Thomas Strobl ist good at sein Ding durchziehen.

In den vergangenen 16 Jahren hat Thomas Strobl verschiedene Bereiche der digitalen Kreativbranche durchschritten: Designer, Entwickler, Fotograf, Musikproduzent, Motion Designer, Produzent/Projektmanager, technischer Direktor und CEO. Als digitaler Generalist fokussierte er sich auf die digitale ReprĂ€sentation von Marken und die Ausgestaltung digitaler IdentitĂ€ten. Nun hat er eine eigene Softwarelösung fĂŒr Freelancer entwickelt, die dazu dienen soll, den geschĂ€ftlichen Alltag zu erleichtern. Im Interview teilt er seine Erfahrungen, den frĂŒhen Antrieb, selbst etwas zu schaffen, und gibt Einblicke in sein Produkt.

Thomas Strobl

Lieber Thomas, freut mich sehr, dass wir sprechen! Steigen wir doch gleich direkt ein: ErzĂ€hl doch mal ein bisschen von deinem Werdegang. Du warst eigentlich nur selbststĂ€ndig in deiner gesamten Laufbahn, oder? Zwischendurch mal kurz die beste Digitalagentur Österreichs mitgegrĂŒndet (GrĂŒĂŸe gehen raus an wild!), aber eigentlich nie angestellt. Gabs da bestimmte GrĂŒnde oder hat sich das einfach so ergeben?

Ich hatte schon immer ein Macher-gen und hatte wĂ€hrend dem Zivildienst mit 17 die dĂŒmmste Idee, die man haben kann: Warum nicht gleich selbststĂ€ndig machen? Was eigentlich nicht funktionieren darf, hat dann irgendwie doch. Ich bin damals echt mit dem Auto in der Gegend (wohnte da noch in Oberwaltersdorf) herumgefahren und hab Firmen, Webseiten verkauft, war immer schon recht gut mit Gleichgesinnten vernetzt und hab dann immer wieder mal Jobs fĂŒr andere ĂŒbernommen und so wieder neue Leute kennen gelernt. Dann der Sprung nach Wien und dort weitergehantelt. In diesen Jahren hab ich klassische Grafik, Photografie fĂŒr Events, Motion Design fĂŒr Kunden wie Carlsberg (Bier), kleinere Promotionvideos fĂŒr FA (Shampoo) und sogar einen kleinen Fernsehspot fĂŒr einen Schweizer HĂ€ndler produziert. Nebenbei als Hobbyprojekt neben DJing auch ein Musiklabel gegrĂŒndet und 3 kleine Artists gesigned, weil so schwer kann das ja nicht sein. AwardverdĂ€chtige Meisterleistungen waren das allesamt keine, aber beschreibend fĂŒr mein recht breites Interesse an den Creative Industries. Wenn eine Anfrage reinkam: Kannst du 120 Bierflaschen, die aus einer Mitte entspringen animieren? Dann war die Antwort immer sofort “ja”, auch wenn ich es noch nie gemacht hatte. Aber irgendwo im Hinterkopf war immer so Halbwissen wie es funktionieren könnte und es hat dann auch immer irgendwie geklappt. Oft hilft Wissen in einer Disziplin ja auch in anderen: Wer in Cinema4D Lighting versteht, kann das Gleiche auch in einem Fotostudio umsetzen.

Und dann kam HTML5 und damit plötzlich die Möglichkeit all das mit InteraktivitĂ€t zu kombinieren und immersive Webseiten zu bauen. Etwas, was bis dato außer in technisch hochkomplexen Ausstellungen in Museen nicht wirklich möglich war. Da war mir klar: Das ist das Ding. Programmiert hatte ich immer schon, aber da war Engineering jetzt der Klebstoff, der alle Medien zusammenhĂ€lt und interaktiv macht, deswegen wurde es fortan mein Steckenpferd. “Creative Technologist” war zu der Zeit der Terminus, der den Job zusammenfassen versuchte. Über kurz oder lang fand ich Gleichgesinnte, die sich einen Tisch in meinem Mini-Coworking-Space gemietet hatten. Einige gingen, aber aus mir und den Dreien mit dem Ă€hnlichen Hunger genauso “geilen Scheiss” wie die KoryphĂ€en aus Los Angeles, Amsterdam und Co. zu bauen, wurde WILD. Und das hat ja dann ganz gut gefruchtet.

