Servus Klaus! Danke, dass du dir für dieses Interview, Zeit nimmst. Zu deinem „Baby“, dem Creative Lunch Club (tolles Konzept!) kommen wir gleich, magst du zum Einstieg vielleicht erzählen wie du zu deiner Leidenschaft für Social Media gekommen bist & was hat dich an Online-Marketing so fasziniert?
Meine Leidenschaft für Social Media habe ich bereits 2009 entdeckt. Im Rahmen meines Publizistik-Studiums belegte ich damals ein Seminar bei Ritchie Pettauer, in dem es um Social Media ging. Danach absolvierte ich ein Praktikum bei Super-Fi, einer der wenigen Agenturen, die sich damals schon intensiv mit Social Media auseinandersetzten.
Abgesehen von Facebook und Twitter gab es damals ja noch nicht so viel. Aber mich faszinierten die neuen Möglichkeiten, die soziale Netzwerke für die Kommunikation boten. Besonders beeindruckte mich damals auch, wie Twitter im Rahmen des Arabischen Frühlings zur Koordination von Demonstrationen genutzt wurde. Damals glaubte man ja noch, dass soziale Medien ein super Tool für die Demokratie und partizipative Prozesse sein können. Naja, war dann leider doch nicht so. Trotz all der negativen Tendenzen in den letzten Jahren, glaube ich allerdings immer noch an die positive Kraft von Social Media.
Am Online-Marketing fasziniert mich sehr, dass ich sofort und unmittelbar von den Usern Feedback bekomme, wie meine Werbung ankommt. Ich weiß also sofort, welche Anzeigen erfolgreich sind und welche nicht und kann dann meine Werbung dann in die richtige Richtung weiterentwickeln. Dieser ständige Kreislauf aus Ausprobieren, Analysieren und Verbessern macht mir sehr viel Spaß.
Gibt es bestimmte Skills, die man braucht, um in diesem Beruf erfolgreich zu sein?
Der wichtigste Skill ist mit Sicherheit Neugierde. Social Media Marketing ist ein sich ständig änderndes Feld. Was gestern noch funktioniert, muss heute nicht mehr gelten. Es ist wichtig, sich ständig mit den neuesten Entwicklungen auseinanderzusetzen und Dinge auch einfach mal ausprobieren.
Generell hilft es im Marketing, sich in andere Personen reinzudenken und hineinversetzen zu können. Was könnte diese interessieren? Wie könnte sich meine Zielgruppe angesprochen fühlen? Empathie ist meiner Meinung nach eine sehr unter unterschätzte Fähigkeit in der Werbung. Ein gewisses Gespür für andere Menschen ist aber sehr wichtig.
Vor allem im Social Media Performance Marketing ist analytisches Denken, das Erkennen von Zusammenhängen und das Interpretieren von Zahlen essentiell, um erfolgreich zu sein. Denn nur so kann man Entscheidungen aufgrund von Daten und nicht nur aufgrund von Vermutungen treffen.
Und Kreativität schadet sicher auch nicht. Diese Mischung aus Kreativität und analytischem Denken ist auch das, was ich am meisten an meinem Beruf mag.
„Empathie ist meiner Meinung nach eine sehr unter unterschätzte Fähigkeit in der Werbung.“
Kannst du uns in kurzen Worten erklären, wie man am besten Aufmerksamkeit für seine Marke generiert?
Ich könnte jetzt sagen, supertollen und für die Zielgruppe relevanten Content produzieren, aber to be honest, am effektivsten ist es einfach Geld in den Automaten zu werfen und Werbung zu schalten. Deswegen habe ich mich in den letzten Jahren auch auf das Schalten von Facebook und Instagram Ads spezialisiert, weil ich weiß, dass ich damit wirklich etwas für meine Kunden bewirken kann.
In den letzten Jahren ist es einfach unglaublich schwer geworden, auf organische Art und Weise Reichweite in Social Media zu erzielen. TikTok und auch die neue Meta-Plattform Threads sind hier noch die Ausnahme, wo man auch mit nur sehr wenigen Followers viele User erreichen kann
Es gibt einfach unglaublich viele, coole Content Creators da draußen, die täglich interessanten Content produzieren. Als Marke kommt man da kaum mit.
