Was genau versteht ihr unter FOOH und 3D-DOOH – und wie unterscheiden sich die beiden Formate in Konzept, Wirkung und Produktion?
FOOH ist ein 2023 entstandenes Kurzform-Videoformat. Man findet FOOHs vorwiegend auf Social Media. Das Format verbindet im öffentlichen Raum gefilmtes Videomaterial mit 3D-Elementen. Das Ziel? Aufmerksamkeit und Interaktion mit der Marke.
3D-DOOH hingegen basiert auf echten Screens – riesige LED-Wände an prominenten Orten. 3D-DOOH verbinden die Meisten mit anamorphischen “Pop-out-Effekten“ – wo sich Elemente scheinbar aus dem Screen herausbewegen. Dieses GefĂĽhl der Tiefe und Räumlichkeit wird durch den speziellen 3D Herstellungsprozess erzeugt.
Beide Format bedienen sich der Welt des 3D-Designs, der wesentliche Unterschied in der Produktion ist jedoch, dass bei 3D-DOOH rein virtuell gearbeitet wird und keine Videoproduktion benötigt wird. Wohingegen bei FOOH immer Videomaterial aufgenommen werden muss.
Dies wirkt sich natĂĽrlich auch entsprechend auf die Konzeption aus – grundsätzlich steht jedoch die gewĂĽnschte Message und die Brand immer im Mittelpunkt.

Wie läuft ein typisches Projekt bei euch ab – von der ersten Idee bis zur finalen Ausspielung?
Ein typisches FOOH lässt sich in 3 Phasen teilen. Konzeption, Produktion und Postproduktion. Ganz klassisch bekommen unsere Kunden zuerst Ideen in Form von Text, bildlich unterstützt mit Mockups. Je nach Projekt finden sich noch individuelle Zusatzinfos wie z.B. Drehorte, Umsetzungshinweise oder andere Informationen aus unserer Recherche.
Danach kĂĽmmern wir uns um Genehmigungen, Casting von Schauspielern, Testdrehs, Besichtigungen, Equipment und natĂĽrlich den tatsächlichen Dreh – je nachdem, was das individuelle Projekt verlangt.
Sobald wir alles im Kasten haben, starten wir mit der Postproduktion. Angefangen vom sogenannten “Tracking”, wo die Kamerabewegung des Videomaterials virtuell nachgebaut wird, ĂĽber die Erstellung, Animation und Simulation von 3D Elementen und Modellen, bis hin zum sogenannten “Compositing” – wo man alles Schichten, also Video, Schatten- und Lichtinformationen, Texturen usw. ĂĽbereinanderlegt.
Zwischen den 3 Phasen haben unsere Kunden die Möglichkeit regelmässig Feedback zugeben, so arbeiten wir uns iterativ zu einem tollen Endergebnis.
Bei 3D-DOOH ist die ganze Prozedur ähnlich – die Videoproduktion fällt jedoch raus und stattdessen gibt’s eine Live-Besichtigung gemeinsam mit der jeweiligen KundIn.
„Heute vorne mitzumischen heiĂźt aus unserer Sicht vielseitig sein.“
Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in eurem Workflow? Gibt es Phasen, in denen sie euch besonders unterstützt oder sogar neue Ideen möglich macht?
Wie vermutlich jedes Unternehmen beschäftigen natürlich auch wir uns mit KI. Bei uns kommt sie aktuell vor allem in der Konzeption und Recherche zum Einsatz.
Mockups und kurze Videos können zum Teil recht rasch erstellt werden und helfen ein GefĂĽhl und eine Idee schnell zu kommunizieren – auch intern – nicht nur in Richtung unserer Kunden.
Wie verändert KI euren kreativen Prozess – bleibt die Idee menschlich und die Umsetzung maschinell, oder verschwimmen diese Grenzen?
Komplette Ideen oder finale Outputs, die später öffentlich ausgespielt werden, erstellen wir derzeit noch nicht mit KI – vor allem, weil Ergebnisse in den entscheidenden Details oft noch nicht flexibel genug sind. Genau diese Feinheiten machen aber den Unterschied für unsere Kunden aus – sie erwarten maßgeschneiderte Konzepte mit einem hohen Maß an gestalterischer Kontrolle.
Trotzdem beobachten wir die Entwicklung sehr aktiv und testen regelmäßig neue Tools und Ansätze. Manche KI-Modelle inspirieren kreative Richtungen oder liefern interessante visuelle Experimente, aus denen später echte Konzepte entstehen können.
Kurz gesagt: In unserem kreativen Prozess bleibt die Kernidee bislang ganz klar menschlich – aber die Umsetzung wird durch KI in manchen Phasen effizienter oder explorativer.