Ich hĂ€tte, glaube ich, nie etwas per se gegen eine Anstellung gehabt, aber es fĂŒhlte sich dann immer wie ein Schritt zurĂŒck an. Nach meinem Ausstieg bei WILD gab es GesprĂ€che und die Möglichkeit bei einer sehr großen Digitalagentur aus den USA im mittleren Management einzusteigen – normalerweise ein toller Job, zu dem sich viele hinaufarbeiten, aber irgendwie fĂŒhlte sich auch bei dem Gedanken wieder meine Zeit in irgendeiner Kette verschwendet an, sodass ich lieber wieder mein eigenes Ding angegangen bin.

„Oft hilft Wissen in einer Disziplin auch in anderen.“

Wahnsinns Geschichte! Wirklich toll. Vor allem, dass du dir immer treu geblieben bist, das ist vor allem am Anfang nicht so leicht.
Du bist ja ein absolutes Multitalent, wie wir gehört/gelesen haben, die sehr seltene Kombination aus (unter anderem) Dev und Design. Was sind die Vor- und Nachteile deiner Meinung nach? Der lokale Markt verlangt ja zunehmend nach der „eierlegenden Wollmilchsau“ … was manchmal dazu fĂŒhrt, dass man das GefĂŒhl bekommt „was kann diese Person eigentlich richtig“?-

Die Kommunikation davon ist so gut wie unmöglich. Transparent aufzĂ€hlen welche Skills ich mir andichte ist im Prinzip immer die falsche Lösung, weil es zum Einen unglaubwĂŒrdig wirkt und zum anderen klassische Jack-of-all-trades-master-of-none-vibes suggestiert. Ich bin immer am besten damit gefahren eine oder zwei kombinierte Disziplinen zu erwĂ€hnen (in meinem Fall Creative Technology) und dann bei Bedarf Erfahrungen zu nennen. Als es darum ging fĂŒr Wien-Tourismus Glas Violinen in 3D auf einer Website ĂŒber Content zu animieren war ich natĂŒrlich als Frontend-Developer gebucht (der auf Basis eines statischen Designs in Eigenregie Elemente animiert → die DualitĂ€t zum Design), aber aufgrund des Kundenwissens, dass ich mich „mit 3D-Zeug super gut auskenn’“ natĂŒrlich die erste Wahl.

Soll heißen – es ist sehr schwer zu kommunizieren, aber wenns angekommen ist, dann ist ein geschĂ€rftes, breites Profil einfach etwas an dem man super schnell anknĂŒpfen kann: „Red ma mal min Strobl, der kennt sich ja mit Audio auch gut aus“.

Was glaube ich auch immer wichtig ist, statt Behauptungen aufzustellen, lieber ein Projekt zu zeigen und dann darauf hinzuweisen, was man dabei gemacht hat. Dann erĂŒbrigt sich auch die Diskussion, ob man es kann oder nicht.

Absolut. Das ist ja auch der große Vorteil von Kreativen: Mappe schlĂ€gt CV. Lass uns mal zu deinem Baby kommen: FUGOYA. Wie bist du darauf gekommen, das zu machen? SaaS ist ja ein hartes Feld 


Trotz Begeisterung Dinge einfach mal auf die Beine zu stellen, bin ich doch recht risikoavers und obwohl ich schon immer der Idee nachgetrĂ€umt hab alle ĂŒber die Jahre erworbenen Skills auf ein Produkt anzuwenden, so hats nie wirklich den Moment gegeben.

