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WOMENTOR ist good at DiversitÀt fördern.

WOMENTOR, gegrĂŒndet von DĂ©sirĂ©e Jonek-Lustyk und gemeinsam mit Josefine Schulze gefĂŒhrt, unterstĂŒtzt Unternehmen dabei, eine inklusive Kultur zu schaffen. Mit ihren Programmen begleiten sie Menschen und Organisationen auf dem Weg zu mehr Vielfalt und Chancengleichheit. Im Interview erzĂ€hlen sie, welche Visionen sie bis 2050 verfolgen und wie sie diese umsetzen wollen.

Désirée Jonek-Lustyk

Liebe DĂ©sirĂ©e, freut mich, dass wir es nach langer Zeit nun doch zum GesprĂ€ch geschafft haben. WOMENTOR ist eine beeindruckende Organisation. Könntest du uns zu Beginn erzĂ€hlen, wie die Idee zur GrĂŒndung von WOMENTOR entstanden ist? Welche persönlichen Erfahrungen haben dich dazu motiviert, dich so intensiv fĂŒr die Förderung von Frauen und Minderheiten einzusetzen?

Aus der Perspektive der GrĂŒnderin DĂ©sirĂ©e Jonek-Lustyk: Als weiße, relativ privilegierte junge Frau aus der Mittelschicht habe ich in meinem Leben glĂŒcklicherweise nicht sehr viel Diskriminierung erfahren mĂŒssen. Es gab jedoch den Moment in meiner Karriere, als ich bemerkte, dass ich mich hĂ€ufig alleine als Frau in RĂ€umen der Macht befinde. Je höher die Position, desto weniger Frauen schien es zu geben. Es gab einen SchlĂŒsselmoment, bei dem ich die verantwortungsvolle Position inne hatte, ein strategisches internationales Projekt zu leiten. Das Team bestand neben mir aus 9 weißen MĂ€nnern um die 40 Jahre. Und was passierte, als wir uns erweitern wollten? Jeder weiße Mann schlug einen weiteren weißen Mann vor. Das war der Moment, in dem ich realisiert habe: Wenn ich jetzt nicht handele und eingreife, dann wird sich nichts Ă€ndern. Dann wird der Frauenanteil in diesem Team immer weniger, wir werden immer einheitlicher – dabei hatten wir wahnsinnig viele qualifizierte Frauen in der Firma! Ich habe also aktiv dagegen gearbeitet und dem Team klargemacht, welche Kompetenzen – und Dimensionen der Vielfalt – uns noch fehlen. Das haben alle verstanden, und wir haben uns dementsprechend strategisch erweitert. Schockiert hat mich damals trotzdem: Wieso fĂ€llt das nur mir auf? Wieso sagt sonst niemand etwas dazu? Deswegen habe ich weitergemacht, und wir haben WOMENTOR mit einem tollen Team 2019 gegrĂŒndet, um weiterhin unsere Stimme zum Thema Vielfalt und Fairness zu erheben

© Jana Mack
„Es gab den Moment in meiner Karriere, als ich bemerkte, dass ich mich hĂ€ufig alleine als Frau in RĂ€umen der Macht befinde.“

Ihr betont bei WOMENTOR, dass nicht die Frauen oder Minderheiten sich Ă€ndern mĂŒssen, sondern das System. Welche konkreten VerĂ€nderungen strebt ihr an, um diese Strukturen zu durchbrechen, und wie setzt ihr das in der Praxis um?

Mit WOMENTOR legen wir den Fokus besonders darauf, Frauen und Minderheiten in der Arbeitswelt zu stĂ€rken. Uns ist es wichtig, dass die Verantwortung fĂŒr strukturelle Ungleichheit in der Gesellschaft nicht auf Frauen oder Minderheiten umgelegt wird – nach dem Motto ‘Lasst euch mal coachen, damit ihr endlich selbstbewusster werdet und geeigneter fĂŒr FĂŒhrungspositionen’. Stattdessen plĂ€dieren wir an Unternehmen, daran zu arbeiten, inklusiver zu werden. Das bedeutet oftmals, neue MaßstĂ€be zu setzen, zum Beispiel fĂŒr die Bewertung von Leistung. Ein Beispiel: Wenn ich von FĂŒhrungskrĂ€ften in meinem Unternehmen stĂ€ndige VerfĂŒgbarkeit erwarte, schließe ich damit automatisch und strukturell Personen mit Care-Verantwortung und in Teilzeit BeschĂ€ftigte aus. FĂŒr die systematische VerĂ€nderung in der Arbeitswelt braucht es neue und inklusive Lösungen und MaßstĂ€be fĂŒr Unternehmen. Mit unseren Beratungsdienstleistungen unterstĂŒtzen wir Unternehmen zum Beispiel dabei eine individuelle DEI Strategie in Richtung einer inklusiven und vielfĂ€ltigen Unternehmenskultur zu definieren und umzusetzen, um so faire Arbeitsbedingungen fĂŒr alle zu schaffen.

