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TWW ist good at Change WKO.

Lukas Fliszar und Anna Rose sind seit Jahren prägende Stimmen in der Kreativszene – von Branding und strategischer Kommunikation bis hin zu politischen Gremien. Mit ihrem Engagement im Team Werbung Wien setzen sie sich für eine zukunftsfähige Branche ein. Im Interview sprechen sie mit uns über die bevorstehenden WKO-Wahlen im März, ihre Schwerpunkte und welche Veränderungen sie in der Werbe- und Kreativwirtschaft vorantreiben wollen.

Liebe Anna Rose & lieber Lukas,
freut mich sehr, von euch zu hören! Wir haben ja einiges vor mit der WKO – nämlich CHANGE IT! ;)
Wir Selbstständigen zahlen immer brav unsere Beiträge für unsere verschiedenen Gewerbe. Aber was eigentlich mit diesen Geldern passiert, wofür sie verwendet werden und dass wir alle tatsächlich eine Stimme und ein Recht haben, mitzugestalten, ist vielen nicht klar. Vielleicht interessiert es auch niemanden. Oder es ist einfach zu mühsam, sich damit auseinanderzusetzen. Genau deshalb packen wir das jetzt an!
Lasst uns ganz von vorne anfangen:
Was ist die WKO überhaupt? Und was genau ist die Fachgruppe?

Die WKO (Wirtschaftskammer Ă–sterreich) ist die Interessenvertretung aller Unternehmen in Ă–sterreich. Sie unterstĂĽtzt Betriebe durch Beratung, Bildung, Networking und Interessenvertretung auf politischer Ebene. Jede Branche wird in der WKO durch sogenannte Fachgruppen repräsentiert. Eine Fachgruppe ist quasi die „Abteilung“ der Wirtschaftskammer, die sich um die spezifischen Anliegen und Herausforderungen der zugeordneten Berufsgruppen kĂĽmmert.

Foto © Theresa Schadenhofer

Welche Aufgaben hat die Fachgruppe?

Lukas: Die Fachgruppe vertritt die Interessen ihrer Mitglieder auf Branchenebene. Sie arbeitet an Themen wie Kollektivvertragsverhandlungen, rechtlichen Rahmenbedingungen, Förderungen, Weiterbildungen und branchenspezifischen Innovationen. Die Fachgruppe ist auch ein Sprachrohr zwischen Mitgliedern und der Politik.

Foto © BESTHE Belinda Thaler

Wofür zahlen wir Beiträge?

Anna Rose: Alle Unternehmen und Selbstständigen zahlen Beiträge an die Wirtschaftskammer, zum Beispiel die jährliche Grundumlage. Sie finanzieren unter anderem: eine Rechtsberatung und Unterstützung für Betriebe – etwa in arbeitsrechtlichen oder steuerlichen Fragen. Bildungsangebote wie Workshops, Lehrgänge und Weiterbildungen. Die Interessenvertretung, also die politische Arbeit, um die Anliegen von Selbstständigen und Unternehmen auf nationaler und internationaler Ebene durchzusetzen. Und die Infrastruktur der Kammer, also Büros, Personal und Verwaltung. Ein Teil des Beitrags fließt direkt an die jeweilige Fachgruppe, die damit branchenspezifische Projekte finanziert.

Vielleicht fragst du dich: Wer entscheidet eigentlich, welche Projekte umgesetzt werden? Tatsächlich funktioniert das ähnlich wie im Parlament. Alle, die sich in der Fachgruppe engagieren, sind Teil jeweils einer politischen Liste – und diese kannst du aktiv wählen. Insgesamt gibt es 32 Mandate im Fachgruppenausschuss. Die Liste mit den meisten Mandaten hat am Ende auch den größten Einfluss darauf, welche Projekte und Initiativen realisiert werden. Es geht also echt um etwas.

Wie ist die Kammer aufgebaut?

Lukas: Die WKO ist hierarchisch gegliedert: Auf Bundesebene gibt es die Wirtschaftskammer Ă–sterreich.
Darunter stehen die Landeswirtschaftskammern für jedes Bundesland. Diese sind in Fachorganisationen unterteilt, die die Branchen (z. B. Gewerbe, Handel, Industrie) vertreten. Innerhalb der Fachorganisationen gibt es Fachgruppen, die spezielle Gewerbe betreuen (z. B. die Fachgruppe Werbung oder Film- und Musikwirtschaft). Alle Ebenen haben direkt oder indirekt gewählte Vertreter:innen.

„Das TWW legt in der Fachgruppe besonderen Fokus darauf, diese Werte in wirtschaftspolitische Entscheidungen einzubringen.“

Innerhalb der Kammern gibt es verschiedene Fraktionen. Das Team Werbung Wien (TWW) ist ein Ableger des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands Ă–sterreichs (SWV), richtig?

