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IllustrationLadies sind good at passende Illustratorinnen vermitteln.

In einer Branche, in der Gleichstellung oft eher ein Lippenbekenntnis als gelebte Praxis ist, setzen Florine Glück und Janina Kepczynski ein klares Zeichen: Mit der Vermittlungsagentur für Illustration “IllustrationLadies Agency” machen sie nicht nur die Arbeit exzellenter Illustratorinnen sichtbar, sondern sorgen auch für faire Buchungsprozesse und diversere Bilderwelten. Ihr Ansatz verbindet ästhetisches Gespür mit strategischem Impact und baut auf einem Netzwerk auf, das längst international strahlt. Wir haben die beiden Gründerinnen zum Gespräch getroffen.

Janina Kepczynski & Florine GlĂĽck

Dann steigen wir doch gleich mal voll ein:
Was war fĂĽr euch der entscheidende Moment, bei dem ihr dachtet: aus unserer Community machen wir jetzt eine Agentur?

In den letzten Jahren haben wir gemerkt, wie groß der Bedarf ist – immer häufiger wurden wir gefragt: „Kennt ihr eine passende Illustratorin für …?“ – und so wurde klar, dass es eine professionelle Struktur braucht, um sowohl die Qualität der Illustratorinnen als auch unsere passgenauen Empfehlungen sichtbar zu machen.

„Was uns verbindet, ist die Liebe zur Illustration und die Lust auf Kollaboration.“

Was unterscheidet euch von klassischen Repräsentanzen?

Zum einen zeichnet uns die explizite Fokussierung auf Illustratorinnen aus, zum anderen unsere enge Verwurzelung in einer Community, die auf Austausch und Empowerment basiert. Das Netzwerk IllustrationLadies Vienna, das die Grundlage fĂĽr unsere Vermittlungsagentur bildet, besteht seit 2018 und umfasst rund 200 Illustratorinnen.
Wir treffen uns regelmäßig alle ein bis zwei Monate in wechselnden Gruppen von etwa 15 Personen, um gemeinsam zu zeichnen und uns auszutauschen. Seit zwei Jahren werden wir bei der Leitung des Wiener Netzwerks von unseren großartigen Kolleginnen Lisa Vietze und Julia Zott unterstützt.
Viele klassische Agenturen arbeiten eher hierarchisch – wir hingegen verstehen uns als Plattform, die auf Augenhöhe agiert und künstlerische Individualität fördert.

Ihr vertretet ausschlieĂźlich Illustratorinnen. Warum ist das fĂĽr euch mehr als ein Marktsegment?

Weil es ein klares Statement ist: Frauen sind in der Kreativbranche zwar stark vertreten, erhalten jedoch nach wie vor weniger Sichtbarkeit, geringere Budgets und seltener Führungspositionen. Mit unserer exklusiven Repräsentanz möchten wir dem gezielt entgegenwirken – durch Förderung, faire Bezahlung und eine vielfältige Bildsprache.
Eine unserer Visionen ist es auch, dass beispielsweise Werbekampagnen, die sich an Frauen richten, verstärkt von Frauen konzipiert und umgesetzt werden.

Wie habt ihr eure Illustratorinnen ausgewählt und welche Bandbreite an Stilen und Anwendungen deckt ihr ab?

Für unsere Agency haben wir aus unserem Wiener Netzwerk heraus erfahrene, hochqualifizierte Illustratorinnen kuratiert und jene ausgewählt, die nicht nur technisch top sind, sondern auch eigenständige Positionen vertreten. Wir achten nicht nur auf technische Exzellenz, sondern auch auf stilistische Vielfalt und professionelle Erfahrung. Unser Portfolio reicht von Illustrationen für Kampagnen über Animation, Editorial-Illustration, Musterdesign, Corporate Design, Live-Illustration, Wandgestaltung bis hin zu Graphic Recording.

Illustration ist allgegenwärtig und ein wichtiger Teil unseres Alltags – sie macht komplexe Inhalte verständlich, weckt Emotionen und schafft unmittelbare visuelle Zugänge. Wir freuen uns, mit unserer Vermittlungsagentur für Illustration zur Vielfalt und visuellen Bereicherung des Alltags beizutragen!

„Illustration erzählt, verstärkt, verbindet – sie gibt Botschaften Gestalt.“

Was habt ihr aus eurer Community-Arbeit fĂĽr die Arbeit in der Agency mitgenommen?