© Jana Mack

Mit ĂŒber 1.200 Mitgliedern habt ihr eine beachtliche Gemeinschaft aufgebaut. Was sind aus deiner Sicht die SchlĂŒsselfaktoren fĂŒr den Erfolg eures 1:1 Mentoring-Programms? Und gab es besondere Herausforderungen, die ihr dabei meistern musstet?

Uns gibt es mittlerweile seit 5 Jahren – wir haben viel gelernt und Erfahrungen gesammelt in den letzten Jahren, was ein richtig gutes Mentoring ausmacht. Zu unseren Erfolgsfaktoren zĂ€hlen die persönliche und individuelle Auswahl der passenden Mentorinnen und Mentoren aus unserer Datenbank mit mittlerweile ĂŒber 250 registrierten Mentor*innen, auf die wir sehr stolz sind. Wir haben dafĂŒr extra einen Matchin Algorithmus entwickeln lassen, der es uns ermöglicht, passgenaue Mentoring Beziehungen zu schaffen, von denen sowohl Mentee als auch Mentorin nachhaltig profitieren. Dazu bekommen wir viele schöne RĂŒckmeldungen von den Teilnehmerinnen, die es dank des Mentorings schaffen ihre Ziele in der Karriere zu erreichen, oder sich neu zu orientieren, oder endlich das eigene Business zu starten. Außerdem begleiten wir die Programm-Teilnehmerinnen wĂ€hrend des gesamten Mentoring-Jahres, indem wir als Ansprechpartnerinnen zur VerfĂŒgung stehen und bei Fragen oder Herausforderungen helfen. Neben dem individuellen Mentoring sind unsere Netzwerktreffen bei der Community beliebt, um wertvolle Kontakte zu knĂŒpfen und voneinander zu lernen – auch zum Bereich Diversity & Inclusion bieten wir dazu thematische Schwerpunkte, wie zum Beispiel Inclusion oder auch das Thema Care Work.

Herausforderungen begegnen uns zum Beispiel bei der individuellen Auswahl der Mentorinnen, dem KernstĂŒck der Arbeit am Mentoringprogramm. Die persönlichen Interviews und das Onboarding neuer Mentorinnen sind zeitintensiv und erfordern erhebliche Ressourcen – oftmals suchen wir sogar gezielt nach passenden Personen, wie im Headhunting. Um den perfekten Match fĂŒr jede Mentee gewĂ€hrleisten zu können, bedarf es, neben der Auswahl aus unserem bestehenden Pool an Mentorinnen, auch proaktiver Ansprache potenzieller Mentorinnen aus unserem Netzwerk und darĂŒber hinaus – tatsĂ€chlich richtiges ‘Headhunting’. Diesen Aufwand sieht man oft nicht direkt, aber es ist uns extrem wichtig, dass wir die passenden Personen im Mentoring miteinander verbinden. Richtiges ‘Matching’ eben!

© Jana Mack
„Wir möchten VerĂ€nderung anstoßen und den Status quo infrage stellen, um eine nachhaltigere und gerechtere Welt zu schaffen.“

Ihr legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und die sozialen Auswirkungen eurer Arbeit. Wie messt ihr den Erfolg eurer Initiativen und was waren bisher die bedeutendsten Ergebnisse?

