Thiemo Gillissen ist good at Momentum generieren.

Thiemo Gillissen ist ein österreichischer Unternehmer, digitaler Leader, neugieriger Geist sowie GrĂŒnder des Fifteen Seconds Festivals in Graz. Trotz des Schulabbruchs im Alter von 15 Jahren glaubt er fest an lebenslanges Lernen und ist ein starker Verfechter von kontinuierlichem Wandel und Innovation. FĂŒr seine unternehmerische Arbeit wurde Thiemo von Forbes in die Liste der 30 unter 30 aufgenommen. Im Interview nimmt er uns mit auf seinen Karriereweg und gibt uns einen Einblick auf die Zukunft des Festivals.

Thiemo Gillissen

Lieber Thiemo, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst!
Ich bin ein großer Fan vom Fifteen Seconds Festival und freu mich darauf, ein wenig mit dir ĂŒber deinen Werdegang und deine Vision zu sprechen! Du hast ja einen eher “unĂŒblichen” Werdegang, mit 15 die Schule verlassen, das ist ja jetzt nicht der “klassische” Weg.

Lieber Patrik, vielen Dank fĂŒr die Einladung zum GesprĂ€ch. Es ist schön zu hören, dass dir gefĂ€llt, was wir mit dem Festival aufgebaut haben, und ich hoffe, wir sehen uns im Juni in Graz! Mein beruflicher Weg hat begonnen, als ich mich frĂŒh fĂŒr Design und Technologie interessiert habe. Ich hatte damals meine Leidenschaft erkannt, Dinge zu gestalten und anschließend umzusetzen und damit aus einer bloßen Idee tatsĂ€chlich RealitĂ€t werden zu lassen. Design wird oft auf die visuelle Gestaltung reduziert. Im Kern kann Design aber viel mehr. Indem es sich nicht nur auf das Produkt selbst konzentriert, sondern auf die Gestaltung des gesamten Erlebnisses. Es geht darum, ein VerstĂ€ndnis fĂŒr die BedĂŒrfnisse und Erwartungen der Kund:innen oder Nutzer:innen zu entwickeln und darauf basierend Erlebnisse zu gestalten, die nicht nur funktional und intuitiv sind, sondern auch Ă€sthetisch ĂŒberzeugen und emotional berĂŒhren.
Als ich 15 Jahre alt war, waren das erste Projekte aus dem Bekanntenkreis; hauptsĂ€chlich kleine Webseiten, Markenauftritte und Print-Anwendungen. Ich war gemeinsam mit meinem Schulfreund Joris selbststĂ€ndig, wir haben uns ein BĂŒro geteilt und haben dort nach der Schule, meist bis spĂ€t in die Nacht, gearbeitet.

Na klar bin ich wieder am Start im Juni! Freu’ mich schon!
Mutige Entscheidung
wie konntest du deine Eltern davon ĂŒberzeugen, dass du fĂŒr dich in dem Moment das Richtige tust? Oder war das gar nicht nötig?

Meine Eltern davon zu ĂŒberzeugen, war tatsĂ€chlich zuerst eine Herausforderung. Sie haben dann aber doch sehr schnell gesehen, dass ich mich mit sinnvollen Dingen beschĂ€ftige und einen Weg verfolge, auf dem ich meiner Leidenschaft nachgehe und damit auch erfolgreich sein kann — und mich dann auch dabei unterstĂŒtzt und bekrĂ€ftigt.
Einige Jahre spĂ€ter hat mich diese Leidenschaft fĂŒr Design dann zur gemeinsamen GrĂŒndung von Fifteen Seconds mit meinem Co-Founder Stefan gebracht. Auch hier beschĂ€ftigen wir uns von Anfang an damit, Erlebnisse so zu gestalten, dass sich Menschen bei uns wohlfĂŒhlen, Kontakte knĂŒpfen können, etwas Neues lernen können und sich inspirieren lassen können.

