Hallo Ara, hallo Philip! Könnt ihr uns mal erzählen, wie ist es dazu gekommen, gemeinsam Hedgehog & Swan zu gründen? Was ist eure Geschichte? Wie kommt der Name?
Wie es so zwischen zwei guten Freunden üblich ist, haben wir schon länger von einer gemeinsamen Bar geträumt. Wobei, um genau zu sein, war das eigentlich immer eine Bäckerei. Und dazu stehen wir heute noch – das ist unser Plan B. B wie Bäckerei.
Die Entscheidung kam eigentlich recht simple, im Zuge eines kurzen Dialogs nach Urlauben im Vapiano. “Ich mag so nima!”, “I a ned”, “Mochmas?”, “Yes!” Und dann wurden alle entsprechenden Schritte eingeleitet.
Und wir sind sehr froh darüber, dass unser Plan A, wie die Agentur, im Endeffekt so aufgegangen ist.
Vor der Namensfindung hatten wir ehrlicherweise ziemliche Sorgen. Wir sind beide Menschen, die gerne diskutieren und der Name als zentraler Identifikationspunkt hätte schon zum Knackpunkt werden können. Mit dieser Sorge starteten wir in unsere erste kleine Planungsklausur im Cafe Aumann – da standen viele Themen auf der Agenda, nur der Name nicht. Erledigt wurde von der To-do-Liste genau gar nichts, aber dafür hatten wir einen Namen.
Die Geschichte dahinter ist recht simple: Jeschko (Nachname von Philip) heißt in den meisten slawischen Sprachen “Igelchen” und Karap (Teil des Nachnamen von Ara) heißt aus dem armenischen übersetzt “Schwan” – so entstand “Hedgehog & Swan”.
Worum geht es genau und was können eure Kund:innen von euch erwarten? Was tut ihr?
Es mag jetzt wirtschaftlich etwas überraschend klingen, aber wir helfen gerne unseren Kund:innen, mit dem Ziel, dass sie uns am Ende des Tages gar nicht brauchen. Darin liegt unser Schlüssel für erfolgreiche Beratung. Unser Credo lautet: Wenn Beratung echt ist, dann muss sie nachhaltig wirken. Dafür braucht es in erster Linie entwaffnende Ehrlichkeit und das Eingeständnis der eigenen Imperfektion. Das kann dann zu einer Stärke werden!
Wir helfen beim Aufbau, stellen ihnen Know-how und Werkzeuge zur Verfügung, bauen mit ihnen ganze Abteilungen aus oder gar neu und verabschieden uns dann. Mit mehr als nur einem guten Gewissen.
Aber keine Sorge! Natürlich machen wir auch digitale Kampagnen und setzen diese auch gemeinsam mit unseren Partner:innen um. Im Fokus stehen vor allem Kampagnen, die das Digitale Engagement & Community Building ins Zentrum rücken.
„Für echte Beratung braucht es in erster Linie entwaffnende Ehrlichkeit und das Eingeständnis der eigenen Imperfektion.“
Was war der Schlüssel vom Erfolg im ersten Jahr? Was sind eure größten Erkenntnisse?
Auch wenn es nicht glaubhaft wirken mag, im ersten Jahr haben wir nur 50% unserer Zeit in die Kundenakquise und in Projekte gesteckt, die restlichen 50% in uns selbst. Ara und ich kennen uns zwar schon seit über 6 Jahren, aber nur als Freunde & Kollegen, und nicht als Geschäftspartner, mit fast ehelichen Verhältnissen, in denen die Rolle des Kindes unser Unternehmen einnimmt.
Jeder tickt eben anders, denkt anders und benötigt andere Rahmenbedingungen, um in sein persönliches Wirken zu kommen.
Bei Ara entstehen etwa Dinge im Dialog, bei Philip am weißen Blatt.
Ein Verständnis für die Arbeitsweise des Gegenübers aufzubringen, ist daher ein fordernder und komplexer Prozess. Gleichzeitig ein zwingend notwendiger, weshalb wir von Beginn an auch externes Coaching (einzeln und zusammen) zu unserer Routine gemacht haben.
Den Schlüssel haben wir darin gefunden, das eigene Ego zurückzuschrauben, verstehen zu wollen und aufeinander einzugehen. Letzteres ist der Knackpunkt, denn den eigenen Blick auf die Welt zu verlassen, kann auch schmerzhaft sein.
Sehr früh mussten wir daher erkennen, dass wir dann erfolgreich sein werden, wenn wir es uns zur Aufgabe machen, die idealen Arbeitsbedingungen für den jeweils anderen möglich zu machen. Das bedeutet auch zurückstecken. Vor allem in Momenten, in denen der eigene Kopf alles besser weiß.
Unser Zugang dafür, eine Kontrollfrage: Ist das Durchboxen einer eigenen Meinung für das Unternehmen spielentscheidend oder nicht? Damit kann man 90% der unnötigen Reibung und Diskussionen vorbeugen.