Wir sind in diesem Jahr sogar als Verified Social Enterprise ausgezeichnet worden, was uns sehr stolz macht und unsere wichtige gesellschaftliche Arbeit wĂŒrdigt. Um dieses Label tragen zu dĂŒrfen, haben wir die Verpflichtung, einen Wirkungsbericht zu erstellen. Das heißt, wir messen unsere Daten auf unterschiedlichen Wirkungsebenen, von Input (was wir reinstecken, z.B. an Stunden, Ressourcen oder Investitionen) ĂŒber Outputs (z.B. unsere Zielgruppenerreichung, AktivitĂ€ten und Events, die stattfinden
) bis hin zu sogenannten Outcomes – auf der Ebene erwirken wir eine Änderung das Wissen und auch der FĂ€higkeiten, und schließlich des Verhaltens unserer Zielgruppe. So befragen wir beispielsweise unsere Programmteilnehmerinnen nach ihren Erfolgen und Erfahrungen nach dem Abschluss unseres Programms. Die Ergebnisse zeigen, dass rund 34 % aller Teilnehmerinnen ihr Selbstbewusstsein durch die Teilnahme am Programm steigern konnten. 38 % haben eine Gehaltserhöhung erwirkt und 68 % setzen sich jetzt selbst fĂŒr die UnterstĂŒtzung von Minderheiten ein, durch gesteigertes Bewusstsein, welches sie durch unsere Programme und Inhalte erlangen.

Mit WOMENTOR beratet ihr Unternehmen bei der Implementierung inklusiver Unternehmenskulturen. Wie stellt ihr oder du sicher, dass eure DEI-Beratung tatsĂ€chlich langfristige VerĂ€nderungen bewirkt und nicht nur als vorĂŒbergehender Trend wahrgenommen wird?

Um eine langfristige VerĂ€nderung zu schaffen, setzen wir auf langfristige Zusammenarbeit mit Unternehmen. Anstelle hier und da vereinzelte Maßnahmen zu setzen, empfehlen wir unseren Kundinnen immer zunĂ€chst eine individuelle DEI-Strategie zu erarbeiten. Klare Ziele zu haben und die passenden Maßnahmen zur Erreichung festzulegen, hilft maßgeblich dabei, langfristig erfolgreich zu sein. NatĂŒrlich begleiten wir unsere Kundinnen dabei, diese Strategie zu entwickeln. Falls diese Prozesse (noch) nicht freigegeben worden sind, haben wir aber auch einen pragmatischen Zugang, denn es ist besser, mit dem Thema ĂŒber einen ersten Awareness-Workshop zu beginnen, als es niemals zu beginnen.

© Jana Mack

WOMENTOR operiert als Social Business. Wie schafft ihr es, die wirtschaftlichen Anforderungen mit eurer sozialen Mission in Einklang zu bringen? Welche Herausforderungen oder Kompromisse mĂŒsst ihr dabei manchmal eingehen?

Limitierte (finanzielle) Ressourcen sind eine unserer grĂ¶ĂŸten Herausforderungen als Social Business. Ausgaben und Investments mĂŒssen gut priorisiert und strategisch eingesetzt werden. Wir haben keine so großen Marketingbudgets wie beispielsweise For-Profit-Unternehmen und sind daher auch auf die UnterstĂŒtzung durch unsere Kooperationspartner angewiesen.

Zum Abschluss: Was sind eure langfristigen Ziele und Visionen fĂŒr WOMENTOR? Wie seht ihr die Rolle eurer Initiative in der zukĂŒnftigen Entwicklung der Gesellschaft?

Unsere langfristige Vision fĂŒr WOMENTOR ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Gleichstellung in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft zu leisten. Wir gestalten eine Zukunft, in der Vielfalt und Inklusion gelebte RealitĂ€t sind. Wir werden unsere Community und unsere Programme kontinuierlich erweitern, um noch mehr Menschen zu mobilisieren und gemeinsam positive gesellschaftliche VerĂ€nderungen anzustoßen.

Sehr schöne Worte zum Abschluss, liebe Désirée! Hier können wir alle noch mehr dazu beitragen, damit diese Vision auch wirklich RealitÀt wird.

Weitere Informationen zu WOMENTOR und den Angeboten der Organisation findest du hier. 

bietet jetzt auch Beratung zum Thema Diversity, Equity & Inclusion (DEI) an – mehr dazu erfĂ€hrst du hier. 

Um mehr ĂŒber die GrĂŒnderinnen zu erfahren einfach auf die Namen klicken:
Désirée Jonek-Lustyk & Josefine Schulze

 

 

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