Was macht FOOH fĂĽr Marken besonders interessant? Warum lohnt es sich, in diese Art der Sichtbarkeit zu investieren?
FOOH ist für Marken deshalb so spannend, weil es eine völlig neue Art von Sichtbarkeit ermöglicht: eine, die nicht an physische Flächen gebunden ist, aber trotzdem wie „echte“ Außenwerbung wirkt – nur eben mit weit größerer Reichweite durch die Ausstrahlung auf Social Media.
Darüberhinaus sind die benötigten Umsetzungszeiträume und Kosten einfach kleiner gegenüber vergleichbaren Guerilla-Stunts. Das ermöglicht Marken kurzfristiges Planen, gepaart mit einer unglaublichen Möglichkeit an Flexibilität im Creative.

„Relevanz war schon immer das zentrale Ziel in der Werbung.“
Wie stellt ihr sicher, dass eure Projekte nicht nur visuell auffallen, sondern auch skalierbar und kulturell relevant bleiben?
Relevanz war schon immer das zentrale Ziel in der Werbung – egal ob im Radio, TV oder auf Plakatflächen. Formate ändern sich, aber im Kern geht es immer um die Idee und wie sie kommuniziert wird.
Deshalb legen wir den Fokus auf die Idee. Sie muss einen Nerv treffen – emotional, gesellschaftlich oder visuell. Das Format, ob FOOH oder 3D-DOOH, ist für uns nur das Medium, über das die Idee transportiert wird.
Was die Skalierung betrifft: Das liegt aktuell nicht in unserem direkten Aufgabenbereich. Wir sind keine Mediaagentur – kein Targeting, kein Influencer-Matching. Wir konzentrieren uns bewusst auf das, was wir am besten können: starke Ideen entwickeln und exzellent umsetzen. Natürlich geben wir Empfehlungen, wie Kampagnen verlängert werden können – klassisch via Paid oder in Zusammenarbeit mit Creatorn – je nachdem, was zur Idee passt.
Welche Skills braucht es, um heute in diesem Bereich vorne mitzumischen – eher klassisch-visuell, techniknah oder beides?
Das ist eine gute Frage. Heute vorne mitzumischen heiĂźt aus unserer Sicht vielseitig sein.
Gerade in kleinen, agilen Teams in unserer Branche braucht es Generalisten mit Fokus – also Leute, die vieles können, aber eine klare Stärke mitbringen: Technik, Kreation, Kommunikation, Strategie.
Klassische Silos funktionieren hier eher schlecht. Technikverständnis ist genauso wichtig wie Kreativität. Und ohne People Skills geht sowieso nichts – weil gute Ideen immer im Team entstehen.
KI verstärkt das Ganze noch: Sie macht es möglich, mit kleinen Teams enorm viel Output zu erzeugen. Aber nur, wenn alle bereit sind, sich damit auseinanderzusetzen – egal ob mit Text-Prompts, generativen Bildern oder internen Automationen.
Wohin entwickelt sich euer Feld gerade – denkt ihr in Richtung Live-Experiences, KI-generierte Inhalte, neue Interfaces oder ganz andere Formen?
AR ist immer wieder ein Thema, das bei uns in Anfragen aufkommt. Hier haben wir auch bereits richtig coole Möglichkeiten zur Umsetzung, die wir gemeinsam mit unserem Softwarepartner Codeflügel erarbeitet haben.
Aktuell bespielen wir immer öfter das neue 3D Billboard im Prater. Generell bietet Digital Out Of Home (DOOH) die Möglichkeit einer Verbindung mit dem Format FOOH. Benefit ist hier ganz klar die breitere Abdeckung der Zielgruppen, sowohl Out Of Home und Social Media werden erreicht.
Kurz gesagt beobachten wir, dass FOOH immer mehr Bestandteil von Kampagnen wird. Wie kann man das Format weiter denken und in den Marketingmix kreativ integrieren – das beobachten wir aktuell sehr stark. Einer unserer FOOHs lief sogar im TV im Februar.
Viele Marken – wie zum Beispiel Samsung – zeigen, wie vielfältig FOOH heute eingesetzt werden kann: Im Rahmen eines ihrer jüngsten Produkt-Launches ließen sie über zwanzig 3D-Creator:innen eigene FOOH-Clips produzieren und auf ihren Kanälen veröffentlichen.. Samsung lässt hier den Creators bewusst sehr viel Freiraum.
In Sachen KI experimentieren wir gerne, wenn Zeit neben dem Tagesgeschäft bleibt – ein konkretes Angebot in diesem Bereich haben wir jedoch noch nicht.

