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Verena Titze ist good at schonungsloser Ehrlichkeit.

Verena Titze war lange Zeit als Senior PR Managerin und Journalistin tĂ€tig – stets unter Hochdruck und ohne Pausen. Diese permanente Belastung fĂŒhrte schließlich dazu, dass sie am 5. Februar 2020 komplett ausbrannte. Gleichzeitig erkannte sie, dass sie ein Alkoholproblem hatte. Seit dem 18. September 2020 ist sie trocken und hat in dieser schwierigen Phase zur Kunst gefunden. Heute steht sie mit ihrem Programm Burn.Out auf der KabarettbĂŒhne und verarbeitet ihre Erlebnisse humorvoll. Im Interview erzĂ€hlt sie uns von ihrem Weg durch diese intensive Zeit und wie sie schließlich die BĂŒhne fĂŒr sich entdeckt hat.

Verena Titze

Liebe Verena, freut mich sehr! Du bist ja gut unterwegs auf ganz schön vielen Hochzeiten! Podcast, Kabarett, Autorin, Speakerin
 wow! Aber mal von vorne: du hast ja quasi 2 Leben, eines „davor“ und eines „danach“. ErzĂ€hl doch mal ein bisschen 😉

Haha, ja, da hast du recht! Es gibt das Leben vor und nach meinem großen Crash. Ich war vor langer Zeit mal PR-Senior-Managerin bei einem TV Sender, und davor auch mal Journalistin. Ich habe unglaublich viel gearbeitet, extrem viel gefeiert. Diese Kombi ist nicht gut ausgegangen (oder doch? :D). Ich hatte Anfang 2020 ein massives Burnout. Damals habe ich dann auch schmerzlich erkannt, dass ich alkoholsĂŒchtig bin. Und dann kam der Wendepunkt. Ich habe mein ganzes Leben umgekrempelt. Es war ein wirklich harter Prozess, aber jetzt bin ich endlich da, wo ich hingehöre. Auf der BĂŒhne und in der Kunst fĂŒhle ich mich zu Hause.

© Dominik Geiger
© Dominik Geiger
„Auf der BĂŒhne und in der Kunst fĂŒhle ich mich zu Hause.“

Das merkt man! Ich finde deinen Podcast extrem gut und das Konzept toll. Ehrlich, offen und direkt. Wie kam es dazu?

Zuerst kam das Buch (“Burnt.Out”), dann Herr Professor Musalek. Ich wollte ihn fĂŒr meine BuchprĂ€sentation gewinnen und habe ihm mein Manuskript in die Hand gedrĂŒckt. In dem Buch geht’s um mein Burnout und meine Sucht. Prof. Dr. Musalek hat viele Jahre das Anton Proksch Institut geleitet (eines der grĂ¶ĂŸten Suchtzentren Europas) und ist angesehener Psychiater und Psychotherapeut. Wir haben uns von Anfang an super verstanden und waren uns auch in vielen Punkten einig. Dass beispielsweise Sucht enttabuisiert werden muss. Er hat mich auf meinem Weg extrem unterstĂŒtzt, bis mir die Idee mit dem Podcast kam. Michael Musalek war sofort begeistert. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team.

Das merkt man, wenn man euch zuhört. Das Thema Burnout beschÀftigt ja viele Menschen aktuell, woran glaubst du liegt das? Gibt es Probleme oder einfach mehr Aufmerksamkeit und AufklÀrung?

Wir leben in einer Erfolgsgesellschaft. Wir alle sollen immer schneller, immer mehr leisten. Dazu kommt, dass wir ungesunde Coping-Strategien nutzen. Statt zu sporteln, trinken wir dann ein paar GlÀser Wein zur Entspannung, schauen aufs Handy, netflixen. So können sich Körper und Geist nie richtig erholen, die so sehr benötigte Entspannung findet nicht wirklich statt. Es ist ein Teufelskreis. Mich wundert es nicht, dass viele Menschen mit ihrer mentalen Gesundheit zu kÀmpfen haben. Bringt uns aber auch niemand bei!
Dass mittlerweile mehr darĂŒber geredet wird, ist ein Anfang.

Genau das fehlt beim Thema Alkohol und Sucht noch ziemlich, oder? Das ist so in unsere Gesellschaft verwoben 


Ja, Alkohol wird ja richtig zelebriert. Und darf auch bei keiner Feier fehlen. Das Problem ist, dass Alkohol nur sehr kurzfristig Erleichterung bringt und auf Dauer sehr schĂ€dlich sein kann. Die vorgegaukelte Entspannung bringt uns z. B. nicht den erholsamen Schlaf, den wir brauchen wĂŒrden. Wenn ich dann in die Sucht kippe, werde ich plötzlich von der Gesellschaft verstoßen. Die Stigmatisierung und die Scham erschweren eine nachhaltige Heilung immens.

„Wir leben in einer Erfolgsgesellschaft. Wir alle sollen immer schneller, immer mehr leisten.“
© Dominik Geiger
© Dominik Geiger

Du bist ja schonungslos ehrlich mit deinem Leben und deiner Geschichte. Ist dir das am Anfang schwergefallen? Was ist deine Motivation dahinter? Was hast du in deinem 2. Leben gefunden, das du sehr gut kannst?

Ja, am Anfang ist es mir schwergefallen. Bei meiner ersten Premiere in der Kulisse und als mein Buch herauskam, hatte ich große Angst, wie das alles ankommt. Aber der Drang, meinem “Calling” zu folgen, war viel grĂ¶ĂŸer. Ich gehe in meiner Kunst auf. Und jetzt merke ich, dass es unglaublich vielen Menschen hilft. Und genau das ist es, was ich gut kann :). Schonungslos ehrlich und offen sein und dabei die Leute unterhalten. Das macht mich glĂŒcklich.

Das ist toll. Und genau, finden, was man gut kann und ab geht’s! 😉 Wie geht es weiter, was sind deine PlĂ€ne und Next steps?

Ich feiere mein Kabarett-DebĂŒt “Erfolgreich ins Burnout” am 4. November im Orpheum Wien, da geht jetzt meine ganze Kraft hin! Am 3. Dezember bin ich in der Kulisse und 2025 ist eine Tour geplant. Der Podcast vergrĂ¶ĂŸert sich stĂ€ndig, wir haben mittlerweile auch “Promi-Talks” dabei, wo wir interessante Menschen zu ihren mentalen Herausforderungen und “Lastern” befragen. Ich schreibe weiterhin, VortrĂ€ge auf Unis sind auch dabei. Das nĂ€chste Jahr wird jedenfalls aufregend. Ganz wichtig: Ich werde dazwischen ganz viel abschalten, damit der Stress sich in Grenzen hĂ€lt!

Sehr gut! Danke fĂŒr deine Offenheit!

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