Das soll aber nicht heißen, dass Marken keinen guten Content brauchen. Denn gute Creatives sind der wichtigste Faktor für eine erfolgreiche Social Media Kampagne. Hier muss man wiederum sehr viel testen und ausprobieren, um herauszufinden, was die eigene Zielgruppe anspricht. Aber ganz ohne Media Budget geht’s eben leider kaum noch oder nur für sehr wenige Marken.
Wie denkst du wird sich Social Media in der Zukunft weiterentwickeln & wie wird auch das Thema AI unser Online-Marketing beeinflussen?
Social Media steht meiner Meinung nach gerade an einem Scheideweg, weil es sehr viele negative Entwicklungen gibt und Social Media zur Spaltung unserer Gesellschaft beitragen.
Ich würde niemals sagen, dass Social Media dafür der Auslöser sind, aber sie sind ein Verstärker und sorgen dafür, dass Menschen in ihren Bubbles gefangen sind und nur mehr Inhalte sehen, die sie in ihren eigenen Meinungen stärken. Das kann zu immer extremeren Gedankengut führen und eine gemeinsame Basis, auf der wir unser Zusammenleben aushandeln, geht dadurch verloren.
Irgendeine Form der Regulierung wird es da auf jeden Fall brauchen. Hier müssen sich die Staaten zusammentun, denn so eine Regulierung macht natürlich auf einer supranationalen Ebene am meisten Sinn.
Interessant fand ich in letzter Zeit, wie beliebt Threads in sehr kurzer Zeit geworden ist. Nachdem es in den letzten Jahren ja hauptsächlich Video-Inhalte die auf Social Media en vogue waren, war es spannend zu sehen, dass ein textbasiertes Social Network in kurzer Zeit so viele User gewonnen hat und sehr aktiv genutzt wird.
Natürlich hat Threads dank Instagram einen riesigen Startvorteil, aber ich denke, dass Threads deshalb sehr beliebt ist, weil es für Jugendliche und junge Erwachsene etwas Neues ist. Die Anfangszeiten von Facebook, wo Statusmeldungen ja auch vor allem Texte waren, haben diese ja noch nicht aktiv erlebt, so wie wir und Twitter war ja vor allem bei uns im deutschsprachigen Raum nie ein Massenmedium. Ich finde es auf jeden Fall sehr interessant zu sehen, wie dort kommuniziert wird.
AI beeinflusst Online-Marketing bereits sehr stark. Auf Facebook und Instagram wird die Auslieferung der Ads von smarten Algorithmen gesteuert, die die gewünschte Zielgruppe wesentlich effizienter finden, als wir es je könnten.
Mittlerweile gibt es auch bereits erste Kampagnen, die komplett mit AI produziert worden sind.
Nichtsdestotrotz glaube ich nicht, dass AI Menschen überflüssig machen wird. Ich glaube sehr stark an die Kraft einer guten Idee. AI kann niemals wirklich kreativ sein, weil ihr grundsätzlich die Fähigkeit zum Improvisieren fehlt. AI kann nur bestehendes hernehmen und neu zusammensetzen. Aber etwas ganz Neues zu schaffen und kreativ zu sein, ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft.
Ich glaube vielmehr, dass AI uns langweilige, standardisierte Aufgaben abnehmen und so mehr Raum für die wirklich kreative Arbeit geben wird.
Und auch wenn es viele Jobs bald nicht mehr geben wird, so haben geschichtlich betrachtet neue Technologien eigentlich immer mehr neue Jobs geschaffen als weggefallen sind. (siehe u.a. hier)
Es wird in Zukunft aber natürlich sehr wichtig sein, soziale Auffangnetze für diejenigen zu schaffen, deren Jobs wegfallen und die mit den neuen Technologien nicht mehr mitkommen.
Ganz nebenbei hast du noch den Creative Lunch Club gegründet. Ich bin ein großer Fan, tolles Konzept! Was war dein Gedanke dahinter und wie kam’s dazu?
