Good at Kolumne:
Nadja Stritezsky

Nadja Stritezsky stellt als selbststĂ€ndige Markenberaterin, Konzepterin und Coach fĂŒr Persönlichkeitsentwicklung hauptsĂ€chlich neugierige Fragen und Perspektiven auf den Kopf. Mehr als 18 Jahre Erfahrung in namhaften Agenturen und Projekten von Handel bis Politik verbindet sie mit ihrem stets frischen Blick auf die Dinge. Nun ist sie bereit fĂŒr ihr nĂ€chstes Abenteuer: ihre eigene Kolumne bei uns!

Nadja Stritezsky

„Wir sind alle Trottel. Immer wieder. Wir versprechen uns alle, stolpern, wir enttĂ€uschen uns und andere, machen doofe Fehler, stinken manchmal, verplempern unsere Zeit, sind zu spĂ€t oder hören nicht zu.“

We’re all idiots. (And why that’s awesome.)

Eine Kolumne für good.at schreiben also. Klar hab ich Lust und Ideen dazu. Tippe wie wild drauf los. Und bleibe gleich mal hĂ€ngen: Moment. Sollte schon was echt Kluges sein jetzt. Was jede*n in der Branche interessiert. Irgendwas mit KI und Purpose vielleicht. Und mich als Coach prĂ€sentieren sollte ich wohl auch.

Kennen wir diese Gedanken nicht alle? Ein heikler Termin, eine fette PrĂ€sentation, ein lang ersehntes Interview, ein schwieriges GesprĂ€ch. Und die NervositĂ€t davor. Die Unruhe, die schwitzigen Finger, ein subtiles Gefühl von Angst.

Damit hab ich mich in den letzten Jahren genauer beschĂ€ftigt – und mich gefragt: Wovor fürchten wir uns da eigentlich? Uns zu blamieren, bloßgestellt zu werden, nicht zu performen? BelĂ€chelt, gar ausgelacht zu werden? In unserer UnfĂ€higkeit erkannt zu werden (Imposter-Syndrom lĂ€sst gruÌˆĂŸen)? Wie ein Trottel dazustehen?

Wahrscheinlich ein bisschen was von allem. Und doch ist das eigentlich höchst ironisch, denn – und diese einfache Erkenntnis beruhigt mich immer wieder aufs Neue:

Wir sind alle Trottel. Immer wieder. Wir versprechen uns, stolpern, machen doofe Fehler, wir enttÀuschen uns und andere, stinken manchmal, verplempern unsere Zeit, sind zu spÀt oder hören nicht zu.

Und zwar, weil wir alle Menschen sind – ganz normale. Wir brauchen diese Trottel-Seite sogar. Denn ohne die gĂ€b’s kein Auf-und-ab, kein Wiederaufstehen, kein Lernen. Und daher auch keine stolzen Momente (wir könnten sie ja nicht vergleichen) und schon gar kein Über-uns-hinaus-wachsen.

 

Im Umkehrschluss heißt das: wir können gar nicht dauernd perfekt, makel- und fehlerlos sein. Denn dann wĂ€ren wir kein Mensch. Eine KI vielleicht, aber eben kein Mensch.

Wie kommen wir dann überhaupt auf diese aberwitzige Idee, diese Illusion der Perfektion? Tja, das liegt in der Natur von uns Menschen: Wir sind mit der skurrilen Eigenschaft ausgestattet, uns selbst immer wieder maßlos zu überschĂ€tzen. Weil wir die Vorstellung der absoluten SouverĂ€nitĂ€t so toll finden, kreieren wir Held*innen und -geschichten, die uns dieses Bild vermitteln. Verlieben uns in diese Held*innen und wollen genauso sein. Werden. Bleiben. (Hollywood früher und Insta heute machen nichts anderes, als diese Sehnsucht stĂ€ndig zu füttern.)

Müssen wir jetzt enttĂ€uscht sein, so normal menschlich zu sein? Ganz im Gegenteil, denn seien wir ehrlich: Können wir nicht am herzhaftesten drüber lachen, wenn wir uns versprechen und neue Wörter kreieren, haben wir nicht die besten Ideen, wenn wir uns gerade mit ineffizienten Belanglosigkeiten beschĂ€ftigen und spüren wir nicht diese echte Verbundenheit, wenn sich jemand neben uns total blamiert?

Eben.

Also bitte: lasst uns alle mehr Trottel sein.
Und umarmen wir unsere inneren Idioten.
Und die von anderen.
Denn das wird eine KI nie können.
Und das ist gut so.

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