„Man muss nicht am ersten Tag scharf in der eigenen Positionierung sein.“
Das sagt einem keiner zu Beginn? Was möchtet ihr anderen mitgeben?
1. Wie lange Dinge dauern können, bis sie entstehen und wie wenig man dabei unter Kontrolle hat. Gleichzeitig passieren dann viele Dinge gleichzeitig und das Warten auf den Erfolg (rückblickend) kommt einem sehr kurz vor.
Das ist v.a. für die Menschen sehr herausfordernd, die zwar das Wort „Geduld“ kennen, sich aber massiv schwer damit tun, diese zu praktizieren. 😉
2. Man muss nicht am ersten Tag scharf in der Positionierung sein. Das ist ein Irrglaube. Wir haben erst durch unsere eigenen Projekte gelernt, wo tatsächliche unsere Stärken liegen. Das hat dazu geführt, dass wir uns von einer anfangs rein Digitalen Agentur immer mehr zu einer Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Kommunikation entwickelt haben.
3. Viele Agenturen verkaufen ihre Leistungen unter ihrem Wert. Niedrige Stundensätze und lieber kleinere Kunden mit wenig Marketingerfahrung. Dabei ist es meist nur das persönliche Mindset und der Mut, größer zu denken. Bei der Auswahl von Kunden bis zur Höhe der Angebote.
4. Wir haben schnell gelernt, dass das Thema “Zeit” unseren Kunden am wichtigsten ist – deshalb schauen wir darauf, dass unsere Arbeit schnell und effizient erledigt wird – das hat natürlich seinen Preis. Das ist aus unserer Erfahrung aber für beide Seiten zufriedenstellender als langatmige Prozesse, Termine inkl. Reden um den heißen Brei, nur um das vereinbarte (und zu günstige) Stundenpaket auszuschöpfen.
Wir rechnen i.d. R. nach Lösungsversprechen (pauschal) ab und nicht nach Zeitaufwand.
Wie seid ihr aufgestellt?
Bei der Zusammensetzung der Kunden handhaben wir es wie ein Aktienportfolio. Damit reduzieren wir unser Risiko und haben gleichzeitig Spaß an dem, was wir tun aufgrund der Abwechslung. So arbeiten wir (meothophisch gesprochen) mit Pensionsfonds & ETFs, die mit großen Budgets langfristige Sicherheit bieten und gleichzeitig mit Risings Stars & Crypto Kunden, die mehr Zeit-Investment benötigen, jedoch viele Potential haben; Bei Partnern & Freelancer handhaben wir es wie eine Fußballmannschaft (manche sitzen auf der Bank, manche werden als Joker gezogen – es kommt halt auf den Mitspieler an. Das erlaubt uns sehr flexibel zu sein und unterschiedliche Märkte anzusprechen.
Ein für uns großes Anliegen von Beginn an war, Projekte, Vereine und Organisationen mit unserem Know-how zu unterstützen. Es ging vor allem um Projekte im Bereich Bildung und Integration, weil wir das schlichtweg als Investition in eine bessere Zukunft betrachten und hier auch unseren Beitrag leisten wollen – darin sehen wir den meisten Sinn. Rückblickend haben wir sicher unterschätzt, wie groß die Dankbarkeit in diesem Bereich sein kann, und dass wir wiederum von den Kontakten dieser Vereine und Organisationen profitieren können.
„Bei der Zusammensetzung der Kunden handhaben wir es wie ein Aktienportfolio. Damit reduzieren wir unser Risiko und haben gleichzeitig Spaß an dem, was wir tun.“
Wie viele Mitarbeiter?
Keine:n einzige:n und wir sind stolz drauf! 😉
Dafür haben wir ein grandioses Netzwerk an Freelancer:innen und Partner:innen, mit denen wir Großartiges leisten können. Sie nehmen nämlich tatsächlich Arbeit ab, ohne unnötige zu verursachen, schaffen Flexibilität und, was v.a. auf der Kundenseite hervorragend ankommt, wir haben für jede Ebene und jede Aufgabe die passende Lösung, um fairen Preis.
Aus unserer Sicht ist das auch der Weg, wo sich unsere Branche (wenn man diesen Haufen überhaupt vereinheitlichen darf 😉 ) hinentwickeln wird. Indikatoren dafür sind u.a. das “gesund schrumpfen”, welches man vielerorts hört oder euer Erfolg bei good.at 😉
Zum Schluss noch, wie sieht eure gemeinsame Zukunft mit Hedgehog & Swan aus?
Diese Frage hätten wir vor einem Jahr recht genau beantworten können – heute nicht mehr. Wir haben mittlerweile gelernt und uns damit abgefunden, wie schnelllebig und unkontrollierbar unsere Wege und Ziele sein können. Und wir genießen das richtig! Denn das schafft Abwechslung und verhindert monotone Routinen und erlaubt uns, in Zukunft noch viele neue Dinge einzubringen und vor allem auszuprobieren.
Und vergessen wir bitte nicht die Bäckerei! 😉