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Good At Kolumne: Ingmar Bartels

In seiner heutigen Kolumne geht Ingmar Bartels der Frage nach, wie es um die Sinnsuche in der Werbebranche steht. Angeregt durch das neue Buch des Markensoziologen Oliver Errichiello, setzt er sich kritisch mit „Werbung fĂŒr den Zeitgeist“ auseinander. Warum das Buch weder mutig noch aufrĂŒttelnd ist, erfĂ€hrst du in unserer Kolumne. Achtung: Spoiler-Alarm!
„Die Vermutung, dass Werbung nicht immer ganz genau die Wirklichkeit abbildet, hat man sicher schon mal gehört.“
Ist das noch Purpose oder schon Profit?

Stellen wir uns der Sinn-Frage – eine Glosse von Ingmar Bartels.

Die Suche nach dem Sinn hat in Werbeagenturen und Marketing-Abteilungen eine lange Tradition. Ungenaue Briefings, viele Feedback-Schleifen, zu viele Buzzwords, zu wenig Interesse bei der Kundschaft, sprich: alles sinnlos. Der Markensoziologe Oliver Errichiello teilt nun aber gegen die Branche aus, weil sie sich zu sehr dem Sinn verschrieben haben soll.

Denn: zu viel Sinn, der vielzitierte „Purpose“, wie er international heißt, macht nicht nur die Werbung kaputt, sondern auch die Politik, die Gesellschaft und den Planeten letztendlich auch. So steht es, ganz knapp zusammengefasst, in dem Buch von Oliver Erichiello: ”Werbung für den Zeitgeist: Wenn bunte Kampagnen in Wirtschaft und Politik die Wirklichkeit ignorieren“.

Die Vermutung, dass Werbung nicht immer ganz genau die Wirklichkeit abbildet, hat man sicher schon mal gehört. Was den Markenprofessor aus Hamburg aber zum akademischen Wutbürger macht und er entsprechend lautstark anprangert, ist die Umerziehung zum ethisch Korrekten, die neuerdings vonstattengeht. Zu viel Veganismus, zu viel Plastik-Recycling und zu viele Regenbögen, die er auf „jedem Frühstückstisch, jeder PlakatsĂ€ule und in jedem Werbespot platziert“ sieht. Mit fatalen Konsequenzen für die Gesellschaft, weil Politik sich an der „woken“ Werbung orientiert.

Achtung Spoiler Alert Nummer 1: Für alle, die das Buch noch lesen wollen, endet diese Kolumne hier so wie die ZIB2 für die 3Sat-Zuschauer:innen aus Deutschland (Ich verabschiede mich ganz herzlich!).

 

Oliver Errichiello meint auch herausgefunden zu haben, wer dahintersteckt. Ich zitiere (hoffentlich so, dass mir kein PlagiatsjĂ€ger am Ende einen Strick draus dreht); „Es wirkt ein Kulturkampf des Ethischen, initiiert und vorangetrieben durch eine elitĂ€re Minderheit derjenigen, die überall in der Welt zu Hause gut gebildet und versorgt sind.“

Immerhin, keine Reptilien-Menschen und in unterirdischen Höhlen halten sie auch niemanden gefangen. Was diese Menschen aber wollen und mit einer „normativ aufgeladenen Quasi-Ideologie mit missionarischem Sendungsbewusstsein“ tun: der hart arbeitenden Bevölkerung erklĂ€ren, wie die Welt zu sein hat und so den Planeten zu retten.

Ein an sich sinnloses Unterfangen, denn a) Werbung wirkt sowieso gar nicht oder nur kaum, wie der Autor mit vielen Zahlen belegt, und b) sind die Menschen eh viel zu beschÀftigt, als dass sie mit ihren EinkÀufen nun auch noch die Welt retten können (der Konsumphilosoph Errichiello beschreibt in sehr vielen Passagen, sehr emotional, wie das wahre Leben aussieht).

Tja, und jetzt?

Hier kommt der zweite Spoiler ins Spiel.

Also diejenigen, denen noch nicht die Lust auf diesen markigen Weckruf vergangenen ist, sollten an dieser nun wirklich aufhören zu lesen.

Denn nun kommt die Lösung fĂŒr das Dilemma (Trommelwirbel), die das Buch fĂŒr uns bereithĂ€lt: Macht einfach Werbung, die verkauft! Schluss, aus, fertig. So geht’s. Endlich hat das Leben wieder einen Sinn (aber hoffentlich nicht zu viel).

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