Wir glauben an die Magie des Netzwerks und daran, dass wir gemeinsam stärker und sichtbarer sein können! Wir sind beide selbst als Illustratorinnen tätig und haben daher ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse unserer Kolleginnen. Wir wissen, wie wertvoll der Austausch unter Künstlerinnen ist und wie wichtig es ist, sich gegenseitig den Rücken zu stärken. Dieses Vertrauen in die Kraft des Miteinanders fließt direkt in unsere Agenturarbeit ein – mit dem Ziel, Illustratorinnen bestmöglich zu unterstützen und ihre Sichtbarkeit nachhaltig zu erhöhen.

Was fehlt eurer Meinung nach derzeit am meisten in der Welt der Illustration und visuellen Kommunikation?

Leider fehlt bei vielen Kund:innen noch immer das Verständnis für den echten Mehrwert, den illustratorische Arbeit für ihre Produkte und Marken bietet. Das führt oft zu mangelnder Wertschätzung, die sich vor allem in unzureichenden Budgets widerspiegelt. Häufig sind Aufträge nicht angemessen bezahlt – trotz der Zeit, des Talents und des Herzbluts, das in jedes Projekt fließt, sowie des Mehrwerts, den die Arbeit schafft. Besonders gravierend ist diese Situation in der Buchbranche, wo die Honorare oft so niedrig sind, dass Illustratorinnen unternehmerisch gesehen draufzahlen müssen, um ein Buchprojekt zu illustrieren.
Dabei wird häufig übersehen, wie wertvoll Illustration gerade in der Markenkommunikation sein kann: Sie schafft individuelle, maßgeschneiderte Bildwelten, die exakt zur Botschaft und Zielgruppe passen. Illustrationen machen komplexe Inhalte verständlich, wecken Emotionen und sorgen für hohe Wiedererkennbarkeit. Sie verwandeln abstrakte Themen in greifbare Bilder und ermöglichen ein konsistentes, visuelles Storytelling – vom Social-Media-Post bis zum Animationsfilm. Richtig eingesetzt, verwandeln sie Markenkommunikation in einprägsame Erlebnisse mit Charakter.

Wie stellt ihr sicher, dass Vermittlung und Abwicklung nicht nur reibungslos, sondern auch fair ablaufen?

Wir vermitteln ausschließlich Aufträge mit fairen Budgets, denn für uns stehen Wertschätzung und Verständnis für die Arbeit der Illustratorinnen im Vordergrund. Gerade als Frauen ist es uns wichtig, aktiv dem Gender-Pay-Gap entgegenzuwirken. Auf Wunsch übernehmen wir als Vermittlungsagentur die komplette Kommunikation – von der Verfügbarkeitsprüfung bis zur Honorarverhandlungen. Dabei legen wir großen Wert auf Transparenz, sorgfältige Vorbereitung und klare Rahmenbedingungen, die sowohl Kund:innen als auch Illustratorinnen entlasten und faire Bedingungen gewährleisten.

Ihr arbeitet mit groĂźen Marken und Institutionen, wie gelingt euch der Spagat zwischen kĂĽnstlerischem Anspruch und kommerzieller Anwendung?

Wir sehen keinen Widerspruch. Gute Illustration funktioniert dann besonders gut, wenn sie authentisch ist. Unsere Illustratorinnen wissen, wie sie starke kĂĽnstlerische Handschriften in kommerzielle Kontexte ĂĽbersetzen.

„Unsere Vision ist eine Branche, in der alle Illustrator:innen gleichberechtigt arbeiten können.“

Was braucht es aus eurer Sicht, damit kreative Prozesse gut gelingen, gerade im Zusammenspiel zwischen Auftraggeber:innen und Illustratorinnen?

Klare Kommunikation, ein gutes Briefing – und Vertrauen. Wir versuchen von Anfang an, die richtigen Fragen zu stellen und die passenden Illustratorinnen vorzuschlagen. So schaffen wir eine Arbeitsbasis, in der alle Beteiligten produktiv und kreativ sein können.

Wie sieht fĂĽr euch eine gerechtere Kreativbranche aus und was braucht es dafĂĽr?

