„Wir sind alle Trottel. Immer wieder. Wir versprechen uns alle, stolpern, wir enttĂ€uschen uns und andere, machen doofe Fehler, stinken manchmal, verplempern unsere Zeit, sind zu spĂ€t oder hören nicht zu.“
Weâre all idiots. (And why thatâs awesome.)
Eine Kolumne fuÌr good.at schreiben also. Klar hab ich Lust und Ideen dazu. Tippe wie wild drauf los. Und bleibe gleich mal hĂ€ngen: Moment. Sollte schon was echt Kluges sein jetzt. Was jede*n in der Branche interessiert. Irgendwas mit KI und Purpose vielleicht. Und mich als Coach prĂ€sentieren sollte ich wohl auch.
Kennen wir diese Gedanken nicht alle? Ein heikler Termin, eine fette PrĂ€sentation, ein lang ersehntes Interview, ein schwieriges GesprĂ€ch. Und die NervositĂ€t davor. Die Unruhe, die schwitzigen Finger, ein subtiles GefuÌhl von Angst.
Damit hab ich mich in den letzten Jahren genauer beschĂ€ftigt – und mich gefragt: Wovor fuÌrchten wir uns da eigentlich? Uns zu blamieren, bloĂgestellt zu werden, nicht zu performen? BelĂ€chelt, gar ausgelacht zu werden? In unserer UnfĂ€higkeit erkannt zu werden (Imposter-Syndrom lĂ€sst gruÌĂen)? Wie ein Trottel dazustehen?
Wahrscheinlich ein bisschen was von allem. Und doch ist das eigentlich höchst ironisch, denn – und diese einfache Erkenntnis beruhigt mich immer wieder aufs Neue:
Wir sind alle Trottel. Immer wieder. Wir versprechen uns, stolpern, machen doofe Fehler, wir enttÀuschen uns und andere, stinken manchmal, verplempern unsere Zeit, sind zu spÀt oder hören nicht zu.
Und zwar, weil wir alle Menschen sind – ganz normale. Wir brauchen diese Trottel-Seite sogar. Denn ohne die gĂ€bâs kein Auf-und-ab, kein Wiederaufstehen, kein Lernen. Und daher auch keine stolzen Momente (wir könnten sie ja nicht vergleichen) und schon gar kein Ăber-uns-hinaus-wachsen.
Im Umkehrschluss heiĂt das: wir können gar nicht dauernd perfekt, makel- und fehlerlos sein. Denn dann wĂ€ren wir kein Mensch. Eine KI vielleicht, aber eben kein Mensch.
Wie kommen wir dann uÌberhaupt auf diese aberwitzige Idee, diese Illusion der Perfektion? Tja, das liegt in der Natur von uns Menschen: Wir sind mit der skurrilen Eigenschaft ausgestattet, uns selbst immer wieder maĂlos zu uÌberschĂ€tzen. Weil wir die Vorstellung der absoluten SouverĂ€nitĂ€t so toll finden, kreieren wir Held*innen und -geschichten, die uns dieses Bild vermitteln. Verlieben uns in diese Held*innen und wollen genauso sein. Werden. Bleiben. (Hollywood fruÌher und Insta heute machen nichts anderes, als diese Sehnsucht stĂ€ndig zu fuÌttern.)
MuÌssen wir jetzt enttĂ€uscht sein, so normal menschlich zu sein? Ganz im Gegenteil, denn seien wir ehrlich: Können wir nicht am herzhaftesten druÌber lachen, wenn wir uns versprechen und neue Wörter kreieren, haben wir nicht die besten Ideen, wenn wir uns gerade mit ineffizienten Belanglosigkeiten beschĂ€ftigen und spuÌren wir nicht diese echte Verbundenheit, wenn sich jemand neben uns total blamiert?
Eben.
Also bitte: lasst uns alle mehr Trottel sein.
Und umarmen wir unsere inneren Idioten.
Und die von anderen.
Denn das wird eine KI nie können.
Und das ist gut so.