Ist euch sehr gut gelungen! Wie hast du “deins” gefunden, und was glaubst du, wĂŒrde anderen helfen, die sich schwer damit tun?

Mir wurde in meiner Schulzeit — vor allem von vielen meiner Lehrerinnen und Lehrer — attestiert, dass ich scheitern wĂŒrde. Ich hatte schlechte Noten und kaum Interesse an den Inhalten des Unterrichts. Heute kann ich daraus meine Antwort auf deine Frage schließen: Im Leben nicht zu viel auf die GrĂŒnde hören, die andere Menschen finden, warum man nicht erfolgreich sein wird. Wenn man an sich selbst glaubt, ist das schon die halbe Miete. Die HĂŒrden, die z.B. eine berufliche SelbststĂ€ndigkeit mit sich bringt, sind herausfordernd genug, da ist es deutlich einfacher, die Stimmen von Nein-Sagern und Pessimisten hinter sich zu lassen. Trotzdem muss man an dieser Stelle auch sagen: SelbststĂ€ndig zu sein oder ein Unternehmen aufzubauen fĂŒhlt sich anfangs lange so an, als ob man von einer Klippe springt und auf dem Weg nach unten ein Flugzeug zusammenbaut. Das ist nicht unbedingt fĂŒr jede Person der passende Weg.

„SelbststĂ€ndig zu sein oder ein Unternehmen aufzubauen fĂŒhlt sich anfangs lange so an, als ob man von einer Klippe springt und auf dem Weg nach unten ein Flugzeug zusammenbaut.“

Stimmt. Gab es eine Zeit, wo es dir besonders schwer fiel, Leistung zu erbringen? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen?

Ich hatte bisher das GlĂŒck, meinen Pfad immer bewusst selbst wĂ€hlen und gestalten zu können. Es gibt im Unternehmer-Dasein immer Herausforderungen – leichte und schwere. Allerdings ist es mir deswegen noch nie besonders schwergefallen, dafĂŒr Leistung zu erbringen, weil ich mich entschieden habe, einen beruflichen Weg zu gehen, der auch anspruchsvoll und fordernd sein kann.

Fotos: Niki Pommer

Wie hast du deine Agentur-Zeit erlebt, und wie glaubst du, dass sich die Branche verĂ€ndern muss, um fit fĂŒr die Zukunft zu sein?

Ich habe etwa zehn Jahre in der Branche gearbeitet, knapp sechs davon bei dem Strategie- und Designunternehmen moodley. Als Partner war ich fĂŒr den GeschĂ€ftsbereich Digitale Produkte verantwortlich und habe ein Team von 35 Designer:innen, Berater:innen und Entwickler:innen aufgebaut. Es waren wahnsinnig intensive und lehrreiche Jahre fĂŒr mich. Begeistert hat mich vor allem die intensive Zusammenarbeit mit großartigen Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen – sowohl im Team als auch auf Kundenseite.
Perspektivisch glaube ich, dass es sehr viel AgilitĂ€t und VerĂ€nderungsbereitschaft braucht, wenn es um die Gestaltung eines zukunftssicheren Agenturmodells geht. Meine Beobachtungen und SchlĂŒsse fĂŒr die Zukunft der Branche lassen sich in drei Thesen zusammenfassen:

Von der Dienstleistung zum Produkt
Kunden bevorzugen klare Deliverables und wollen weniger RetainervertrĂ€ge. Services von Agenturen transformieren sich immer hĂ€ufiger zu ausformulierten, strukturierten Produkten mit einem klar definierten Umfang. Dadurch werden Leistungen – auch Kreativleistungen – vergleichbarer und greifbarer fĂŒr die Kundinnen und Kunden.

