Good At Kolumne: Tiny Bernhard

Tiny Bernhard, zuvor Pribitzer, ist freiberufliche Illustratorin und Dozentin an der FH St. Pölten. Anfang des Jahres wurde sie für ihre Arbeit im Rahmen des Romulus Candea Wettbewerbs von Design Austria ausgezeichnet und hat soeben vom Bundesministerium für Kunst und Kultur ein Stipendium für ein weiteres Kinderbuchprojekt erhalten. In unserer Kolumne bietet Tiny uns einen Einblick in ihre Arbeit und ihre Vorstellungen zur KI in der Illustrationswelt.
„Ich glaube, dass wir diese neue Technologie nicht als Bedrohung, sondern als Chance begreifen sollten.“

KĂĽnstliche Intelligenz und Illustration: Chance oder Verrat?

Im Februar, als ich zum ersten Mal KI-gestützte Tools wie ChatGPT und Midjourney ausprobierte, wurde mir schnell klar, dass eine fundamentale Veränderung in meiner beruflichen Tätigkeit als Illustratorin bevorstand. Während ich mich auf die Kinderbuchmesse in Bologna vorbereitete und gleichzeitig in die Welt der künstlichen Intelligenz eintauchte, wurden die Aufschreie meiner KollegInnen aus der Kreativbranche immer lauter.

Da ich einerseits beunruhigt aber gleichermaßen fasziniert von der Thematik war, begann ich mich intensiver damit zu beschäftigen. So nahm ich mir beispielsweise die Zeit, das Positionspapier der Initiative Urheberrecht und andere relevante Materialien zu studieren. Die größte Sorge, die ich in diesen Papers identifizieren konnte, war die Befürchtung, dass IllustratorInnen, die jahrelang ihren einzigartigen (?) Stil perfektioniert haben, nun leicht von KI-Tools kopiert werden könnten. Diese Sorge ist durchaus berechtigt, und ich teile sie.

Es gibt allerdings auch praktische Aspekte, die oft übersehen werden: Es ist aktuell noch schwierig, mit diesen Tools eine konsequente Serie, Bilder im gleichen Stil zu erstellen. Hinzukommt außerdem der rechtliche Aspekt der Verwendung von KI, der bisher noch in einer Grauzone liegt und somit unsicher ist. Solange diese Punkte nicht geklärt sind, ist es für Unternehmen aktuell noch gar nicht möglich, alles auf KI zu setzen. Dennoch wird es künftig für IllustratorInnen wohl immer wichtiger, ihre Marke zu schärfen und mit Expertise, Persönlichkeit und Reichweite, statt reinem handwerklichen Können zu Punkten.

Eine weitere Herausforderung ist die Wahrnehmung der Öffentlichkeit. Einige Bekannte, die mitbekommen haben, dass ich vermehrt mit KI arbeite, gingen automatisch davon aus, dass ich Logos und Illustrationen jetzt günstiger anbiete, weil sie ja „schneller“ und „einfacher“ erstellt werden können. Aber die Wahrheit ist, dass KI-Tools nicht einfach auf Knopfdruck optimale Ergebnisse liefern. Die Suche nach den richtigen Prompts ist aktuell ähnlich herausfordernd und zeitintensiv, wie die direkte grafische Umsetzung von Illustrationen oder Designs.

 

Für mich steht daher fest, dass ich Midjourney und Co. momentan noch nicht für die Erstellung von fertigen Endprodukten einsetzen kann. Stattdessen verwende ich es als ein Tool, das meinen kreativen Prozess unterstützt und ergänzt, beispielsweise um Bildaufbau, Perspektive und Farben schnell auszuprobieren. Mein Ziel ist es, mich meinen Ängsten zu stellen und diese neue Technologie zu verstehen. Ich habe daher begonnen auch andere Modelle wie Stable Diffusion zu erforschen, um zu lernen, wie schnell und effektiv Stile tatsächlich kopiert werden können und wo die (aktuellen) Grenzen von generativer AI liegen.

Um diese Erkenntnisse zu teilen und zu verbreiten, habe ich den Instagram-Channel „dea•ex“ (deaex.at) ins Leben gerufen. Am 24. Juli fand der erste, dreistĂĽndige Dea-Ex-Workshop zum Thema „KI als UnterstĂĽtzung im kreativen Prozess“ statt. Aufgrund des positiven Feedbacks und des groĂźen Interesses, habe ich vor in den nächsten Wochen und Monaten weitere Workshops – sowohl on- als auch offline – und einen Vortrag in meinem Atelier zu halten. Diese Angebote richten sich vor allem an GrafikdesignerInnen und IllustratorInnen, die sich wie ich fragen, wie KI ihre Arbeit beeinflussen und bereichern kann. NatĂĽrlich sind aber auch andere Kreative und Interessierte herzlich willkommen. AuĂźerdem plane ich kĂĽnftig auch Workshops in Agenturen und Designstudios, um nicht nur Selbstständigen, sondern auch Angestellten und ArbeitgeberInnen in der Branche die Angst vor KI zu nehmen.

Da das Thema immer noch sehr männerdominiert und technisch rüberkommt freue ich mich auch besonders, am 23. September im Rahmen des European Women’s Management Development (EWMD) Austria Weekends einen Vortrag halten zu dürfen.

Ich glaube, dass wir diese neue Technologie nicht als Bedrohung, sondern als Chance begreifen sollten. Sie bietet das Potenzial, unsere Arbeit auf bisher unvorstellbare Art und Weise zu erweitern, zu vereinfachen und zu verbessern. Ich lade Sie ein, mich auf dieser Reise zu begleiten und gemeinsam die Chancen und Herausforderungen der KI in der Kunst und Kreativbranche zu erforschen.

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