Bis dann alle Sterne richtig gestanden sind: Nach 16 Jahren selbststĂ€ndiger Kundenarbeit und einem Faible fĂŒr Productivity Tools bring’ ich sowohl alle Schmerzen mit, die man so erfahren kann und kenn’ alle selbst-deklarierten Lösungen, die es so am Markt gibt. Die chronische Unzufriedenheit, dass keine dieser Lösungen wirklich Zeit spart (die man dringend brauchen könnte, wenn man 8+ Projekte gleichzeitig “schupft”), gepaart mit der Geburt meines Sohnes und dem Wirtschaftstimeout durch Corona war dann letztlich der Punkt fĂŒr mich in die Produktwelt zu gehen:

Ich kenn’ die Probleme, hab’ Ideen zur Lösung, alle notwendigen Skills fĂŒr die Umsetzung, Zeit und Geld durch den Verkauf meiner WILD-Anteile. Wann, wenn nicht jetzt?

Das ganze wirklich 100 % solo und bootstrapped zu machen ist in Zeit von growth-um-jeden-Preis und Pre-seed/seed/SeriesA/B/C recht unorthodox, aber dass 95 % der gefundeten startups keine 5 jahre ĂŒberleben sollte Indiz dafĂŒr sein, dass es auch andere Wege geben kann/muss. Ein Team von 15 Kopf burned nunmal recht schnell durch funding und wenn dann nicht rechtzeitig 1 Mio. ARR erreicht wird, schauts nunmal schnell recht dĂŒster aus, egal wie gut die Idee oder die Umsetzung war. Als Solo Indie Maker ist der Break-even so unglaublich niedrig, dass es kaum kein Erfolg sein kann, wenngleich alles natĂŒrlich viel langsamer passiert.

Und das paart sich ideal mit meiner Vorstellung eines erfĂŒllten Lebens – meine Community Bio ist “Primarily a dad. Also “running this Fugoya thing”. Ich hab an dem Punkt in meinem Leben kein Interesse mich ins Grab zu hustlen, sondern nachhaltig etwas in den Markt zu bringen, was Leuten wirklich hilft und bestenfalls davon gut leben zu können. Reichtum oder ein schneller Exit sind nicht das Ziel. Insofern ist es auch schwierig, Feedback von anderen Foundern oder anderen aus der Startupbubble zu bekommen, weil sie oft das Mindset nicht nachvollziehen können. Aber ich machs’ einfach wie immer: Mein eigenes Ding.

„Wer weniger Zeit mit Daily Business vergeudet, hat mehr Zeit fĂŒr die Dinge, die einem auch Spaß machen.“

Kann ich 100 % nachvollziehen, Good At ist auf dieselbe Art entstanden. Sehr spannend! Um was geht es genau bei FUGOYA, und warum glaubst du, dass der Markt das braucht?

Software verspricht Zeit zu sparen, aber die RealitĂ€t ist, dass man stundenlang Formulare ausgefĂŒllt, Buttons klickt und Spreadsheets frisiert. Wo da jetzt die tolle ProduktivitĂ€t geblieben ist, ist oft fraglich. Bis zu dem Punkt wo man es sein lĂ€sst, auch wenn es eigentlich so viel Potential hĂ€tte.

Fugoya ist ein Bouquet an Tools, das die wichtigsten Bereiche des Daily Business eines Freiberuflers abdeckt. Aufgaben ĂŒber die aktuelle Woche einteilen, Angebote aus wiederkehrenden Blöcken erstellen, Zeit vollkommen automatisch tracken und mit einem einzigen Klick in vollstĂ€ndig individuell gestaltete Rechnungen konvertieren. Dann alles in Projekte mit sauber durchsuchbarer Historie verpacken und immer den Überblick ĂŒber deren Budgets/Deadlines behalten.

Wer sich als Designer selbststĂ€ndig macht, macht das aus der Liebe zum Design und nicht weil Angebote schreiben so unfassbar witzig ist. Der Effekt ist simpel: Wer weniger Zeit mit Daily Business vergeudet, hat mehr Zeit fĂŒr die Dinge, die einem auch Spaß machen.

