Good At Kolumne: Fedja Burmeister

Fedja hat bei vielen der renommiertesten Agenturen in Deutschland und Österreich gearbeitet und zahlreiche Unternehmen beraten. Zuletzt war er von 2014 bis August 2023 bei Jung von Matt und dort Geschäftsführer. Diese Erfahrung reflektiert er nochmals für uns in seiner Kolumne, damit auch wir von seinen Learnings im Bereich Leadership etwas mitnehmen können.
„Führung ist richtig anstrengend und das muss man wissen.“

Was bedeutet eigentlich Leadership?

Nach zahlreichen Coachings, Büchern und vielen Jahren in verschiedenen Agenturen weiß ich eins: Leadership fängt bei einem selbst an.

Jetzt denkst du sicher:
„Wow! Mindblowing! Endlich sagt‘s mal jemand und ab sofort kann ich meine Mitarbeiter:innen ganz anders führen.“

Aber mal ehrlich.
Diese Erkenntnis hat bei mir schon Jahre der Entwicklung gebraucht. Ich kann von niemandem etwas erwarten, wenn ich selbst nicht bereit bin es zu leisten.

Mein erster Job in der Werbung war bei der legendären Agentur Springer&Jacoby in Hamburg. S&J war zu der Zeit die absolute Spitze, hat für Mercedes, ebay, Coca Cola und viele andere große Brands gearbeitet. Bei S&J gab es zum Beispiel ganz klare Hierarchien. Als Junior ist man solange geblieben bis die Chefs nachhause gegangen sind. Egal, ob man noch etwas zu erledigen hatte oder nicht. Im Nachhinein natürlich komplett unsinnig, aber Hierarchien finde ich per se durchaus sinnvoll. Es braucht einfach ab und zu klare Entscheidungen und ich habe oft erlebt, dass Teams auch klare Strukturen wünschen und brauchen. Hierarchien dürfen aber nie ausgenutzt werden, um einfach nur Macht zu demonstrieren.

Danach habe ich bei PhilippundKeuntje, KolleRebbe, DDB und Jung von Matt gearbeitet. Alles Agenturen mit sehr unterschiedlichen Führungsstilen.

KolleRebbe zum Beispiel war geprägt durch Wärme und Team-Spirit. Meine damaligen Chefs waren immer für die Teams da, Kommunikation war stets auf Augenhöhe und es herrschte ein hohes Maß an Wertschätzung. Als ich dann in die Führung von Jung von Matt gekommen bin, habe ich mir überlegt, was für ein Chef ich sein möchte.

Ich wollte ein Chef sein, der stets für die Mitarbeiter:innen da ist.
Ich wollte mich nur einbringen, wenn ich gefragt werde.
Ich wollte inspirieren und motivieren.
Ich wollte eine transparente und ehrliche Kommunikation mit meinem Team führen.
Und ich wollte ein fairer Chef sein.

Jetzt habe ich mich entschieden meine Zeit bei JvM zu beenden und es ist der Moment gekommen, mein persönliches Fazit zu ziehen. Das größte Learning war für mich, wie oben schon geschrieben: Leadership fängt bei einem selbst an.

 

Was meine ich damit?
1. Wir alle kennen Projekte, die anstrengend sind und wenig Freude bringen. Wie soll ein Team positiv bleiben, wenn ich als Führungskraft kein Interesse an dem Projekt habe? Mein Mindset und meine Einstellung Kunden und Projekten gegenüber überträgt sich automatisch auf die Mitarbeiter:innen. Und dann ist es auch die Aufgabe als Führungskraft dem Team Räume zu schaffen, den Rücken zu stärken und im worst case auch das Projekt oder dem Kunden abzusagen, auch wenn das wahrscheinlich Konsequenzen mit sich bringt.

2. Als Führungskraft muss man damit leben können, dass man nicht alles weiß und einem auch nicht immer die ganze Wahrheit erzählt wird. Das war eine wichtige und für mich schwierige Erkenntnis, aber wenn man sich frühzeitig darauf vorbereitet, hilft das enorm in der Teamführung.

3. Führung ist richtig anstrengend und das muss man wissen. Nimmt man die Rolle als Führungskraft ernst, so hat diese Aufgabe viele Facetten. Auf der einen Seite natürlich die wachsende Verantwortung für Projekte, Budgets und Kunden – immer mit dem Wissen, dass man nicht mehr alles weiß (siehe Punkt 2). Auf der anderen Seite die enorme Verantwortung seinem Team gegenüber. Talentierte Mitarbeiter:innen verlangen eine Führung, die fordert und fördert, dabei Freiräume lässt und trotzdem immer mit Rat und Tat zur Stelle ist, wenn das gebraucht wird. Es geht um fachliche und persönliche Entwicklung der Mitarbeiter:innen. Allein das ist ein Fulltimejob. Dann sind da natürlich auch die vielen Enttäuschungen, die auf eine Führungskraft zukommen. Mitarbeiter:innen wechseln plötzlich den Job, Kunden sind angefressen, weil Projekte nicht gut laufen und und und. In solchen Situationen kann man die Fehler bei anderen suchen. Oder man sucht dort, wo man selber auch wirklich Einfluss hat: bei sich.

Mir persönlich hat es immer sehr geholfen, bei mir anzufangen und nicht die Probleme anderer lösen zu wollen. Wenn man als Führungskraft so denkt, bringt man sich und automatisch sein Team, alle Mitarbeiter:innen und die Organisation weiter. Und genau hier liegt für mich die Erfüllung in dieser großen Aufgabe „Führung“.

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