Anna Rose: Ja, das TWW ist ein Teil des SWV. Der SWV vertritt mit sozialdemokratischen Grundwerten die Interessen von Unternehmer:innen, wie zum Beispiel faire Bedingungen fĂĽr kleine Unternehmen und Freelancer:innen. Das TWW legt in der Fachgruppe besonderen Fokus darauf, diese Werte in wirtschaftspolitische Entscheidungen einzubringen.

Foto © BESTHE Belinda Thaler
„Wir möchten Barrieren abbauen, die es zwischen den einzelnen Berufsgruppen und innerhalb der gesamten Kreativwirtschaft gibt.“

Was ist die Vision des TWW? Warum sollten die Menschen uns als Vertreter:innen ihrer Interessen wählen?

Lukas: Die Vision des TWW ist es, eine Wirtschaftskammer zu schaffen, die transparenter, gerechter und moderner ist. Das TWW setzt sich besonders fĂĽr kleine Unternehmen, Einzelunternehmer:innen und Start-ups ein.
Kernanliegen sind: Bürokratieabbau und Vereinfachung von Prozessen, bessere Verteilung und Nutzung der Mitgliedsbeiträge, mehr Mitspracherecht für Unternehmer:innen in Entscheidungsprozessen sowie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung als Leitlinien für die Wirtschaftspolitik.

Wir wollen aber auch die Zusammenarbeit und den Austausch miteinander fördern. Es ist wichtig, sich nicht auf bestehenden Strukturen auszuruhen, sondern diese aufzubrechen und so ein flexibles, kreatives Netzwerk zu schaffen, dass sich gegenseitig unterstĂĽtzt und floriert. Deswegen setzen wir uns innerhalb unseres Teams dafĂĽr ein, verschiedene Formate zu entwickeln, die unsere Branche stärken. Dazu haben wir bereits in der Vergangenheit mit bestehenden Institutionen wie dem Creativ Club Austria, designaustria, Ladies, Wine and Design oder auch dem Forward Festival zusammengearbeitet – entstanden sind Events und Initiativen, die die Weiterbildung fördern, Missstände in der Branche und Lösungswege aufzeigen und am Ende einfach Menschen zusammenbringen.

Wir möchten Barrieren abbauen, die es zwischen den einzelnen Berufsgruppen und innerhalb der gesamten Kreativwirtschaft gibt. Agenturen, Freelancer:innen und Unternehmen können enger zusammenarbeiten, voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen. Dazu setzen wir auf offene Netzwerke, in denen Wissen ausgetauscht und Kooperationen entstehen können.

Das TWW versteht sich als Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Akteur:innen der Werbebranche – unabhängig von Unternehmensgröße, Berufsgruppe und Expertise wollen wir ein Gleichgewicht zwischen kreativen Freiräumen und konkreten Zielen schaffen. Vernetzung bedeutet auch, dass alle Akteur:innen, unabhängig von ihrer Größe, Zugang zu den gleichen Ressourcen und Chancen haben sollen.

Was sind eure nächsten Schritte? Gibt es besondere Projekte oder Initiativen, auf die sich die Werbebranche freuen kann?

Anna Rose: Momentan dreht sich bei uns alles um die bevorstehende Wirtschaftskammerwahl, die vom 11.-13.März stattfindet. Wie bei jeder Wahl gilt: Wer die meisten Stimmen hat, entscheidet, was passiert. Danach können wir definieren, welche unserer Projekte und Initiativen als Erstes umgesetzt werden. Wir finden, dass sich die Wirtschaftskammer ändern muss – und die Rahmenbedingungen fĂĽr unsere Branche leichter sein sollten.

Deswegen setzen wir uns fĂĽr folgende Punkte ein:

🔥 Ein Gewerbeschein für alle Berufsgruppen
Es muss einfacher gehen. So viel ist sicher. Unsere Aufgaben und Tätigkeitsbereiche – ja sogar Berufsbezeichnungen – entwickeln sich so schnell wie die Technik es eben möglich macht. Und wie wir wissen, geht das gerade verdammt schnell. Veraltete Strukturen und Gewerbescheine für ohnehin freie Gewerbe halten wir deswegen für nicht mehr zeitgemäß und unnötig kompliziert. Wir setzen uns für 1 Gewerbeschein in unserer Fachgruppe ein.

🔥 Streichung der SVS Selbstbehalte
Der Selbstbehalt für Unternehmer­:innen für ärztliche und ambulante Behandlungen im Krankenhaus muss zur Gänze abgeschafft werden. Er ist eine Strafsteuer für Krankheit und damit in unseren Augen eine ganz perfide Ungerechtigkeit. Besonders für Kleinunternehmer:innen kann der Selbstbehalt zu einer enormen Belastung werden. Die Herausforderungen für Selbstständige sind bei Krankheit ohnehin enorm hoch. Gesund werden darf nicht noch mehr kosten.

