Hallo Jakob, schön, dass wir uns so kurzfristig getroffen haben. Du bist momentan voll in deiner ersten POP-UP Show eingebunden, während wir hier im Raum sitzen, umgeben von Millionen lächelnden Smileys an der Wand. Wie kam es dazu, und erinnerst du dich an dein erstes gezeichnetes lachendes Gesicht?
Ich saß erschöpft am Esstisch und begann, ein Netzwerk von Smileys zu zeichnen, ohne mir dabei viel zu denken. Meiner Familie gefiel es. Ich machte weiter und das Netzwerk wurde größer und größer und größer.
Bevor du das Projekt gestartet hast, hast du in der Kreativbranche gearbeitet und bist schließlich in eine Erschöpfungsdepression geraten. Welche Erkenntnisse ziehst du aus dieser Erfahrung für dein Projekt?
Die Erfahrung war ein wichtiger Antrieb. Ich zeichnete über mehrere Jahre jeden Abend vor dem Schlafengehen, meistens etwa drei Stunden. Immer wenn ich danach ins Bett ging, erlebte ich ein Hochgefühl und sah unendlich viele strahlende Gesichter, die mich anlächelten. Darum machte ich immer weiter. Nach einem Jahr begann ich darüber nachzudenken, warum mir das so viel Freude bereitet – und das Projekt entwickelte sich und wurde auf mehreren Ebenen interessant.
Deine Netzwerke von lächelnden Gesichtern sind in einem schwarz-weißen Farbschema gehalten. Was steckt hinter diesen künstlerischen Entscheidungen?
Am Lächeln fasziniert mich, dass es unser stärkstes soziales Signal ist. Durch Lächeln können wir unseren Willen zur Zusammenarbeit zeigen. Es verbindet uns schnell und über Sprachgrenzen hinweg. Es hilft uns, Gemeinschaften zu bilden und hat damit viel zu unserem Erfolg als Menschen beigetragen.
Die Farbwahl hat einen simplen Grund: Ich betrachte die Arbeiten als Erzählungen. Für mich sind sie ein unendlicher Text, der mit einem Zeichen, dem Smiley, geschrieben wird. Der Kontrast zwischen Schwarz und Weiß ist die klarste Darstellung des Textes.
„Heute wollen immer mehr Menschen einzigartig sein. Ich liebe diese Vielfalt, aber wenn man immer versucht, anders zu sein, fühlt man sich am Ende mitunter einsam.“
In diesem Raum begegnen uns nicht nur zahlreiche lächelnde Gesichter, sondern auch eine imposante Smiley-Maske im Hintergrund. Welche Funktion erfüllt diese Maske für dich?
Ich arbeite unter meinem echten Namen und will keine neue Identität erfinden. Ich zeige auch öfter mein Gesicht. Aber die Maske bietet mir die Möglichkeit, als eines von vielen gleichen Gesichtern in der Arbeit zu verschwinden. Heute wollen immer mehr Menschen einzigartig sein. Ich liebe diese Vielfalt, aber wenn man immer versucht, anders zu sein, fühlt man sich am Ende mitunter einsam.
Deine POP-UP Show gibt es noch am 8.12. und 15.12. bei VIADUKT SCREEN PRINTS. Neben der Möglichkeit, deine Werke zu bewundern, gibt es auch Raum für eigenes Arbeiten. Könntest du uns mehr darüber verraten, welchen Grund es dafür gibt?
Zunächst vermutete ich, dass Betrachtende die Wirkung, die ich erlebte, ähnlich wahrnehmen würden. Aber das war nicht bei allen so. Und nicht immer so intensiv. Deshalb biete ich Workshops an, in denen man ähnliche Arbeiten kreieren kann. Ich denke, meine Erfahrung ist reproduzierbar.
Du hast viele Jahre als Auftragnehmer in der Kreativbranche gearbeitet. Was verändert sich, wenn man sein eigener Auftraggeber wird?
Das hängt wohl vom Menschen und dem Auftrag ab. Für mich war es eine sehr gute Erfahrung, mich wieder zu meinem eigenen Auftraggeber zu machen.
Danke dir für das schöne Gespräch, Jakob & viel Erfolg mit deiner ersten POP UP Show.
Die POP UP Show ist vermutlich ein letztes Mal dieses Jahr am Freitag, dem 15. Dezember von 16 bis 21 Uhr zu sehen. Dort gibt es die Möglichkeit, sich selbst kreativ auszuleben. Laufende Updates hierzu gibt es auf Instagram.
Adresse: Gumpgendorfer Straße 132, 1060 Wien