Vom Agenturteam zur Projektplattform
Die Ambitionen der großen BeratungshĂ€user, Digital-, Kreativ- und Designagenturen im großen Stil zu kaufen und zu integrieren, sind seit Jahren in vollem Gange und teilweise bereits sehr erfolgreich etabliert. Das bekannteste Beispiel im DACH-Raum ist wahrscheinlich Accenture. Der entscheidende Wettbewerbsvorteil, der sich dadurch ergibt, ist die Möglichkeit, rasch ein globales, interdisziplinĂ€res Projektteam zusammenzustellen: die besten Köpfe, egal, wo sie sitzen. Und fĂŒr Leistungen, die in anderen MĂ€rkten deutlich kostengĂŒnstiger sind, entsteht neben dem inhaltlichen Vorteil auch noch ein ökonomischer Vorteil, der an den Kunden weitergegeben werden kann.

Es wird ernst mit der Nachhaltigkeit
Das, was vor einigen Jahren noch die Fleißaufgabe fĂŒr Agenturen war, wird zunehmend zur Voraussetzung: eine ĂŒberzeugende und transparent belegbare Strategie fĂŒr ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Immer mehr, vor allem große Auftraggeber sind mittlerweile gesetzlich dazu verpflichtet, die Anstrengungen in diesen Fragen ihrer Agenturen mitzuverantworten. Das sorgt schon jetzt fĂŒr viel Umbruch und wird in Zukunft noch stĂ€rker an Bedeutung gewinnen.

„Die Zukunft wird den “People Companies” gehören. Jene Organisationen, die ihre Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen.“

Das hast du jetzt sehr strukturiert auf den Punkt gebracht! Seh ich genauso. KI wird da auch noch ein Wörtchen mitreden, aber das ist ein Thema fĂŒr wann anders 😉
Wie schaffst du es generell, selbst diszipliniert zu sein und wie gehst du mit Motivationstiefs um?

Mein „Go-to“ in Motivations- oder KreativitĂ€tstiefs ist Sport. Eine Stunde Workout hilft fast immer, wieder mit einem frischen Kopf durchzustarten.

Voll, raus aus dem Kopf! Kommen wir zu deinem “Baby”, dem Fifteen Seconds. Wie kam es dazu und wie ist das damals entstanden? Ist ja ein Wahnsinn, wie sich das entwickelt hat


Wir waren damals frustriert vom Angebot am Markt. Es gab siloartige Konferenzen und wenig InterdisziplinÀres. Wir haben, bevor wir Ende 2012 angefangen haben, am ersten Festival zu arbeiten, einige internationale Konferenzen besucht und waren in New York, Montreal, Amsterdam, Berlin und einigen anderen StÀdten bei Tech-, Innovations- und Designkonferenzen. Bei jedem Format gab es etwas, was wir mitnehmen konnten. Entweder weil es uns inspiriert hat, es Àhnlich zu gestalten, oder weil wir uns gedacht haben: Das muss besser gehen.
Was dann 2014 mit rund 1300 Teilnehmenden begonnen hat, hat sich ĂŒber die letzten zehn Jahre zur fĂŒhrenden interdisziplinĂ€ren Zukuftskonferez in Europa entwickelt.
Seit der GrĂŒndung arbeiten wir nach wie vor unermĂŒdlich daran, mit unserem Festival Silos aufzubrechen und die unterschiedlichsten Branchen, Themen, Disziplinen, aber auch Karrierelevel miteinander zu vernetzen und gemeinsam ĂŒber eine Zukunft nachzudenken, in der wir leben und arbeiten wollen. Dabei steht das Prinzip des lebenslangen Lernens (sowohl fĂŒr Organisationen als auch fĂŒr Individuen) im Mittelpunkt.