🔥 Pitch don’t kill my vibe
Ausschreibungen müssen neu gedacht werden. Sie müssen fairer, unbürokratischer und für Teilnehmende einfacher gestaltet werden. Wir wollen mit einer Studie sichtbar machen, wie viel Kapazitäten hier zum Großteil ergebnislos hineinfließen. Im Rahmen einer Enquete mit Stakeholder:innen und Entscheidungsträger:innen aus Politik und Wirtschaft sollen aus den Erkenntnissen entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden, um Änderungen zu bewirken.

🔥 Transparenz im Vergabeverfahren
Wir fordern die Einführung einer transparenten und öffentlich zugänglichen Datenbank für alle Kommunikations- und Werbeaufträge der WKO auf allen Ebenen. Nach dem Vorbild der Stadt Wien soll diese Plattform offenlegen, wer für Kommunikations- und Werbemaßnahmen beauftragt wird, wofür diese Aufträge erteilt werden und welche Kosten damit verbunden sind. Wir wollen dadurch die Transparenz erhöhen und eine klare Einsicht in die Vergabepraxis der WKO schaffen. Außerdem muss es gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle in der Branche tätigen Unternehmen geben. Diese Initiative möchten wir in unserer Fachgruppe für Werbung und Marktkommunikation umsetzen und als Standard für alle Ebenen der WKO etablieren.

🔥 Haltungsfrage: the economy is female
In unserer Liste und in den Projekten, die wir umsetzen oder unterstützen, setzen wir uns für Geschlechterparität und Diversität ein. Wir pushen safe spaces für weiblich gelesene Menschen wie z. B. das Format Ladies, Wine Design und wollen Bewusstsein schaffen durch Projekte wie die Fair Work Initiative, die der Creativ Club Austria gemeinsam mit der Fachgruppe umsetzt, oder den Talk der Erregung.

Was motiviert euch persönlich, euch als Teil von Team Werbung Wien zu engagieren?

Anna Rose: Ausschlaggebend war für mich die veränderte gesamtpolitische Lage in Österreich. Mir war es wichtig, innerhalb meiner Möglichkeiten Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu gestalten. Es ist wichtiger denn je, dass Kreativschaffende sich politisch engagieren und vehement gesellschaftliche Diskussionen führen. Gerade in Zeiten, in denen soziale Gerechtigkeit und die Demokratie selbst unter Druck stehen, müssen wir näher zusammenrücken und Werte vermitteln.

Lukas: Die Kommunikationsbranche verfĂĽgt ĂĽber die Fähigkeit, komplexe Themen zugänglich zu machen, Narrative zu schaffen und Menschen zu erreichen – allesamt essenzielle Werkzeuge, um gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben. Es geht darum, Verbindungen zu knĂĽpfen – innerhalb der Kreativszene, aber auch mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen, politischen Entscheidungsträger:innen und der Ă–ffentlichkeit.

Warum soll ich zur Wahl gehen?

Anna Rose: Die Wirtschaftskammerwahl ist ein demokratischer Prozess, der leider oft wenig Beachtung findet. Das finden wir sehr schade, da wir alle als Selbstständige sehr eng mit der Wirtschaftskammer verbunden sind. Erst wenn das allen Unternehmer:innen in unserer Branche bewusst wird, wird klar, welche Relevanz die Wahl eigentlich hat.

Wir wĂĽrden jeder Person raten, sich mit allen Kandidat:innen und ihren Wahlprogrammen auseinanderzusetzen. Die Wahl ist eine direkte Möglichkeit, Einfluss auf die Gestaltung unserer Branche und damit der eigenen Arbeitsrealität zu nehmen. Wer nicht wählen geht, lässt andere fĂĽr sich entscheiden – und verschenkt so eine Chance, ein Zeichen zu setzen.

Wie kann ich meine Stimme abgeben?

Lukas: Die Wirtschaftskammerwahl findet von 11. bis 13. März 2025 statt. Wichtig: Du kannst schon jetzt eine Wahlkarte beantragen und entspannt per Briefwahl wählen. Aber bitte nicht zu entspannt – damit sich alles fristgerecht ausgeht, solltest du die Wahlkarte bis Ende Februar beantragt haben. Eine Step-by-Step Anleitung und die entsprechenden Formulare findest du hier auf unserer Website: https://teamwerbung.wien/wko-wahl-2025 Wenn du Hilfe mit der Wahlkarte brauchst, zB deine WKO-Mitgliedsnummer nicht findest, schreib uns einfach: changewko@teamwerbung.wien.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Mehr zum Team Werbung Wien und zur Wahl erfährst du hier. 

 

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