„Wir müssen nicht die beste, schlauste, etablierteste Person am Markt sein, um erfolgreich zu sein.“
In der Kreativbranche geht es oft nicht um die Frage “What am I good at?”. In fast jedem Gespräch, das ich mit anderen Kreativschaffenden führe, kommt vor allem jener Gedanke auf: „Am I good enough?“
In einer Branche, in der es doch eigentlich kein Richtig und kein Falsch gibt, in der die Bewertung des Outputs immer im Auge der Betrachterin liegt, woher wissen wir, ob wir gut genug sind? Gut genug, um uns sichtbar zu machen, diesen Instagram Post über unsere Leistungen zu veröffentlichen und jene Summen für unsere Arbeit zu verlangen?
Sind wir erst gut genug, wenn wir alles wissen, alles können und zahlreiche hochklassige Referenzen vorweisen können? Endet die Unsicherheit erst dann, wenn wir die Besten in unserer Branche sind? Und: How dare we, es überhaupt zu probieren, wenn wir es noch nicht sind? Die Gedanken lähmen uns, halten uns davor zurück, ins Tun zu kommen.
Schnell wandert der Blick von der Innenschau dann zur Konkurrenz, den cool kids der Branche, die schon ewig da sind, mit denen gefühlt alle arbeiten wollen und die vermeintlich bereits alles erreicht haben. Sie stellen für uns oft die Benchmark für Erfolg dar. Oh, und dann ist da noch ein weiterer Gedanke, den uns die Gesellschaft von klein auf ins Ohr flüstert: Es kann nur eine geben. Eine in unserer Branche. Eine Expertin. Ernüchterung tritt ein und wir kommen zu dem Schluss: Wenn die Konkurrenz erfolgreich ist, kann das nur bedeuten, dass wir es nicht sind.
Doch in unserer Branche gibt es mehr als genug Platz für jede von uns. Wir müssen nicht die beste, schlauste, etablierteste Person am Markt sein, um erfolgreich zu sein. Wir müssen nicht die Eine sein, um gut genug zu sein. In der Kreativbranche gibt es keine No.1, denn die Kriterien dafür verändern sich von Projekt zu Projekt, von einer Person zur anderen. Unsere Branche lebt von Vielfalt, von unterschiedlichen Perspektiven und Geschmäckern. Sie verlangt mehrere Stimmen und Expertinnen.
Ist das nicht unglaublich erleichternd? Wir brauchen uns nicht den Arsch aufreißen, jede Taktik beherrschen, alle Fragen beantworten können. Auch ohne perfekt zu sein, können wir großartige Arbeit leisten und genau die Richtige für unsere Kundinnen sein. Denn: Auf einem Markt, bei dem sich alles um Kreativität und Persönlichkeit dreht, wen interessiert es da, dass wir nicht alles wissen?
Wir müssen nicht so hart zu uns sein. Eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall. Alles, was wir tun müssen, ist dran zu bleiben. In die Sichtbarkeit zu treten, den Instagram Post zu teilen, die Angebote zu versenden. Uns jeden Tag aufs Neue selbst zu zeigen, dass wir gut genug sind. Uns jene vier Worte vorzusagen und statt dem Fragezeichen einen Punkt dahinter zu packen: You are good enough.