Foto: Niki Pommer

Richtig gut! Ich fand den Move spannend, dieses Jahr die Mainstage zum Thema “Personal Growth” zu besetzen. Warum glaubst du oder ihr, dass das Thema so wichtig ist? (Ich glaube das auch, ĂŒbrigens 😉

Statt nur hart zu arbeiten, glauben wir, dass es im Beruflichen und auch in anderen Lebensbereichen sinnvoller ist, auch stĂ€ndig an sich selbst zu arbeiten, wenn man vorankommen möchte. Und dabei geht es nicht um eine “Hustler-MentalitĂ€t”, sondern vielmehr um einen ausbalancierten Weg, kurz- und langfristige Wertschöpfung sicherzustellen. Und unter dem Motto: “A better you results in a better company” sind wir auch davon ĂŒberzeugt, dass Organisationen eine Summe der StĂ€rke ihrer Individuen sind und somit mehr Unternehmen in die persönliche Weiterentwicklung von Mitarbeitenden investieren sollten. Die Zukunft wird den “People Companies” gehören. Jene Organisationen, die ihre Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen. Wir wollen Fifteen Seconds stark daran ausrichten, vor allem Unternehmen dabei zu unterstĂŒtzen, emotionale FĂ€higkeiten aufzubauen und zu stĂ€rken.

Welchen Ansatz verfolgst du, um ein gutes Team aufzubauen und die richtigen Kandidat:innen zu finden?

Ich kann mich sehr gut mit “Hire for Attitude, Train for Skill” identifizieren und habe diesen Ansatz bisher auch immer so gelebt. Und den Charakter erkennt man nicht auf LebenslĂ€ufen oder Zeugnissen. Daher versuche ich in BewerbungsgesprĂ€chen so viel wie möglich ĂŒber den Menschen zu erfahren. Wie tickt die Person? Wie gut kann die Person sich selbst fĂŒhren? Was den Aufbau von erfolgreichen Teams angeht, so bin ich Verfechter des “Leadership as a Service“-Ansatz. Hier verstehen sich FĂŒhrungskrĂ€fte in Organisationen nicht als hierarchisches Oberhaupt, sondern stellen die UnterstĂŒtzung der Mitarbeitenden Höchstleistungen zu erbringen, in den Vordergrund.

Wie denkst du, kann man sich in der Berufswelt weiterentwickeln? Gibt es AnsÀtze, die du selber verfolgst? Und wie siehst du die Zukunft der Arbeitswelt mit allem, was auf uns zukommt?

Ich glaube das, was die meisten Menschen antreibt, ist sich zu entwickeln. Es wird viel ĂŒber “Purpose” in Unternehmen gesprochen, und doch ist dieser selten im Alltag wirklich spĂŒrbar. Wir stark man an seinen Aufgaben wachsen kann, das kann jede:r sehr gut verfolgen. Ich denke, dass das Thema “Lernkurve” noch stĂ€rker in der Vordergrund bei Arbeitgebenden rĂŒcken wird. Die Definition von Erfolg ist fĂŒr die ĂŒberwĂ€ltigende Mehrheit schon lĂ€ngst kein rein Finanzielle, sondern geht hin zu einem ganzheitlichen VerstĂ€ndnis, das Faktoren wie Wohlbefinden, die QualitĂ€t von Beziehungen und die Wirkung von Arbeit mit einbezieht.

Zum Abschluss ein Blick nach vorne: Wie sieht die Zukunft von Fifteen Seconds aus?

Wir wollen in den kommenden Jahren neue Formate entwickeln, wie wir, zusÀtzlich zum jÀhrlichen Festival und unserer Offsite-Serie Fifteen Seconds Alps, vor allem Organisationen dabei helfen können, in ihren Teams emotionale FÀhigkeiten aufzubauen und zu stÀrken. Wir sehen viel Potenzial, wie Unternehmen davon profitieren können, wenn Mitarbeitende laufend ihre FÀhigkeiten abseits der Hard Skills ausbauen. Die Zusammenarbeit wird effektiver, VerÀnderungen können besser gemeistert werden, die ProduktivitÀt ist höher. Zusammen mit unserem internationalen Speakernetzwerk und unserer Kernkompetenz, inspirierende Inhalte und Erlebnisse zu gestalten, wollen wir diesem Potenzial nachgehen.

Super. Ich bin gespannt! Vielen Dank fĂŒr das tolle GesprĂ€ch, lieber Thiemo!

Mehr zum Fifteen Seconds gibt es hier!

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