Gemeinschaft vergiften. Manchmal fühlt es sich an, als müsse man aufpassen, wem man Informationen anvertraut, um nicht selbst ins Hintertreffen zu geraten.
Auch wenn bei einigen die Ansicht besteht, dass es genug Arbeit für alle gibt, existiert diese Vorstellung, meines Erachtens nach, nur in einer Welt, in der nicht alle Aspekte zur Beurteilung herangezogen werden. Für Kreative, die alles machen wollen, wird es jeden Job und Auftrag und Kunden geben – doch was ist mit denen, die sich auf Bereiche spezialisieren?
Die Kunst des selektiven Teilens erweist sich als notwendige Überlebensstrategie. In der Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Kollegen kann man gemeinsam an Projekten arbeiten, ohne die eigene kreative Identität zu gefährden. Auch wenn die Balance zwischen Überleben und persönlichem Anspruch herausfordernd ist, wird klar, dass die eigene Integrität das Licht ist, das den Weg erhellt.
Vielleicht ist es gerade diese düstere Ansicht, die das leichte Ende umso erleichternder macht. Die Community, die Herausforderungen und das Hinterfragen der eigenen Entscheidungen – all das bildet einen komplexen Tanz der Kreativität. In den Höhen und Tiefen liegt wahrscheinlich die wahre Magie der visuellen Kreativität. Es sind die Momente des gemeinsamen Wachsens und der gemeinsamen Siege, die Kreativität zu einem faszinierenden Abenteuer machen.