„Wir lieben es, uns einzubringen, zu experimentieren und kreativ zu tĂĽfteln.“
Was inspiriert euch persönlich, um am Puls der Zeit zu bleiben – und wie integriert ihr dieses Wissen in euren Alltag?
Vor allem durch unser zweites Unternehmen FOOH.com bekommen wir sehr viel mit, was sich in der Branche tut. Alleine die Masse an Beispielen, die wir täglich zu Gesicht bekommen, ist pure Inspiration fĂĽr uns. Unglaublich, was hier abgeht und welch talentierte Leute es gibt. Um mehr Aufmerksamkeit auf die Nische zu lenken veröffentlichen wir auch bald unseren ersten FOOH Industry Report – wo man exklusive Einblicke in das Format und dessen Entwicklung bekommen kann.
AuĂźerdem versuchen wir viel zu experimentieren. Auch in Kundenprojekten – wer mit uns gearbeitet hat weiĂź, dass oft der ein oder andere Gag oder ein zusätzliches Element im Video landet, welche ursprĂĽnglich nicht vereinbart waren – aber das Video total aufwerten. Wir lieben es, uns einzubringen, zu experimentieren und kreativ zu tĂĽfteln.
Ansonsten hören wir Podcasts, schauen YouTube, scrollen auf Instagram und verfolgen die News – von Unternehmertum, über Hollywood Behind-the-Scenes, bis hin zu den großen AI Promovideos surfen wir die Flut an Content, die uns heute zur Verfügung steht. Oft findet sich die Inspiration in einem komplett anderen Thema, dass vielleicht gar nichts mit CGI zu tun hat.
Wenn ihr einen Wunsch frei hättet: Welches Projekt würdet ihr morgen sofort umsetzen, wenn Zeit, Budget und Kunde keine Rolle spielen?
Eine Kampagne bestehend aus einem 3D Billboard, einem FOOH Asset und einer physischen Komponente vor Ort.
Im 3D Billboard sehen wir einen Clip mit einem riesigen Ball. Beim FOOH sieht man, wie dieser Ball aus dem Billboard “rausfällt” und eine Person diesen auffängt. Die physische Komponente wäre dann vor Ort. In dem Moment, wo der Ball den Screen-Rahmen erreicht, verschwindet er vom Screen und es fällt ein echter überdimensionaler Ball hinter dem Billboard raus. Also eine echte Verbindung zwischen der digitalen und echten Welt – und garantiert ein Hingucker. Warum? Weil wir es lieben, auffällige 3D-Erlebnisse zu gestalten – und weil Tim und ich ursprünglich aus dem Maschinenbau kommen. Wir sprechen schon lange darüber, wie man diese beiden Welten sinnvoll verbinden kann. Ein Projekt wie dieses wäre für uns die perfekte Spielwiese: Kreativität, Technik und die Frage, wie weit man Realität digital erweitern kann – alles an einem Ort.

Vielen Dank für das tolle Gespräch!
Alle Infos ĂĽber rendersnek findet ihr hier.