Die Idee dazu hatte ich schon vor über 5 Jahren, als ich mich selbstständig gemacht habe. Ich hab damals oft im Home Office gearbeitet und obwohl ich viele Freund*innen habe, die auch selbstständig sind, oft auch alleine zu Mittag gegessen. Irgendwann dachte ich mir, dass man diese Zeit beim Mittagessen doch besser nutzen könnte, um neue interessante Leute kennenzulernen. Hin und wieder habe ich dann damals auch Leute, die ich von Social Media kannte, angeschrieben, ob sie Zeit und Lust auf einen gemeinsamen Lunch haben. Das hat eigentlich ganz gut funktioniert. Irgendwann hatte ich dann den Gedanken, dass eine Plattform dafür doch super wäre.
Nachdem mich die Idee in den letzten Jahren nie ganz losgelassen hat, habe ich Ende 2022 dann beschlossen, die Idee endlich in die Tat umzusetzen und Anfang 2022 den Creative Lunch Club gelauncht.
Gerade in der Kreativszene braucht es einfach Formate, die Menschen, auch außerhalb ihrer bestehenden Bubbles, miteinander vernetzen. Und ein gemeinsames Essen war ja schon immer eine der besten Möglichkeiten, um Menschen zusammenzubringen.
„Gerade in der Kreativszene braucht es einfach Formate, die Menschen, auch außerhalb ihrer bestehenden Bubbles, miteinander vernetzen.“
Wie läuft so ein Treffen ab & kann jeder daran teilnehmen oder gibt es bestimmte Voraussetzungen?
Generell kann sich jeder für den Creative Lunch Club registrieren, der sich selbst als Kreativen sieht bzw. in der Kreativwirtschaft arbeitet. Wir machen da keinen Check oder so. Der Großteil unserer Mitglieder sind Grafikdesigner*innen und Fotograf*innen, aber auch Musiker*innen, Marketer, Texter*innen, Tänzer*innen sind z.B. dabei. Ich wollte von Anfang an eine möglichst vielfältige Community schaffen.
Zu Beginn jeden Monats wird jedes Mitglied dann mit zwei anderen Kreativen gematcht. Alle drei bekommen eine E-Mail mit den Kontaktdaten und ein paar Infos, wie Beruf, Website und Instagram- oder LinkedIn-Account der anderen. So, dass man sich schon vorab über die andere Person informieren kann. Dann machen sich die drei Personen Zeit und Ort für das gemeinsame Mittagessen aus und treffen sich zum gemeinsamen Lunch. Es ist also ein dezentrales Konzept, ich übernehme nur das Matching, den Rest machen die Personen dann selber aus.
Für den Lunch gibt es keine Regeln. Man kann über Projekte reden, Herausforderungen, Probleme, neue Ideen, was einen inspiriert, gemeinsam über Kunden schimpfen (muss auch manchmal sein :D), aber genauso kann man auch über persönliches und privates reden. Das bleibt den Teilnehmer*innen selbst überlassen und kann sich in viele verschiedene Richtungen entwickeln.
Auch wie es danach weitergeht, bleibt allen selbst überlassen. Man kann Nummern austauschen, sich wieder mal treffen, ein gemeinsames Projekt starten, Freunde werden oder sich nie wieder sehen 😀
Hast du ein bestimmtes Ziel mit dem CLC? Wohin soll die Reise gehen?
Mittlerweile haben wir über 1.000 Mitglieder auf der ganzen Welt, nicht nur in Wien, sondern auch in Berlin, Barcelona, London, Lissabon oder New York. Das Konzept kommt also super an und hat sehr viel Potential. Ich möchte das Ganze noch größer und bekannter machen und zu einer weltweiten Community ausbauen, die Kreative miteinander connectet und einen Raum schaffen, der Austausch auf Augenhöhe und das Kennenlernen von Menschen außerhalb der eigenen Bubble ermöglicht. Das geht im stressigen Arbeitsalltag, den viele Kreative ja haben, leider oft unter, ist aber sehr wichtig.
Wie kann man denn mitmachen?
Man kann sich auf www.creativelunchclub.com für den Creative Lunch Club anmelden. Dazu gibt man dort ein paar Daten, wie E-Mailadresse, Beruf, Website, Social Link und Stadt ein.
Es gibt eine Anmeldegebühr von 10 Euro, die es mir ermöglicht, den Creative Lunch Club bekannter zu machen, neue Mitglieder zu gewinnen und die Plattform auszubauen und zu verbessern.
Dann muss man nur bis zum Anfang des nächsten Monats warten und bekommt dann per Mail die Matches zugesandt.