Top! Wie war dein Prozess damit? Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: alles dauert mindestens doppelt so lange wie gedacht 😉

FĂŒr mich war von Anfang an klar: Jede Interaktion in Fugoya ist auf Zeitersparnis ausgelegt, auch wenns’ fĂŒr mich in der Umsetzung teilweise erheblich komplizierter ist. Das gepaart mit meinem Anspruch an polish lĂ€sst alles dann doch deutlich lĂ€nger dauern. Ich bin mir sicher: wenn ich bei allen Entscheidungen den am simpelsten umzusetzenden Weg gewĂ€hlt hĂ€tte, wĂ€re ich um gut 60 % der Zeit schneller fertig gewesen. Aber genau diese extra mile machts’ fĂŒr mich aus, warum ich am heutigen Tag vollkommen dahinter stehen kann und sagen kann: Es gibt am Markt nichts, was nahekommt.

Super. Richtig cool! Wen siehst du als Zielgruppe? Und planst du das international oder erstmal nur im deutschsprachigen Raum?

Die Zielgruppe ist recht klar definiert: Es sind SelbststĂ€ndige, die schon Erfahrung gesammelt haben, und die Pain Points am eigenen Leib gespĂŒrt haben. Die immer 6 alte Angebote öffnen und wild in InDesign-Templates herumkopieren. Die schon zig mal den Timer zu starten oder zu beenden vergessen haben. Denen öfters schonmal eine Projektdeadline durch den Rost gerutscht ist. Die zwar immer ungefĂ€hr schĂ€tzen, wie lange etwas dauern wird, aber eigentlich nicht wirklich eine Ahnung haben, wie lange es immer gedauert hat. Ich nenne es: Die “Freelance Professionals”.

Der heutige Stand von Fugoya ist vollkommen geografisch entkoppelt. Jedes Land, jede WĂ€hrung, jeder Steuersatz ist möglich. Es werden keine landesspezifischen Regeln enforced und die Lösung ist komplett flexibel. Das ist einer der HauptgrĂŒnde, warum Buchhaltung aktuell nicht enthalten ist: Jedes Land ist so extrem unterschiedlich, dass eine umfassend agnostische Lösung eigentlich unmöglich ist. Das Thema Financials an sich ist allerdings auf der Roadmap: z. B. Expense Tracking und Reconciliation sind Themen die angegangen werden, doppelte Buchhaltung wirds allerdings wahrscheinlich eben nie spielen. Wichtig ist mir eben nur, dass die Themen nicht half-assed behandelt werden. Andere Tools geben z.B. zum expense tracking ein Eingabeformular mit Titel, Datum und PDF welches dann original in einer Tabelle endet. Wo ist da der Mehrwert? Da kann ich ja gleich einfach die Belege sauber benannt in einem Ordner lagern. Die App ist auch vollkommen lokalisiert und aktuell in Englisch und Deutsch erhĂ€ltlich, nĂ€chstes Jahr folgen dann Französisch und Spanisch.

Das grĂ¶ĂŸte Thema fĂŒr nĂ€chstes Jahr ist allerdings Collaboration: Zum einen arbeiten Freiberufler eher selten im Vakuum und gerne mal zusammen an Projekten. Zum anderen hat sich herauskristallisiert, dass kleinere Teams von 2 bis 10 Köpfen einen sehr Ă€hnlichen Zugang wie solo-warriors zur Thematik haben und sehr interessiert sind an der Lösung. Die architektonischen Grundbausteine dafĂŒr sind bereits gelegt, aber wie immer liegt mir polish es anstĂ€ndig zu machen am Herzen. Und dann wĂ€r da noch das oben genannte Thema Financials und Mobile Companion App, also ich sag’ mal fad wirds bestimmt nicht.

Grandios! Vielen Dank fĂŒr das ausfĂŒhrliche GesprĂ€ch!

Hier gehts direkt zum Tool!

Ein kleines Zuckerl, wenn du jetzt Fugoya PRO abonnierst: Der aktuelle Price Plan bleibt ‚eingefroren‘, sprich: keine Preiserhöhungen in Zukunft fĂŒr dich!

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