Für uns ist eine gerechtere Kreativbranche eine, in der Vielfalt nicht nur gewollt, sondern in allen Bereichen gelebt wird – von Budgets über Auswahlprozesse bis hin zu Führungspositionen. Dafür braucht es Auftraggeber:innen, die bewusst und aktiv die Entscheidung treffen, mit Frauen zusammenzuarbeiten – besonders, wenn es thematisch passt, etwa bei Kampagnen für Frauen oder Frauenthemen.
Ein großartiges Beispiel für diesen Ansatz war unsere Zusammenarbeit mit Jung von Matt für eine Breast Cancer Awareness- Kampagne von ROCHE, bei der wir im Rahmen einer „Team Illustration Session“ mit mehreren Illustratorinnen live gezeichnet haben und eine illustrative Vielfalt zur Bebilderung der Kampagne geschaffen haben. Solche Projekte zeigen, wie wirkungsvoll und inspirierend eine diverse und faire Zusammenarbeit sein kann – und welchen Mehrwert es den Kund:innen bietet, mit echten Personen zusammenzuarbeiten. Sie bekommen zusätzlich, als „Cherry on Top“, Bildmaterial – z. B. für Social Media –, um zu zeigen, dass ihre Kampagne für Frauen von einem Frauen-Team gezeichnet worden ist.

Welche Rolle spielt fĂĽr euch Effizienz in kreativen Projekten und wie verbindet ihr das mit kĂĽnstlerischer Freiheit?

Effizienz bedeutet für uns, optimale Rahmenbedingungen zu schaffen: klare Prozesse, schnelle Kommunikation und faire Budgets. Wenn diese Grundlagen stimmen, entsteht automatisch mehr Raum für kreative Freiheit. Unsere Illustratorinnen verstehen sich sowohl als Dienstleisterinnen als auch als Künstlerinnen – ein hoher kreativer Anspruch und herausragende künstlerische Qualität sind deshalb bei all unseren Projekten immer das Ziel.

„Wir wollen, dass gute Arbeit gesehen wird – nicht ĂĽbersehen.“

Die groĂźe Frage: KI. Wie seht ihr den Impact, wie ist die Stimmung in eurem Netzwerk?

KI verändert die Arbeitsweise für Illustrator:innen grundlegend. Viele in unserem Netzwerk beobachten diese Entwicklungen mit Sorge, aber auch mit Neugier. Zwar kann KI Prozesse beschleunigen, doch sie ersetzt weder Haltung noch individuelle Handschrift oder das persönliche Zusammenarbeiten. Wir sind überzeugt: Je stärker die Automatisierung wird, desto wertvoller bleibt das Original. Kund:innen suchen zunehmend nach echten Künstlerpersönlichkeiten, hinter deren Werken echte Menschen stehen. Das macht Projekte authentischer, schafft Identifikation bei der Zielgruppe und beeindruckt durch Talent und Handwerkskunst.
KI beeinflusst auch die Auftragslage und die Häufigkeit der Anfragen. Dennoch zeigt unsere Erfahrung, dass es nach wie vor eine große Nachfrage nach persönlicher Zusammenarbeit gibt – nach Menschen, die direkt ansprechbar sind, um Probleme zu lösen und gemeinsam die beste Umsetzung für ein Projekt zu finden.

Ihr seid schon lange in der Szene aktiv, was hat sich in den letzten Jahren für Illustratorinnen verändert? Und was muss sich noch ändern?

Diversität wird mehr gesehen und wertgeschätzt – dennoch bestehen die strukturellen Herausforderungen weiterhin. Viele Illustratorinnen kämpfen mit unklaren Budgets, engen Deadlines und mangelnder Wertschätzung. Wir setzen uns dafür ein, dass Illustration als ernstzunehmende, eigenständige Disziplin anerkannt und gesehen wird. Außerdem möchten wir aktiv dazu beitragen, dass mehr Illustratorinnen gebucht werden, um dem Gender-Pay-Gap gezielt entgegenzuwirken.

Was wĂĽnscht ihr euch fĂĽr die Zukunft der Illustrationsbranche und euren Beitrag dazu?

Wir wünschen uns eine Branche, in der viele talentierte Künstlerinnen ihrem Herzensberuf nachgehen können – und mit ihren einzigartigen Bildwelten unsere visuelle Kultur bereichern. Eine Branche, die fairer, vielfältiger und mutiger wird. Unser Beitrag dazu ist es, genau diese Entwicklung aktiv mitzugestalten: durch gezielte Vermittlung, mehr Sichtbarkeit und professionelle Strukturen, in denen künstlerische Arbeit wirklich wertgeschätzt wird.

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