Good At Kolumne: Chrissi Eschelmüller

„Wir leben in einer Gesellschaft, in der Leistung immer noch einer der höchsten Werte ist.“

Wir leben in einer Zeit, in welcher wir jeden Tag, zu jeder Uhrzeit arbeiten und kommunizieren können. Wir können unseren Laptop aufklappen und stehen unmittelbar mit der ganzen Welt in Verbindung. Das hat viele Vorteile und bringt vor allem die Möglichkeit nach mehr Flexibilität in der Arbeitswelt mit sich.

Unser Home-Office ist seit der Corona-Pandemie nicht mehr wegzudenken und auf einmal wussten wir, dass auch flexible Arbeitszeiten möglich sind. Während das in der Pandemie oft herausfordernd war, sehen wir heute die positiven Effekte und Entlastungen für viele Menschen. Und trotzdem ist es spürbar, dass die Veränderungen in unserer Arbeitswelt, Reibungspunkte und reichlich Material für Diskussionen bieten. Ich denke aber, dass unser Arbeitssystem noch viel flexibler gedacht werden darf.

Als Selbstständige habe ich die Möglichkeit, meinen Arbeitstag nach meiner Energiekurve auszulegen. Ich kann samstags Coaching-Termine vereinbaren, um auch für die Coachees mit Kindern oder Vollzeitjob flexibler zu sein. Diese Umschichtung führt aber auch dazu, dass ich an ganz normalen Dienstagen um 11 Uhr Netflix schauen kann. Doch während ich das schreibe, in dem Wissen, dass das bereits meine Realität ist, macht sich eine andere Emotion breit: das schlechte Gewissen.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Leistung immer noch einer der höchsten Werte ist. Das System, welches daraus resultiert, ist ein klares Bild von „guter Arbeit“. Während es wichtig ist, dass wir einen Orientierungskompass haben – wie zum Beispiel, wann Kernarbeitszeiten sind – darf die individuelle Sichtweise dabei nicht verloren gehen. Das würde bedeuten, dass ich als Person herausfinden darf, was für mich wichtig ist und wie Arbeit auf meine eigenen Bedürfnisse und Lebensumstände bestmöglich angepasst werden kann.

 

In der Selbstständigkeit kann es bedeuten, dass ich eben nicht „selbst und ständig“ arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. Im Angestelltenverhältnis kann es der Schritt Richtung 30-Stunden-Woche sein, die Möglichkeit, Arbeitszeiten zum Teil frei wählen zu können oder Meetingzeiten auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden auszulegen.

Mein eigenes schlechtes Gewissen und die politischen Diskussionen zeigen mir aber, dass wir davon noch einige Schritte entfernt sind. Unser leistungsorientiertes System, das für viele Herausforderungen nicht ausgelegt wurde, müsste dafür nämlich noch deutlich flexibler und humanistischer gestaltet werden.

Diese Flexibilität würde dazu führen, dass nicht die Perfektion der Tagesstruktur uns erfolgreich sein lässt. Vielmehr wäre es ein Arbeitstag, der auf meine Bedürfnisse angepasst ist, durch den ich bestmöglich arbeiten kann. Was würde also passieren, wenn wir uns der generellen Idee von ressourcenorientierter Arbeit öffnen? Ich denke, dann haben wir am Ende eine Win-Win-Situation. Gesündere Menschen, die effektiver arbeiten und so der Wirtschaft etwas Gutes tun können. Weniger Krankenstandstage, die einerseits Geld kosten und andererseits eine Entlastung für das Gesundheitssystem bedeuten. Und das wäre erst der Anfang.

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